Jetzt komm schon du blöder Stein. Du sollst mir den Weg weisen, also weise mir den blöden Weg.", schimpfte Skylar und starrte den Stein in ihrer Hand an, der nach wie vor unscheinbar dalag. Sie fluchte laut. "Was habe ich auch erwartet, von einer Hexe. Sie tun zwar immer so als wären sie was Besonderes, doch schlussendlich stellt sich heraus das sie nutzlos sind." Skylar sah nach vorne wo sich nach wie vor der Gang erstreckte, es schien kein Ende in Sicht zu sein. Sie sah über ihre Schulter nach hinten, und konnte gerade noch wage die Tür erkennen, durch die sie hierhergekommen war. Hinter ihr lagen bestimmt hundert von Türen, von denen sie jede einzelne geöffnete hatte und kontrolliert hat, ob der Stein darauf anspringt, doch ohne Erfolg. Sie sah wieder nach vorne wo sich eine schier unendliche Anzahl von Türen befand und seufzte gequält. Wieso hat sie sich nur darauf eingelassen. Natürlich wusste sie was für eine großartige Chance das hier war. Damit konnte sie nicht nur das Vertrauen des Jägers gewinnen sondern gleichzeitig in Erfahrung bringen, wie sie ihn töten könnte. Doch hätte sie gewusst was für ein Aufwand das hier war, hätte sie Jax geschickt. Sie straffte die Schultern und ging auf die nächste Tür zu. "Man kann vernichtet werden, aber man darf nicht aufgeben." Dort blieb sie stehen und sah den Stein an. "Du solltest jetzt besser ein Feuerwerk von dir geben wenn ich die blöde Tür öffne, du nutzloses Ding. Wegen dir zitiere ich jetzt schon Hemingway." Mit diesen Worten öffnete sie die Tür und wappnete sich für alles was diesmal aus der Tür herausgeschossen kommen würde, doch es geschah gar nichts. Sie lugte in den Raum nur um Dunkelheit vorzufinden. Unendliche Dunkelheit, wie ein schwarzes Loch das alles zu verschlingen drohte was in seine Nähe kam. "Das ist neu.", murmelte Skylar und streckte die Hand aus um den Stein in den Raum zu halten. Nichts. Der Stein blieb wie er war. Frustriert knallte Skylar die Tür zu und schleuderte den Stein von sich, doch ehe er auf den Boden aufkam, erstarrte er in der Luft. "Interessant.", flüsterte Skylar und trat näher an ihn heran. In dem Moment begann der Stein leicht zu leuchten und im nächsten Moment schoss er los. Skylar starrte ihm fassungslos hinterher. "Echt jetzt? Warum hast du das nicht schon früher gemacht?", schimpfte sie ehe sie sich beeilte den Stein hinterher zu kommen, welcher zielsicher durch den Gang schwebte, bis er vor einer Tür verharrte, als würde er auf Skylar warten. Als diese dort ankam und die Hand ausstreckte, schwebte der Stein in ihre Hand und blieb dort liegen, als wäre nichts passiert. "Ich hasse dich.", zischte Skylar dem Stein zu bevor ihre Aufmerksamkeit auf die Tür fiel. "Ich hoffe für dich das ist die richtige, ansonsten zermalme ich dich bis du nur noch ein Häufchen schwarzes Pulver bist.", drohte Skylar dem Stein, der nun wieder unscheinbar in ihrer Hand lag, ehe sie auf die Tür zuging und sie öffnete. Was dahinter lag überraschte sie. Sie hätte mit irgendetwas Furchterregendem gerechnet, eine flammende Wüste der Verzweiflung oder ein kalter Eissturm des Todes. Doch sie betrat einen weitläufigen Sandstrand. Die Sonne stand am wolkenlosen Himmel, das Meer vor ihr funkelte als wären abertausende klitzekleiner Kristalle darin, welche das Sonnenlicht reflektierten und die idyllische Szene vollendeten. Am Strand spielten lachende Kinder, sie rannten in die Wellen, spritzten sich gegenseitig nass, quietschen vor Freude. Rundherum standen stolze Eltern, die ihren Kindern zusahen, sich sonnten oder den Strand entlang spazierten. Skylar blieb irritiert stehen und sah sich stirnrunzelnd um. "Wo zur Hölle bin ich den hier gelandet?", murmelte sie zu sich selbst. In dem Moment blieb ihr Blick an ein paar Steinhöhlen hängen, die verteilt am Strand standen. Sie passten nicht im geringsten in dir Landschaft, und doch schien es, als würden sie sich in die Szenerie einfügen, als würden sie her gehören. Skylar trat näher an eine heran. Da sah sie eine ausgemergelte Gestalt in dessen Schatten, die mit gierig funkelnden Augen ein paar Kinder fixiert hatte, die vor der Höhle Abfangen spielten. Die Gestalt kroch immer näher an den Höhleneingang heran und streckte seine knochigen Finger nach den Kindern aus, doch diese waren außer Reichweite. Mit einem wütenden Zischen zog die Gestalt ihre Hand wieder zurück, doch sie konnte ihren gierigen Blick nicht von den Kindern abwenden. Gerade als eines der Kinder laut lachte und einen Schritt näher an die Höhle heran trat, schoss die Gestalt nach vorne. Sie streckte ihre Hände nach dem Kind aus, das gierige Funkeln in ihren Augen wurde ersetzt durch ein triumphierendes, hyänenhaftes Grinsen, doch kurz bevor die Gestalt nahe genug an das Kind heran kam, wurde es vom Sonnenlicht erfasst. In sekundenschnelle loderten die Flammen auf ihrer Haut und verschlagen die Gestalt, die sich verzweifelt windetet und ihre markerschütternden Schmerzensschreie drangen über den gesamten Strand, doch keiner nahm davon Notiz. Nicht einmal die Kinder würdigten der brennenden Gestalt auch nur einen kurzen Blick, sondern spielten gelassen weiter. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis die Gestalt endlich zu einem Häufchen Asche zerfiel und die schrecklichen Todesschreie verstummen. Gerade als die Asche von einem Luftzug weg geweht wurde, hörte Skylar ein verzweifeltes Wimmern aus der Höhle. Da war sie wieder, die Gestalt, noch magerer als vorher, zusammengekrümmt in der letzten Ecke der Höhle, und verfolgte die Kinder mit gierigem doch auch hoffnungslosen Blick. Da erkannte Skylar, wo sie war. Wieso ist sie nicht schon früher darauf gekommen. Die Menschen, die Kinder, sie alle waren keine Seelen, sie gehörten zur Folter. Sie waren die Versuchung. Sie waren ein köstliches Buffet, so nah, und doch so unmöglich zu erreichen. Sie waren der Lebensquell für jeden Vampir, unzählige menschliche Blutbeutel, die den ausgehungerten Vampiren genau vor der Nase herum rannten, und doch unantastbar waren. Denn jeder Vampir der versuchte den brennenden Hunger zu stillen, der versuchte die Gier in seinem Inneren zu befriedigen, müsste in das Sonnenlicht treten, und einen qualvollen Tode sterben, nur um wieder geboren zu werden, noch hungriger, noch verzweifelter. Dies war die persönliche Hölle der Vampire.

YOU ARE READING
Schattenwelt
FantasyEs gibt eine Welt im Schatten. Eine Welt jenseits eures Vorstellungsvermögen. Eine Welt volle Hexen, Vampire und Werwölfe. Dschinn, Jäger und Geister. Manche von ihnen leben unter uns, andere im Verborgenen. Manche von ihnen sind gut, andere böse, a...