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Brandon

Freitag.
Ab morgen habe ich ein ganzes Wochende, um mit Scarlett Zeit zu verbringen.
Ich will nicht zugeben, dass ich momentan an nichts anderes denken kann.

Vor meinen Augen erscheint immer wieder Scarletts strahlendes Gesicht und dann unsere ineinander verschränkten Hände, wie wir zusammen auf dem Sofa sitzen und vielleicht auch, wie sie sich mir endlich noch mehr öffnet.

Ava und Scarlett waren schon immer, seit ich sie kenne, speziell und vorsichtig, irgendwie bedacht darauf, nicht verletzt zu werden wie ihre Eltern.
Zumindest vermute ich das bei Scarlett.

Obwohl ich nicht als anhänglich bezeichnet werden möchte, halte ich es doch nicht aus, bis zur Schule zu warten.
Also greife ich mir mein Handy und schreibe ihr eine Nachricht, ob sie gut geschlafen hat.

Das wird ohne mich zwar schwer gewesen sein, aber am Wochenende wird sie sicher hier schlafen.

Seufzend lasse ich mich auf unser Sofa fallen, das mir auf einmal völlig trostlos vorkommt und einen leichten Hauch von Frühling und Vanille verströmt.

Ob es das Parfumfläschchen daneben ist oder der letzte Beweis, dass sie hier war, lächelnd lasse ich zu, dass es mich erneut benebelt und mein Gehirn in einen kurzzeitigen Rauschzustand versetzt.

Wohlig versinke ich in dem warmen Gefühl, lehne mich dann an die Sofalehne und schließe die Augen.

Ruhe ist das erste, das ich wahrnehme.
Ruhe.

In meinem Gehirn wiederhole ich das Wort immer wieder.

Ruhe. Ruhe. Ruhe??

Ruckartig springe mich auf und suche die Wohnung ab.
Die Küche ist leer.
Das bedeutet, Logan hat kein Frühstück gemacht.

In seinem Zimmer? Ist er auch nicht.
Dieses hat die Rollläden unten und gibt einen verwahrlosten Eindruck ab.

Wo kann Logan so früh verschwunden sein, wenn in zwanzig Minuten der Unterricht beginnt?

Er hat doch keine Dummheiten gemacht?
Notgedrungen betrete ich sein Zimmer und fahre erstmal die Rollläden hoch.

Während die Dunkelheit langsam dem Licht weicht, fällt mein Blick auf Logans Handy.

Es ist noch an.

Auf dem Display steht die Chatleiste von Whatsapp offen.
Drei Chats wurden angepinnt.

Mom♡
Brooklyn♡...
Klinik

Mein Herz sticht in meiner Brust und wie von selbst landet mein Finger auf Brooklyns Namen und öffnet dessen Chat.

Die letzte Nachricht wurde vor drei Tagen versendet.
Angekommen ist sie noch immer nicht.

Du weißt doch noch, was damals war?
Du weißt, wie tief das zwischen uns war?
Und du weißt, dass mein Herz dich immer noch liebt?

Logan schreibt ihr immer noch?
Logan hat sie genauso wenig vergessen wie ich!

Drei Jahre sind eine lange Zeit.
Das weißt du?
Manchmal gebe ich mir immer noch die Schuld oder verstecke sie. So wie Brandon.
Brandon hat sein Mädchen gefunden, ob er es wahr haben will oder nicht.
Aber mein Mädchen, das wirst auf ewig du bleiben.

Es ist rührend, wie Logan sich jeden Abend aufs Neue die Mühe macht, seiner toten Liebe sein Herz auszuschütten.
Es lässt ihn schwach wirken, ist aber gleichzeitig unglaublich stark.

Seinen Mut will ich haben.
Logan lebt sein Leben trotz alkoholkrankem Vater und toter Liebe.

Meine Gedanken verfangen sich in den Sorgen um dessen Wohlbefinden und der Rührung wegen seiner Nachricht.

Dann leuchtet es in mir auf.
Nun weiß ich, wo ich nach ihm suchen muss.

So schnell, ich kann, renne ich los ohne einen Gedanken an die Schule und einen weiteren Eintrag zu verschwenden.

[~]

Zwanzig lange Minuten später befinden sich meine nackten Füßen auf dem weichen Sand unseres Strandes.

Eine kühle Meerbrise lässt eine Gänsehaut über meine Arme wandern, sodass ich leicht zu zittern beginne und meine Arme vor der Brust verschränke.

Morgens ist es hier nie warm.

Dann lasse ich meinen Blick von den schäumenden Wellen über den weichen Sand bis zu einer auf dem Sand kauernden Person schweifen.

Meine Beine verständigen sich von selbst und erreichen nach wenigen Sekunden und mit dem restlichen, schnaufenden Teil meines Körpers die Gestalt.

Ich setze ein warmes Lächeln auf und setze mich neben sie.
Kleine Tränen zieren ihr Gesicht, als die Gestalt zu mir blickt.

"Denkst du, sie gibt mir die Schuld?"
Fragt sie mich und erinnert mich an meine eigenen Sorgen.

Dann schüttel ich den Kopf, sehe auf das blaue Wasser, das durch die riesigen Wellen zum Leben erwacht.

"Ich habe es mir nie verziehen", haucht sie und auch ihr Blick gleitet auf das endlos wirkende Meer.

"Sie hat es so entschieden", meine Stimme ist zu einem Flüstern geworden.
Meine Knie sind an meine Brust gedrückt und meine Hände liegen auf meinen Knien.

"Sie hätte leben können. Wir hatten eine Zukunft vor uns."

"Das Leben geht seinen eigenen Weg. Wenn es entscheidet, ihres zu beenden, dann muss es das richtige gewesen sein."
Langsam komme ich mir immer philosofischer vor, wie ich so an dem Anfang des riesigen Meeres sitze und über das Leben nachdenke.

"Denkst du, das Meer ist wie unser Leben?" Kommt es auf einmal neben mir hervor. "Es hat einen sichtbaren Anfang aber dann verschwindet alles hinter dem Horizont, hinter dem das Ende weit verborgen im Ungewissen liegt?"

"Wahrscheinlich. Unser Leben begann am selben Meer. Weißt du, was das heißt?"

Mein bester Freund schüttelt den Kopf.

"Wir gehen unseren Weg solange zusammen, bis er genauso endet. Gemeinsam. Gleichzeitig."

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Heute zu den 2k Reads mal ein Einblick in das große Universum unseres sonst so frechen Logans^^

Wie hat das Kapitel auf euch gewirkt?

Was haltet ihr von Logans Liebe zu Brooklyn?

Brandon&Scarlett - All I want Where stories live. Discover now