51. Herzensangelegenheiten Teil 1

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Wie erhofft, waren die Temperaturen gegen Abend etwas gesunken und die frische Meeresbrise war wohltuend für Körper und Geist. Simon holte Izzy pünktlich um sieben Uhr bei Clary ab. Er hatte sich eine bunte Picknick-Decke unter den Arm geklemmt und trug in der rechten Hand einen großen Picknickkorb.
Simon hatte das Gewicht des Korbs eindeutig unterschätzt. Der Weg von seinem Zuhause zu Clarys war zwar nur ein Katzensprung, aber zum Strand waren es auch nochmal zehn Minuten Fußmarsch. Seine Mutter hatte ihm bei den Vorbereitungen für das Picknick geholfen, denn sie war im Kochen und Backen einfach unschlagbar. Elaine Lewis war ganz euphorisch gewesen, dass ihr Sohn endlich ein richtiges Date hatte.

"Soll ich dir beim Tragen helfen? Sieht ziemlich schwer aus." unterbrach Izzy die Stille, während sie beide zum Strand liefen. Simons Gesicht war leicht gerötet und wirkte angestrengt.
"Nein, schon gut. Danke." antwortete Simon stockend.
"Gib schon her." kicherte Izzy und griff nach der seitlichen Trageschlaufe am Korb.
Erleichtert seufzte Simon auf, als die Traglast sich halbierte.
"Männer.. Warum müsst ihr immer so stur sein?"
"Das liegt in unserer Natur. Außerdem macht es uns unwiderstehlich." faselte Simon.
Izzy betrachtete ihn verdutzt.
"Habe ich gehört." murmelte Simon nun verlegen.
"Ah ja." grinste Izzy und rollte mit den Augen.

"Möchtest du noch einen Erdbeer Cup Cake?"
"Oh Gott, nein." stöhnte Izzy und ließ sich rücklings auf die Picknick-Decke fallen, während sie über ihren aufgeblähten Bauch streichelte. "Wenn ich noch einen Happen esse, platze ich."
"Na gut." kicherte Simon.
"Vielen Dank, Simon, das Essen war großartig."
"Meine Mom hat mir geholfen." gab er verlegen zu.
Izzy hatte ihren Blick zum Himmel gerichtet und beobachtete nachdenklich die Wolken.
"Wie ist deine Mom so?"
"Sie ist sehr warmherzig und gütig, eigentlich zu allen Menschen. Sie kümmert sich immer erst um das Wohlergehen der anderen, bevor sie an ihr eigenes denkt." antwortete Simon.
"Klingt, als wäre sie ein großartiger Mensch."
"Das ist sie. Leider sehe ich sie nicht so häufig. Tagsüber schläft sie meistens."
"Warum?" fragte Izzy nun neugierig, richtete sich leicht auf und hatte sich auf ihre Unterarme gestützt.
"Meine Mom ist Krankenschwester im städtischen Krankenhaus und arbeitet oft nachts."
"Oh. Und dein Vater?"
"Ist gestorben vor drei Jahren, er hatte Krebs." Simons Blick wanderte nun auch zum Himmel.
"Das tut mir so leid, Simon."
"Danke."
"Hast du Geschwister?"
"Ja, eine ältere Schwester, Rebecca. Wir sind wie Pech und Schwefel."
"Das klingt schön. Alec und ich waren früher auch unzertrennlich. Irgendwann schien er sich immer mehr zurück zu ziehen, nicht nur vor mir und Mom, auch von der Welt."
"Und jetzt?" hakte Simon nach.
"Jetzt erkenne ich ihn kaum wieder. In letzter Zeit ist er so anders.."
"Was meinst du mit 'anders'?"
"Naja, er wirkt einfach glücklich und unbeschwert."
"Ist mir auch schon aufgefallen.. Aber das ist doch gut, oder?"
"Ich denke schon. Allerdings wünschte ich mir, den Grund dafür zu kennen.."

"Darf ich etwas ausprobieren?" fragte Izzy zögerlich und biss sich leicht auf die Unterlippe. Sie saß Simon gegenüber und ihre langen schwarzen Haare bewegten sich elegant mit jeder Brise.
"K-Klar." stotterte Simon.
Vorsichtig nahm Izzy Simon seine schwarze Brille ab und betrachtete ihn nun erstaunt.
"Wow."
"Was meinst du?" fragte Simon verwirrt.
"Du siehst so anders aus ohne Brille."
"Gut oder schlecht anders?" Simon fühlte sich sehr unsicher unter Izzys eindringlichem Blick.
"Gut anders." gab sie zu und schenkte Simon ein aufrichtiges Lächeln.
"Dann bin ich ja beruhigt." Simon schien leicht an Izzy vorbei zu schauen und blinzelte ungewöhnlich viel.
"Kannst du was sehen ohne Brille?"
"Nicht wirklich viel, verschwomme Umrisse, ich bin ziemlich blind ohne sie. Ich habe es mal mit Kontaktlinsen versucht, aber damit bin ich irgendwie nicht klar gekommen."
"Dann sorgen wir mal dafür, dass du wieder sehen kannst, Simon Lewis."
Behutsam setzte Izzy Simon seine Brille wieder auf und blickte dabei zufrieden in Simons braune Augen.
Simons Herz schlug wild in seiner Brust und er spürte Izzys warmen Atem auf seinem Gesicht. Abwechselnd blickte er von ihren intensiven blauen Augen zu ihren knallroten Lippen.
"Man lässt ein Mädchen nicht warten, Simon Lewis." flüsterte sie.

Simon atmete tief durch und berührte mit seiner linken Hand sanft Izzys Wange.
Sie war so weich und warm. Das hier war Simons Chance, auf die er so lange gewartet und nie geglaubt hatte, sie zu bekommen. Er beschloss, dass es endlich Zeit war aus dem Schatten zu kommen und sich endlich zu nehmen, was er wollte. Und in diesem Moment gab es nur Izzy Lightwood, die er mehr als alles andere wollte. Izzy und ihre knallroten vollen Lippen.
"Izzy." hauchte Simon, der sich langsam Izzys Gesicht näherte.
Behutsam beugte sich Simon zu ihr vor und legte seine Lippen sanft auf ihre. Er verstärkte den Druck, als er die Gewissheit hatte, dass Izzy nicht zurückweichen würde. Ihre Lippen waren weich und schmeckten süßlich.
Simon entglitt ein inniger Seufzer und seine andere Hand wanderte nun auch zu Izzys Gesicht und streifte ihr zärtlich durch das volle Haar.
Erstaunt über Simons samtige Lippen, die offensichtlich genau wussten, was sie zu tun hatten, stimmte sie genussvoll in den Kuss mit ein. Simon küsste nun fordernder, seine Verlegen- und Unsicherheit hatten sich verabschiedet. In diesem Moment gab es nur Izzy, die Frau seiner Träume.

Jegliches Zeitgefühl war verschwunden, als Izzy in Simons Armen lag und sie beide den Sonnenuntergang genossen.
"Ich sollte dich langsam zurückbringen." murmelte Simon.
"Ich will noch nicht." jammerte Izzy gespielt.
"Ich auch nicht, aber morgen ist Schule."
"Echt jetzt? Du klingst schon fast wie meine Mom." lachte Izzy.
"Einer von uns beiden muss ja der Verantwortliche sein." witzelte Simon.
"Na gut.." gab Izzy schließlich nach. „Noch zehn Minuten?" fragte Izzy mit ihrem unschlagbaren Hundeblick. Simon drückte seinen Arm fester um Izzy, er wollte sie nie wieder loslassen. „Noch zehn Minuten."

„Wow, das sieht ja toll aus. Wie kommen wir denn zu der Ehre?" fragte Maryse erstaunt, als sie mit Adam abends am gedeckten Tisch Platz nahm.
Alec saß Adam und seiner Mutter gegenüber, Magnus direkt neben ihm. Dessen Hand lag auf Alecs Oberschenkel und streichelte sanft darüber. Wenn man es genau nahm, war das gerade ein Regelverstoß, aber Magnus' sanfte Berührungen beruhigten Alec ungemein.
"Wir wollten euch einfach eine Freude machen." erklärte Alec.
"Nun, das ist euch gelungen, Jungs." gab Maryse verblüfft zu.
"Dann hole ich mal noch eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank." sagte Adam und küsste Maryse liebevoll auf die Wange.
"Klingt gut mein Schatz."
"Gibt es was zu feiern?" fragte Alec neugierig.
"Allerdings. Wo ist eigentlich Izzy?" fragte Maryse, der plötzlich der leere Platz am Tisch auffiel.
"Sie schläft doch heute bei Clary. Hat sie euch nichts gesagt?" antwortete Magnus.
"Ach ja. Doch natürlich, hatte ich ganz vergessen."
"Also verratet ihr uns nun den Grund, für eurer gruseliges Lächeln?" bohrte Alec ungeduldig nach. Irgendwie schwante ihm nichts Gutes.
"Was heißt hier gruseliges Lächeln?" fragte Maryse fassungslos, lachte aber herzlich.
"Vielleicht sollten wir lieber bis morgen mit den Neuigkeiten warten, wenn Izzy zurück ist." sagte Adam, der mit Champagner aus der Küche zurückkam.
"Ach kommt, sie hat sicherlich Verständnis." kam es von Magnus.
"Na gut." gab Maryse schließlich nach. Aufgeregt presste sie ihre Handflächen zusammen. „Der Termin für unsere Hochzeit steht fest. Nächstes Jahr, der 8. Mai. Streicht euch den Termin schon mal rot im Kalender an."

Magnus und Alec waren wie erstarrt und zuckten augenblicklich zusammen, als der Korken der Champagner-Flasche lauthals durch die Luft gefeuert wurde.
Alec drehte sich geschockt zu Magnus, der nun langsam die Hand von seinem Bein zurückzog.
Maryse und Adam warteten gespannt auf die Reaktion ihrer Kinder, die schon bald denselben Familiennamen tragen würden..

Another Malec Story - Modern FamilyDonde viven las historias. Descúbrelo ahora