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"Er hat uns zurück gelassen. Ihm ist doch klar, dass wir keine übermenschliche Geschwindigkeit haben.", schimpfte Tyler. "Erwähne das nicht in seiner Gegenwart, sonst fühlt er sich uns noch überlegen.", knurrte Scott ebenso sauer. In dem Moment hörten sie ein Geräusch hinter sich. Die beiden wirbelten herum doch es war nur eine Katze die hinter einem Müllcontainer heraus gesprungen war. Tyler sah Scott aus dem Augenwinkel an. "Irgendwas an dieser Stadt beunruhigt mich. Sie macht mich nervös.", gestand er leise. Scott schnaubte. "Das liegt nicht an der Stadt, das liegt an diesen gruseligen Typen von vorher. Das waren Blutsauger, kein Zweifel, aber ist dir aufgefallen das wir sie nicht wittern konnten? Normalerweise stinken diese Blutsauger meilenweit bestialisch. Aber diese hatten keinen Geruch.", sagte Scott beunruhigt. Tyler stimmte ihm insgeheim zu. Das war ihm auch schon aufgefallen, doch es war zu beunruhigend um es auszusprechen. Denn dadurch wurde ihnen ihr größter Vorteil den Blutsaugern gegenüber genommen. Denn auch wenn sie es niemals zugeben würden, in dieser Gestalt, waren sie den Vampiren weit unterlegen. In dem Moment hörten sie erneut ein Geräusch. Dann schlug der Wind um und ein Geruch wurde ihnen entgegen geweht. Ein Vertrauter Geruch, und doch fremd. Scott sah Tyler vielsagend an. Dieser nickte kaum merklich. Ohne Vorwarnung schossen die beiden in die Seitengasse, Scott schnappte sich den Typen der sich im Schatten versteckt hatte und drückte ihn gegen die Wand. Tyler baute sich neben ihm auf. "Wer bist du? Was willst du von uns?", knurrte Scott den fremden Jungen an, doch er ließ ihn verblüfft los als er ihn genauer betrachtete. Er war noch jung, vielleicht erst sechzehn, beinahe noch ein Kind, und sah Scott mit großen Augen an. Kaum hatte Scott den Jungen losgelassen rappelte er sich auf und funkelte die beiden herausfordernd an. "Das sollte besser ich fragen. Ihr seid hier die Fremden!" Er versuchte wohl bedrohlich zu klingen, was jedoch misslang. Scott und Tyler sahen sich fragend an, unsicher was sie jetzt tun sollten. Dem Jungen gefiel es gar nicht das sie ihn ignorierten. "Ich rede mit euch! Wer seid ihr? Was wollt ihr hier? Das ist unsere Stadt. Jedenfalls war sie es einmal, doch wir werden sie zurück erobern!" Tyler wechselte noch einen Blick mit Scott ehe er sich an den Jungen wandte. "Wie wäre es damit, wir sagen dir wer wir sind, und du sagst uns wer du bist. Ich bin Tyler. Das ist mein Bruder Scott. Wir sind... Touristen.", stellte sich Tyler versöhnlich vor. Der Junge sah die beiden befremdlich an. "Touristen? Hier? Im Kaff von Missouri?", fragte dieser überrascht. "Glaub uns, wir sind nicht ganz freiwillig hier. Und du bist?", knurrte Scott ungeduldig. "Achso ja, ich bin Joshua. Ich gehöre zum Missouri Rudel. Zu welchem Rudel gehört ihr?", stellte sich der Kleine vor und sah neugierig zwischen den beiden hin und her. Scott und Tyler sahen sich unsicher an. "Das ist kompliziert.", wich Tyler aus. Als er bemerkte wie Joshua misstrauisch die Augen zusammen kniff wechselte er schnell das Thema. "Du sagtest dies war einmal eure Stadt und ihr wollt sie zurück erobern. Was hast du damit gemeint?", fragte er schnell. Joshuas Miene verdunkelte sich. "Diese Stadt war einmal ein schöner Ort, es waren immer Menschen auf der Straße, Kinder die gespielt haben. Es war ein sicherer Ort. Auch für das Rudel. Zu Vollmond haben wir uns immer in dem nahe gelegenen Wald versammelt. Doch dann kamen sie, und alles hat sich verändert.", erzählte er und sein Blick schweifte in die Ferne. Scott warf Tyler einen vielsagenden Blick zu. Jetzt wird es interessant. "Wer sind sie?", fragte Scott neugierig. Joshua zuckte zusammen als hätten die beiden ihn aus seiner eigenen Welt gerissen und seine Aufmerksamkeit kehrte zurück. "Sie. Die Vampire. Doch keine normalen Vampire, sie sind anders. Gefährlicher. Sie töten wahllos, Menschen, Wölfe, vollkommen egal. Nun sieht euch die Stadt an. Leer, verlassen, in Angst. Die Menschen wissen nicht was los ist, die Polizei ist ratlos, das Rudel hat sich im Wald versteckt. Und das alles nur wegen diesen Kindern der Nacht." Scott und Tyler sahen Joshua überrascht an. Dass Vampire hier waren wussten sie ja bereits, aber Kinder der Nacht, davon haben sie noch nie gehört. "Kinder der Nacht? Hört sich an wie irgendeine Blutsauger Sekte.", murmelte Scott finster. Joshua nickte. "Das denken wir auch. Aber Alonso kann euch das bestimmt besser erklären, er wird euch bestimmt kennenlernen wollen. Kommt mit!" Joshua rannte los doch als er merkte, dass die beiden ihm nicht folgten blieb er stehen und drehte sich um. "Warum kommt ihr nicht?", rief er vorwurfsvoll. Scott hob eine Augenbraue. "Warum sollten wir?", fragte er im Gegenzug. "Ihr könnt nicht alleine hier bleiben. Wenn die Vampire herausfinden, dass ihr hier seid, seid ihr so gut wie tot." Scott wollte etwas erwidern doch Tyler ließ ihn nicht zu Wort kommen. "Dieser Alonso, er ist euer Alpha nicht wahr? Kann er uns vielleicht mehr über diese Kinder der Nacht erzählen?", fragte er Joshua der ohne zu Zögern nickte. "Bestimmt! Alonso weiß alles was in dieser Stadt passiert!" Tyler sah seinen Bruder erwartungsvoll an. In seinem Blick lag eine Stille Aufforderung. Wenn sie mehr herausfinden wollten, müssten sie mitgehen. Scott zögerte noch kurz bevor er resigniert seufzte. "Einverstanden." Joshuas Blick hellte sich sofort auf. "Dann mir nach!", rief er enthusiastisch und lief voraus. Scott und Tyler folgten ihm.

Das Mädchen stand da und sah den drei Jungs hinterher. Sie hat alles gehört. Sie war genau neben ihnen gewesen, doch keiner hatte Notiz von ihr genommen. Keiner nahm jemals Notiz von ihr. Keiner hörte sie, keiner sah sie, keiner wusste dass sie da war. So viele Jahre sind vergangen seit sie das letzte Mal mit jemanden gesprochen hatte, das ihr jemand zugehört hatte, das sie jemanden berührt hatte. So viele Jahre voller Einsamkeit. So viele Jahre allein. So viele Menschen und doch war sie allein. Sie sah alles, sie hörte alles und konnte doch nichts ändern. Auch nicht das, was nun auf sie alle zukam.

SchattenweltWhere stories live. Discover now