Schlechte Gefühle und alte Steine

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»Schattenstern, die Katzen sind müde«, hörte Sprenkeljunges Luchsohr ihrer Mutter zuflüstern. »Die Jungen sind eine leichte Last, aber Blendfeuer und Weiser Falke können die fremde Kätzin nicht ewig tragen. Auch ihre Wunden könnten jederzeit aufreißen.«

»Hat sie schon gesagt, wer sie angegriffen hat?«, wollte die Anführerin des WindClans wissen, doch der gelbbraune Kater schüttelte den Kopf. »Solange wir nicht mit Sicherheit sagen können, dass wir aus der Reichweite ihrer Feinde entkommen sind, gehen wir weiter.«

»Aber...«

»Nein!«, fuhr die schwarze Kätzin ihren Stellvertreter an. Ihr Schweif peitschte zornig hin und her. Sprenkeljunges wand sich in Wirbelwassers Maul, aber die dunkelgraue Kätzin schien selbst überrascht von Schattensterns plötzlichem Wutausbruch zu sein. »Ich bin für die Sicherheit meines Clans verantwortlich«, fuhr sie etwas ruhiger fort. »Wir haben schon so viele Verluste erlitten. Erst Traumschweif und Seelenpfote und jetzt auch noch Todesfeder mit zweien ihrer Jungen und Eulenpfote. Und ich spüre in meinen Knochen, dass sie nicht die letzten sein werden.«

»Die fremde Kätzin gehört aber doch nicht mal zu uns!«, miaute Luchsohr drängend und senkte die Stimme noch weiter ab. »Du kannst von Blendfeuer und Weiser Falke nicht verlangen, dass sie eine Katze tragen, von der wir nicht mal wissen, ob sie vielleicht unser Feind ist. Es kann schließlich sein, dass sie für etwas bestraft wurde und deswegen...«

Schattenstern schnitt ihm mit einem gereizten Fauchen das Wort ab. »Gut, wir halten an. Aber sollten wir angegriffen werden, musst du dich vor dem gesamten Clan rechtfertigen.«

Der gelbbraune Kater senkte gehorsam den Kopf, bevor er sich umwandte und seinen Clan-Gefährten laut zurief: »Halt! Wir legen eine Pause ein!«

»Auf dieser Fläche!«, fügte Sprenkeljunges' Mutter noch hinzu und deutete auf ein flaches, graues und tristes Gelände. Nur in der Mitte erhob sich ein seltsames Gebilde der Zweibeiner. Als die gesprenkelte Kätzin die Ohren spitzte, hörte sie ein leises Wasserrauschen aus der besagten Richtung.

Endlich sauberes Wasser!, freute sie sich und sprang sofort auf das Gebilde zu, nachdem Wirbelwasser sie abgesetzt hatte. Hinter ihr hörte sie das erleichterte Seufzen der Krieger, die nach so einer langen Marschzeit sicherlich viel erschöpfter waren als die Jungen, die getragen worden waren.

Sprenkeljunges blieb am Fuß des Steindings stehen und blickte hinauf. Von Weitem hatte es viel kleiner ausgesehen. Da komme ich nicht hoch, dachte sie enttäuscht und wollte gerade wieder zu ihren Clan-Gefährten zurückkehren, als eine Stimme direkt hinter ihr ertönte.

»Wenn du möchtest, helfe ich dir hinauf.« Die gesprenkelte Kätzin fuhr herum und sah sich Funkenstern gegenüber. So nah war sie dem golden getigerten Kater noch nie gewesen. Jetzt konnte sie seine nackte Haut auf der linken Seite in allen Einzelheiten betrachten. Es war einfach nur abstoßend und Sprenkeljunges musste sich zusammenreißen, um nicht zurückzuschrecken. Ihr Herz klopfte so schnell, dass sie meinte, es könnte ihr jederzeit aus der Brust springen. »Nun?«, hakte Funkenstern ungeduldig nach. Seine grünen Augen fixierten sie. Bestimmt schaut er so auch seine Beute beim Jagen an!

»Kannst du mich zuerst hochheben?«, fragte auf einmal Dunkeljunges. Ihren Bruder hatte die kleine Kätzin gar nicht gemerkt. Er stand im Schatten des ausgewachsenen Katers, sodass sein Fell fast mit der Dunkelheit verschmolz. Doch seine blauen Augen funkelten wie zwei Eissplitter. Kalt und stechend.

»Natürlich«, schnurrte Funkenstern belustigt und duckte sich etwas, damit ihr Bruder auf seinen Rücken klettern und von dort auf das Gebilde springen konnte.

»Hier oben ist es unglaublich!«, rief Dunkeljunges nach einer Weile von oben hinunter. »Komm, Sprenkeljunges, zieh nicht den Schwanz ein. Das musst du gesehen haben!«

Warrior Cats - Dunkle SterneWhere stories live. Discover now