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Brandon

Strahlend blaue Augen holen mich aus meiner Trance.
Einen kleinen Abstecher für eine Runde Whiskey fand ich nicht schlecht, mehr oder weniger sogar notwendig.

Was ich letztendlich dort gefunden habe, aber kam überraschend.

"Brandon?" Ich wusste sofort, dass sie es ist, als ich sie gesehen habe.
Sie hingegen war zu sehr auf den Whiskey fixiert, den ich ihr am liebsten aus der Hand schlagen würde.

"Ja, Brandon. Was machst du hier?" Falls ich jemals betrunken war, jetzt bin ich es nicht mehr.

"Trinken. So wie du."
Sie sieht mich unschuldig an, klimpert mit ihren Wimpern.

Ich schnaube und sehe weg.

"Warum trinkst du?"

"Um zu vergessen."

Ein Blick.
Ein verwirrtes Lächeln.
Dann schaue ich wieder weg.

"Warum willst du mich vergessen?" Frage ich und ignoriere das Stechen in meiner Brust.

"Weil du mir im Weg stehst, glücklich zu sein."
Wieso ist sie so ehrlich, wenn sie angetrunken ist?
Und wieso tut mir das so weh, wenn ich sie doch selbst vergessen will?

"Was ist mit der Zeit passiert, in der ich dich glücklich gemacht habe?"

"Das waren zwei Tage." Murmelt sie.
Dann dreht sie sich von mir weg zu der Theke. "Noch ein Glas!"

"Zwei Tage reichen manchmal aus."
Antworte ich ihr, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken und nicht das neue Glas in ihrer Hand.

Ich würde es ihr gerne aus der Hand schlagen, habe aber Angst, dass ich es damit versaue.

"Und ein Monat reicht aus, das Gegenteil zu erkennen", stur nimmt sie einen Schluck und schließt genüsslich die Augen.

Ich habe das Gefühl, dass das hier meine letzte Chance sein könnte.
Das sie aber nicht hoch steht, ist mir auch bewusst.

"Könnte es auch ein weiterer Monat sein, um zu erkennen, dass ich der Einzige für dich sein kann?"
Vorsichtig mache ich einen Schritt auf sie zu.
Der dominante Geruch von Alkohol steigt mir in der Nase.
Anziehend ist sie dennoch immer noch.

"Ich habe dich aus gutem Grund abgeschoben."

"Nenn mir den Grund."

Auf einmal stockt sie, sieht traurig an die Wand.
Sie scheint zu überleben, also fahre ich fort.

"Ich habe für dich eine riesige Hürde übersprungen. Ich habe mich seit Langem wieder jemandem geöffnet. Für dich wollte ich mich ändern."

"Du sollst dich nicht ändern. Du bist so wie du bist. Aber eines Tages wirst du mich verletzen", ihre Stimme ist zu einem Flüstern mutiert.
Ihre kleinen Finger zittern an dem Glas und ohne zu überlegen, entziehe ich es ihr.

"Eines Tages... Wir leben in der Gegenwart."
Erneut frage ich mich, was an dem einen Freitag passiert ist.

"Vielleicht könntest du mich auch in der Gegenwart verletzten..."

Am liebsten würde ich ihr all meine Wut an den Kopf knallen.
Ihr zeigen, wie sehr sie mich verletzt hat.

"Wieso suchst du so nach einem Grund, mich zu hassen?"
Frage ich stattdessen.

"Weil es den Abschied einfacher machen wird."

Verwirrt lege ich den Kopf schief.
Dann nehme ich, ohne zu überlegen, ihre Hand.

"Es muss keinen Abschied geben."

Alles, was ich ihr sage, meine ich ernst.
Ich nehme mir vor, sie zu vergesen und in Ruhe zu lassen.
Doch in ihrer Gegenwart will ich nichts mehr, als sie zu küssen.

Momentan kann ich unsere Küsse an einer Hand abzählen. Das sollte ich ändern.

"Was willst du, Brandon?" Tränen blitzen auf einmal in ihren Augen auf. Hektisch versucht sie ihre Hand aus meiner zu befreien. "Uns gibt es nicht mehr. Nach dem Abschluss will ich hier weg. Weg von meiner verräterischen Mutter."

"Was war mit deiner Mutter?"

Sie schüttelt den Kopf.
Erneut weht mir die Fahne von Alkohol ins Gesicht.

"Scarlett, bitte sag es mir."

"Na gut...", sie schmollt, wobei sie ihre volle Unterlippe vorschiebt. "Meine Mutter hat meinen Vater betrogen, lebt mit der Affäre zusammen und Ava ist auf einmal nur meine Halbschwester."

Die Worte sprudeln alle so aus ihr heraus, dass ich gar nicht richtig reagieren kann.

Tränen laufen über ihr Gesicht und als Kurzschlussreaktion lege ich der Bedienung zwanzig Dollar hin und trage die weinende, betrunkene Scarlett aus der Bar.

Sobald wir wieder an der frischen Luft sind, lasse ich sie runter und nehme dafür ihre Hand.

"Was soll das alles, Brandon. Warum bist du so nett?"

Ich sehe verlegen auf den Boden, will schon etwas sagen, lasse es dann aber lieber.

"Waren wir nicht zusammen? Ich will wissen, was sich seitdem geändert hat."

"Alles..."

Ich seufze laut.
Scarlett schaut weg.

"Was ist, wenn ich es wieder versuchen will?"

"Brandon, bring mich bitte nach Hause und dann lass es."

Hektisch befreit sie schon wieder ihre Hand aus meiner.

"Du hast nicht geantwortet."

"Vielleicht will ich es nicht."

Ich wünschte, sie würde es.

Der Gedanke daran, jeden Tag mit Scarlett im selben Bett aufwachen zu können, ohne es zu erzwingen und der Gedanke zu wissen, dass sie nur mir gehört, erwärmt mein Herz.

"Wenn ich dich nach Hause bringen soll, dann antworte mir."

"Ich will es auch wieder versuchen, aber es geht nicht. Jetzt lass es Brandon."

Seufzend nicke ich.
Dann sehe ich betreten auf den Boden und geleitete sie zu meinem Wagen.

Ich bin mir sicher, dass ich ihr einfach zeigen muss, was wir haben könnten.

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Meinungen?;-)

Wie hat euch das Buch bis jetzt gefallen?^^
Gibt es Dinge, die euch gestört haben oder die ihr verbessern würdet?

Brandon&Scarlett - All I want Where stories live. Discover now