Between Storm And Rain

2.2K 193 7
                                    

„Warum will mir keiner von euch genau sagen, was gestern passiert ist?", fragte Resi wehleidig und ich lachte leicht.
„Das kommt halt davon, wenn man handelt ohne die Folgen zu bedenken. Jetzt musst du damit leben", sagte Lily schulterzuckend und ließ sich wieder etwas nach hinten fallen, um neben Isy zu gehen.
Den ganzen Tag waren wir jetzt schon unterwegs Richtung Nebelberge. Als die Sonne aufgegangen war, waren wir aufgebrochen, damit die Elben uns nicht bemerkten und aufhalten konnten. Gandalf war zurück geblieben und wollte uns dann später in den Bergen treffen, wo wir auf ihn warten sollten.
„Aber Kili redet kaum noch mit mir!", sagte Resi energisch und blickte mit einem Schmollgesicht nach vorne zu dem Braunhaarigen, der sich mit seinem Bruder unterhielt.
„Vielleicht ist ihm deine hyperaktive Verrücktheit zu viel geworden", sagte Erik und ich verkniff mir ein Grinsen.
„Manchmal bin ich halt etwas verrückt. Aber ich bin doch nicht immer so", sagte Resi beleidigt.
„Nein, es gibt auch Zeiten, wo du komplett durchdrehst, stimmt", erwiderte ich gespielt ernst und bekam im nächsten Moment ihren Ellbogen in den Rippen zu spüren.
„Aua!", rief ich aus und rieb mir die Rippen. Immer auf die Kleinen, im wahrsten Sinne des Wortes.
„Hab ich etwa gestern etwas falsches zu ihm gesagt? Dass ich ihn nicht mag? Oder dass er nicht mein Typ ist?", fragte Resi nun leicht panisch werdend.
„Jetzt geht aber deine Fantasie mit dir durch. Komm mal wieder runter. Ich bezweifle, dass du ihm je so etwas sagen würdest, egal wie dicht du bist", meinte Erik und ich lachte bei den letzten Worten.
„Ja egal wie dicht du bist, Goethe war Dichter", fügte ich hinzu und prustete zeitgleich mit Erik los. Resi verdrehte nur die Augen.
„Nichts ist unmöglich.", murmelte sie und verschränkte die Arme.
„Nichts ist unmöglich?", fragte Erik, der sich langsam wieder beruhigte, „Dann schlag mal 'ne Drehtür zu!"
Da weiteten sich Resis Augen plötzlich und sie starrte geschockt auf etwas vor uns.
Ich folgte ihrem Blick und bekam ebenfalls ein mulmiges Gefühl im Magen.
„Auf keinen Fall!", rief sie aus und ich biss mir auf die Lippe.
Wir waren nun an einer steilen Schlucht angekommen, die sich quer zwischen den Nebelbergen durchschlängelte und der einzige Weg, der hier weiterführte, war ein schmaler Pfad an einem der steinigen Berge. Das hieß auf der einen Seite war eine Felswand und auf der anderen ein bodenloser Abgrund. Na ganz toll.
Ich war nicht sehr begeistert von Höhen, zwar hatte ich keine Phobie so wie Resi, aber dennoch...
„Ich geh da nicht lang! Wir finden bestimmt einen anderen Weg!", rief Resi hysterisch und blieb endgültig stehen.
„Es gibt keinen anderen Weg. Und jetzt Beeilung! Da hinten scheint ein Gewitter zu kommen", sagte Thorin stur und deutete auf etwas hinter uns. Ich drehte mich um und erblickte dunkle Wolken, die sich über die fast untergegangene Sonne auf uns zu bewegten.
„Ähm... Apropos hinten, ich geh mal nach vorne", sagte da Erik plötzlich und lief im Eiltempo in den vorderen Teil der Gemeinschaft, der bereits den engen Pfad betrat. Um Gottes Willen, dort war es so eng, dass man noch nicht mal zu zweit nebeneinander gehen konnte.
„Na kommt schon! Ihr dürft einfach nicht nach unten sehen", sagte nun Isy, die gerade mit Lily an uns vorbeiging.
Leichter gesagt als getan.
Ich atmete nochmal tief durch, ehe ich Resi am Arm griff und sie langsam zum Weg schob.
„Ich kann das nicht", murmelte Resi panisch, ließ sich aber mitziehen.
„Wir schaffen das! Schau einfach nicht nach unten und konzentrier dich auf etwas anderes", sagte ich beruhigend.
Und wir kamen zum Anfang des schmalen Wegs. Wir reihten uns ein und Resi schob mich schnell vor sich, als sie bemerkte, dass Kili vor uns lief. Ich seufzte genervt. Jetzt durfte ich auch noch den Puffer zwischen den beiden spielen. Vielleicht hätte ich ihr doch die Wahrheit sagen sollen.
Ich hörte Resis Atem unregelmäßig hinter mir.
„Alles in Ordnung?", fragte Fili, der hinter ihr lief.
„Hmm", kam es nicht sehr überzeugend von ihr.
„Hast du Angst vor der Höhe?", fragte da Kili und warf einen Blick nach hinten.
Resis Blick schnellte zu ihm und ich merkte wie sie sich anspannte.
„Nein, nicht vor der Höhe, sondern vor dem Fall", sagte sie fest und Kili nickte verstehend. War da etwa Sorge?
Da ertönte plötzlich ein lautes Donnergrollen und wie aufs Stichwort fing es an zu regnen. Aber richtig!
Schnell zog ich mir meine Kapuze über den Kopf, doch das half nicht viel. In kürzester Zeit war ich komplett durchnässt und meinen Kameraden ging es vermutlich ähnlich. Die Gewitterwolken hatten uns nun erreicht und es war so dunkel, als wäre es tiefste Nacht.
„Vorsichtig! Langsam weiter!", hörte ich Thorin rufen und ich erinnerte mich an die Szene aus dem Film. Oh, bitte nicht!
Wieder ertönte der Donner und der Boden unter uns erzitterte. Da sah ich wie plötzlich ein Stück Fels unter Bilbos Füßen, der vor Kili lief, wegbrach und er das Gleichgewicht verlor. Kili und der Zwerg vor Bilbo, den ich allerdings im Regen nicht erkennen konnte, reagierten schnell und zogen ihn vor dem Abgrund zurück.
„Wir müssen einen Unterschlupf suchen!", rief Thorin und Resi schnaubte hinter mir.
„Das fällt ihm ja früh ein!", sagte sie genervt und rutschte im nächsten Moment leicht ab Richtung Schlucht. Mit einem lauten Quietschen griff sie nach meiner Hand und geradeso konnte ich mein Gleichgewicht und uns beiden somit oben halten.
„Pass doch mal auf!", rief ich erschrocken und Resi nickte leicht, ließ jedoch meine Hand nicht los.
„VORSICHT!", schrie da plötzlich Dwalin und wir sahen auf. Ein riesiger Fels kam auf uns zu geflogen und zerbarst über uns. Daraufhin folgte eine Felsenlawine und alle drückten sich an die Wand. Ich hörte sämtliche Zwerge schreien, aber ich konnte se nicht zu ordnen.
„IN DECKUNG!"
„BRUDER, PASS AUF!"
„VORSICHT! HALTET EUCH FEST!"
„DECKUNG!"
Da endete die Steinlawine und ich atmete auf, während Resi mir fast die Hand zerquetschte.
„Verdammte scheiße nochmal!", fluchte sie verzweifelt.
„Das ist kein Donnergrollen! Das ist eine Donnerschlacht!", rief da Balin aus, „Seht!"
Ich blickte zu den Bergen auf der anderen Seite der Schlucht, wohlwissend, was ich sehen würde.
Dort stand ein monströser Steinriese, der gerade einen Felsen von einer Bergspitze riss.
„Gütiger Himmel! Die Legenden sind wahr! Riesen! Steinriesen!", rief Bofur ehrfürchtig und ich sah wie er ein Stück vortrat.
Da warf der Riese den Felsen in unsere Richtung und traf einen weiteren Riesen hinter uns.
„GEH IN DECKUNG, DU NARR!", schrie Thorin und Bofur wurde zurück in die Menge gezerrt.
„FESTHALTEN!", rief Dwalin und keinen Moment später fing der Boden unter uns gefährlich an zu beben.
Und da tat sich ein Riss genau zwischen meinen Füßen auf. Aus purem Instinkt heraus, befreite ich mich aus Resis Griff und sprang schon fast auf die andere Seite, wo Kili stand.
„LAURA!", rief Resi geschockt und streckte ihre Hand in meine Richtung über die immer größer werdende Kluft zwischen uns.
„KOMM RÜBER! SCHNELL! NIMM MEINE HAND!", schrie sie weiter, doch ich schüttelte den Kopf.
„Ich kann nicht!", rief ich zurück. Die Schlucht zwischen uns war bereits zu groß, um zu springen.
Doch Resi schien das nicht wahrzunehmen und beugte sich noch weiter vor.
„FILI! HALT SIE FEST!", schrie da Kili hinter mir und sein Bruder reagierte. Er griff mit einem Arm um Resis Taille und zog sie zurück... und dann sah ich sie nicht mehr.
Ich befand mich nun mit Kili, Bilbo und ein paar anderen auf dem Knie eines Riesen, der sich ständig drehte. Ich klammerte mich wie eine Irre an Kilis Arm fest, da er momentan der einzige war, der mir ansatzweise Halt gab.
Ein paar mal konnte ich ein Blick auf den Rest der Gruppe erhaschen, die uns jedes mal ein „SPRINGT!" zu schrien, doch es war Wahnsinn, sowas auch nur zu versuchen.
Im nächsten Moment durchfuhr uns plötzlich ein starker Ruck und ich merkte, wie sich das Knie gefährlich neigte, geradewegs auf einen anderen Felsen zu. Doch dort war auch wieder Fläche zum Stehen.
„Spring!", rief Kili mir zu und ich wusste, dass er das todernst meinte. Ich schrie mir die Seele aus dem Hals und sprang ab.
Hart schlug ich auf den Stein auf und stieß mir dabei den Kopf leicht an einem Felsblock.
„NEIN! NEEEEIN!", hörte ich Thorins leicht echohafte Schreie und langsam richtete ich mich auf. Mein Blick wurde langsam wieder klar und ich sah, dass der Rest der Gruppe unversehrt neben mir lag.
„Sie sind am Leben!", rief da jemand hinter mir und ich drehte mich um, wo gleich meine Freunde angerannt kamen.
„Laura!"
„Gott sei Dank!"
„Bist du wahnsinnig geworden?"
„Du hättest tot sein können!", riefen sie alle durcheinander.
„Mir geht's gut! Lasst uns erstmal aus dem Regen raus kommen!", sagte ich so laut ich konnten und sie ließen von mir ab.
„Wo ist Bilbo?", fragte da plötzlich Bofur, „Wo ist der Hobbit?" Mein Blick schnellte zum Rand des Vorsprungs, wo zwei paar Hände hingen. Schnell krabbelte ich auf allen vieren darauf zu und auch die anderen Zwerge hatten ihn nun entdeckt.
„BILBO!" In dem Moment, wo Bofur nach seiner Hand greifen wollte, rutschte der Hobbit ab und fand erst ein ganzes Stück weiter unten wieder halt. Ich konnte nur am Rand hocken und zu sehen. Ich konnte ihn nicht erreichen.
Da schwang sich neben mir plötzlich Thorin herunter und hielt sich mit einer Hand am Rand direkt unter mir fest, während er mit der anderen Bilbo hochzog. Alle Zwerge am Rand griffen sofort nach dem Hobbit, als ich sah wie Thorin plötzlich mit der Hand abrutschte.
„THORIN!", schrie ich und bekam im letzten Moment noch sein Handgelenk zu fassen. Keine Sekunde später fuhr ein ziehender Schmerz durch meine beiden Arme mit denen ich ihn umklammerte, schließlich hielt ich gerade das Gewicht eines vielleicht 90 Kilo Zwerges.
Ich kniff kurz vor Schmerz die Augen zusammen, doch ich ließ nicht los. Wo war Dwalin? Er hätte Thorin doch eigentlich festhalten müssen!
Ich blickte kurz hinunter zu dem Schwarzhaarigen, der hektisch versuchte irgendwo wieder halt zu finden, um meine Arme zu entlasten, was ihm jedoch nicht gelang. Ich spürte, wie ich anfing zu zittern. Lange würden das meine Arme nicht mehr mitmachen.
„HELFT MIR DOCH MAL!", schrie ich so laut ich konnte und hoffte, dass irgendjemand reagieren würde.
Da war plötzlich Erik neben mir und griff ebenfalls nach Thorins Hand, um ihn hochzuziehen.
Zusammen zogen wir und ich wagte es erst loszulassen, als Thorin wieder sicher stand.
„Das war verdammt knapp", murmelte ich und richtete mich langsam auf.
„Ist alles in Ordnung? Seid Ihr verletzt?" Schnell blickte ich zu dem, der mir die Frage gestellt hatte und konnte die Umrisse des Zwergenprinzen erkennen.
„Nichts Ernstes. Mir geht es gut", sagte ich abwinkend und rieb unauffällig über meine schmerzenden Gliedmaßen.
„Danke", sagte Thorin leise und ich sah ihn überrascht an. Hatte er gerade 'Danke' gesagt? Zu mir?!
„Fast hätten wir unseren Meisterdieb verloren", hörte ich da Gloin außer Atem seufzen und ich runzelte die Stirn.
Meisterdieb?! Unser Anführer wäre fast abgestürzt und er war froh, dass Bilbo nichts passiert war?!
Ich merkte, wie sich Thorins Blick verdunkelte und er sich umdrehte.
„Er ist verloren, seitdem wir aufgebrochen sind! Er hätte nie mitkommen sollen! Er gehört nicht zu uns!", sagte er laut, ehe er in eine Höhle verschwand, die nicht weit von uns in den Berg führte.
Autsch, das ging aber ein bisschen unter die Gürtellinie.
Ich und die anderen folgten ihm nach kurzem Zögern und ich war froh endlich aus dem Regen zu kommen.
Erschöpft ließ ich mich in eine Ecke fallen und schloss die Augen.
„Kein Feuer! Nicht hier", hörte ich Thorin sagen und ich öffnete die Augen wieder.
Resi, Lily, Isy und Erik ließen sich gerade neben und gegenüber von mir nieder.
„Alter, was ein scheiß Tag", fluchte Erik und schüttelte sein triefnasses blondes Haar, „Kann der weg oder braucht den noch wer?"
„Nee, den kannst du in die Schlucht werfen", murmelte ich und wischte mit dem Handrücken über meine Stirn, nur um dann festzustellen, dass ich blutete.
Mist, das musste vorhin passiert sein, als ich mich am Felsen gestoßen hatte.
Schnell zog ich ein Taschentuch aus meiner Tasche um es abzuwischen. Ich hatte keine Lust schon wieder von Oin untersucht zu werden.
Außerdem hatte ich gerade schlimmere Sorgen.
Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre Thorin in den Abgrund gestürzt. Außer mir war niemand in der Nähe gewesen.
„Das ist echt beängstigend", murmelte ich leise.
„Was?", fragte Isy und meine Freunde blickten mich verwirrt an. Ich blickte kurz zu den Zwergen, die momentan überhaupt nicht auf uns achteten. In dieser kleinen Höhle konnte man unmöglich ungestört reden.
„He could be dead", sagte ich auf Englisch und sie verstanden, na gut alle außer Resi.
„Wer? Ach, ich meine: Who?", fragte sie und Erik verdrehte die Augen.
„The Dwarven King", antwortete er genervt und ich nickte leicht. Ihn beim Namen zu nennen, würde uns verraten.
„Yes, but you saved him", sagte Lily zu mir und zuckte mit den Schultern.
„That's the point! What if I haven't been there? There was no one else who would have saved him!", sagte ich lauter als ich es vorgehabt hatte und einige Zwerge blickten fragend zu uns, doch ich wusste, dass sie nichts verstehen konnten.
„But you were there. He is okay, so don't worry about it", sagte Isy beruhigend und legte eine Hand auf meinen Arm.
„Hm", murmelte ich nur und blickte zu Boden. Sie verstanden mich nicht. Sie dachten nicht, wie ich an die Zukunft. Unsere Anwesenheit veränderte die komplette Handlung des Films, das hieß, wenn wir einmal unachtsam waren, könnte jemanden aus der Gemeinschaft etwas passieren, auch wenn es im Film anders war.
Wir mussten sehr vorsichtig sein... 

Five Friends On A Journey To EreborWhere stories live. Discover now