Alles ändert sich

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- Jeden Abend weine ich. Jeden Abend frage ich mich, warum ich so bin. Jeden Abend bringt es nichts -

Früher dachte ich immer, ich sei ein starkes Mädchen, aber nach diesem Erlebnis wusste ich, dass ich es nicht war. Ich hatte noch nie so viel geweint.

Auf Social Media war Stille eingekehrt und langsam fragten sich nur noch wenige wo ich geblieben war. So schnell wurde ich vergessen...

Morgen ging es zurück nach Berlin. Ich hatte keinen Grund mich zu freuen. So konnte ich weder Social Media machen, noch zur Schule gehen.

Diese blöden Tabletten wirkten überhaupt nicht. Wenn, dann machten sie alles noch viel schlimmer.

Aus Frust und Verzweiflung nahm ich sie trotzdem noch. Tablette für Tablette...

Kurz vor der Abreise

Ich und meine Mutter waren startbereit. Ein Taxi holte uns vor dem Hotel ab. Ich war natürlich geschminkt.

Immer, wenn jemand mit mir redete, versuchte ich meine Haut hinter meinen Haaren zu verstecken oder wenigstens nicht so nah an den anderen zu gehen. Keiner sollte meine Akne genauer betrachten.

Der Gedanke, dass ich Akne hätte, war mir immer noch fremd. Akne? Ich hatte mich nie zuvor damit beschäftigt...

Am Flughafen ging alles schnell. Vom Sucherheitscheck bis in den Flieger, verging nur eine halbe Stunde.

Der Flug an sich war ätzend. Ich saß am Fenster und schaute fast die ganze Zeit nach draußen. Auf die Gebäude, die so klein wie Legosteine geworden waren und später auf das Meer, wie es seine Wellen schlug.

Wenn es möglich war mit einem Flugzeug über den Wolken zu fliegen, warum gab es für mich kein Heilmittel?

3 Wochen später

Ich war nur noch Zuhause, aber wie es ausschaute musste ich bald wieder zur Schule.

Liebes Tagebuch,
Ich kann es kaum glauben, meine Haut ist tatsächlich besser geworden! Es ist noch lange nicht gut, aber man sieht eine deutliche Verbesserung. Ich glaube es liegt an diesen Tabletten. Als ich heute dannach gegoogelt habe, stand da, dass es mega lange dauert bis Aknowaste wirkt. Das gibt mir Hoffnung.

Am nächsten Morgen sprach meine Mutter mit mir, um mir zu erzählen, dass sich etwas drastisch verändern würde.

Wir würden umziehen...

Mama hatte mir erzählt, dass es besser für mich sein würde. Ich sollte raus aus der Stadt und in die Natur.

Ich hatte mein ganzes Leben lang in einer Großstadt gelebt. Natur war mir total fremd...

Meine Mutter hatte einen Job als Physiotherapeuten bekommen. Irgendwo in der Pampa.

Das erschreckende war, es ging schon übermorgen los. Meine Mum hatte das ganze bis dahin verheimlicht.

Eigentlich war es mir egal, denn Freunde hatte ich keine mehr und von Hobby war nie eine Rede.

Gebraucht werde ich nirgends, also was soll's...

Auf der Fahrt in das neue Zuhause

Bäume, Büsche, riesige Felder, Wiesen, soweit das Auge reicht und ab und zu ein paar einsame Häuser.

Das Allgäu...

Liebes Tagebuch,
Ich weiß nicht was ich schreiben soll. Mein Leben ist gerade total verwirrend. Wir ziehen um... Ich habe keine Ahnung ob ich lachen oder heulen soll. Vermissen werde ich nichts. Freuen kann ich mich nicht. Mein Gesicht wird wenigstens besser, aber es geht nur ganz langsam...

Angekommen...

"Eine lange Fahrt war es bis hier her" :rief meine Mutter, ohne mich direkt anzusprechen.

Ich stieg aus dem Wagen und sah mich um. Wir standen auf einem Parkplatz.

Ein paar Schritte weiter stand ein kleines Haus aus dunklem Holz. Überall waren bunteBlumen.

Ich lief weiter und entdeckte eine große Wiese auf der anderen Seite des Gebäudes.

Von einer Veranda aus konnte man die hoch gewachsenen Gräser sehen. In der Ferne lagen die Berge.

Es war eine Einöde...

Meine Mutter kam um die Ecke und ging zu einem Mann, der ein paar Meter entfernt, vor der Haustür stand.

Er übergab meiner Mutter einen Schlüssel. Ich drehte mich weg und tat so, als würde ich beschäftigt sein.

Erst als mich meine Mutter rief, drehte ich mich wieder zu ihr.

Sie hielt mir die Türe auf und ich betrat das Haus.

Von der Veranda aus strahlte die Sonne, durch die großen Fenster, direkt in mein Gesicht.

Ein offener Flur führte uns Wohnzimmer, das bereits voll eingerichtet war.

Die Küche sah neu aus. Sie war im selben Raum und nur durch einen Bär Tisch getrennt.

Ein Stück weiter warf ich einen Blick in das Bad. Es war vermutlich auch erst renoviert. Alles dort war weiß und dunkelblau.

Hinter einer anderen Tür sah ich eine simple Abstellkammer.

Es ging eine breite, hölzernen Treppen hoch. "Die 2. Tür gehört zu deinem Zimmer. Schau rein." :sagte Mama.

Ich war schon ein wenig gespannt, als ich einen Blick in den Raum warf.

Das Erste, das mir auffiel war der Ausgang zum Balkon. Der Blick in Richtung der Wiese, vor dem Haus und den Bergen, in der Ferne.

Mein Zimmer hatte bereits die Grundausstattung. Ein Weißes Bett, ein Holzschrank, ein Nachttisch, zwei weiße Regale, einen kleinen Tisch mit Stuhl und einen großen Spiegel.

Ich machte die Balkontür auf schloss meine Augen, während mich die Sonnenstrahlen wärmten.

"Das war also mein zukünftiges Zuhause. Irgendwo im nirgendwo..."

FAMEWhere stories live. Discover now