Kapitel 9

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Deine Sicht:
Gestern konnte ich bereits feststellen, dass ich mit dem Wuschelkopf in einer Klasse bin. Wir haben viele Kurse zusammen, was perfekt in meinen Plan spielt. Außerdem habe ich mitbekommen, welchen Ruf er und sein Bruder an der Schule haben. Die beiden sind einfach perfekt für meinen Plan geeignet. Jetzt muss ich sie nur noch davon überzeugen, mir zu helfen...
Als ich das Klassenzimmer betrete, halte ich direkt nach Roman Ausschau. Er sitzt auf seinem Platz am Fenster und beobachtet ein wenig abwesend die Bäume, die im Wind tanzen. Tief durchatmend durchquere ich den Raum und setze mich auf den freien Platz neben dem Wuschelkopf. Während ich meine Sachen auspacke, als wenn das mein regulärer Platz wäre, dreht Roman sich zu mir. Er zieht eine Augenbraue hoch, als ich seinen Blick erwider.
,,Wird man dich auch wieder los?", fragt er.
,,Klar, wenn du mir einen Gefallen tust", erwider ich unschuldig.
,,Einen Gefallen?", Roman verschränkt die Arme ineinander und lehnt sich zurück.
,,Hörst du schlecht?", frage ich daraufhin.
,,Werd mal nicht frech Madame. Ich werde nicht mit dir ausgehen", sagt der Wuschelkopf eingebildet.
Ich schmunzel bloß und unterdrücke mein Lachen, bevor ich hier noch los prußte. ,,Das ist wohl das letzte, worum ich dich bitten werde."
,,Was willst du denn sonst Prinzessin?", Roman kommt mir plötzlich ganz nah.
Ich drücke ihn weg und schüttel den Kopf. ,,Erstmal bin ich nicht deine Prinzessin", nun bin ich diejenige, die ihre Arme verschränkt.
Roman seufzt und lehnt sich wieder zurück.
,,Und ich will, dass du und dein Bruder mir dabei helft, einen Flüchtigen zu finden."
Diesmal muss Roman sich sichtbar das Lachen verkneifen. Er grinst dafür belustigt: ,,Was hat er getan? Deine Schokolade geklaut?"
Ich atme schwer und balle meine Fäuste zusammen. Wut und Tränen unterdrücke ich nur mit Mühe.
,,Nein, er hat zwei Menschen umgebracht", nuschel ich Roman zu.
,,Hast du Spaß daran, mich zu verarschen?", knurrt dieser.
,,Gut, dann nicht", die Wut bricht hörbar in mir aus.
Ich springe vom Stuhl auf und knalle meine Hand auf den Tisch. ,,Ich dachte, du...", meine Stimme bricht ab und ich laufe eilig aus dem Klassenzimmer.
Auf dem Mädchenklo kralle ich meine Finger förmlich ans Waschbecken und starre mich im Spiegel an. Mein Blick ist leer und die Tränen, die sich angebahnt hatten, sind verschwunden. Ob mit oder ohne die Hilfe der Jungs, ich werde diesen Bastard finden und ihm sein Leben zur Hölle machen. Ich werde es zerstören, so wie er meines zerstört hat. Er wird noch bereuen, dass er sich vor der Polizei versteckt.
Die Tür zu den Toiletten geht auf und ein blonder Junge kommt raus. Irgendwoher kenne ich den... Ich geh in meinem Kopf den gestrigen Tag nochmal durch.
,,Na Kleine, hast du dich verlaufen?"
Ich hab ein Déjà-vu. Der Junge grinst mich dreckig an und stellt sich dicht hinter mich. Er legt seine Arme so um mich, dass er seine Hände waschen kann. Ich allerdings stoße ihm meinen Ellenbogen in die Rippen, sodass er nach Luft schnappt und zurück taumelt.
,,Hier sind so viele Waschbecken frei", säusel ich ihm bedrohlich ins Ohr.
Er greift nach meinem Arm und zieht mich an seinen Körper.
,,Was machst du hier auf dem Männerklo?", haucht er in mein Ohr.
Ich antworte ihm nicht und verpasse ihm einen Tritt in die Eier. Er lässt mich erschrocken los und ich gehe zur Tür.
,,Vielleicht bin ich ja gar kein Mädchen", ich zwinker dem Typen nochmal zu, ehe ich aus der Tür gehe.
,,Oder ich wusste einfach nur nicht, dass ich durch die falsche Tür gerannt bin", flüster ich mir selbst zu und seufze aufgelöst.

wasted & lost (I found myself in you)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang