...Bad Things Will Follow

2.4K 168 45
                                    

„Theres a room where the light wont find you
Holding hands while the walls come tumbling down."
-Everybody Wants To Rule The World, Lorde


 -Thal-


-Isys Sicht-

Isy erwachte, als sie hörte wie eine Tür zugeschlagen wurde, und schlug die Augen auf. Sie brauchte ein paar Momente, um ihre Umgebung zu erkennen.
Sie befand sich in einem dunklen Zimmer, welches den Anschein machte, dass es lange nicht benutzt worden war. Ein einziges Fenster mit matten Scheiben spendete Licht und außer der Schlafmatte auf der Isy lag, war der Raum komplett leer.
Langsam richtete sich die Braunhaarige auf, nur um im nächsten Moment aufzustöhnen als ein stechender Schmerz durch ihren Kopf schoss.
Automatisch schnellte ihre Hand zu ihrer Stirn, wo sie eine dünne Naht spürte, die sich über ihre Haut zog.
Da kehrten ihre Erinnerungen zurück und sie zuckte leicht zusammen. 
Die Seestadt!
Der Drache!
Das Feuer!
Bard hatte Smaug getötet und sie gerettet, als sie bewusstlos geworden war. Doch wo war sie jetzt?
Anscheinend nicht mehr am Flussufer.
Vorsichtig erhob sich Isy und wankte kurz, ehe sie ihr Gleichgewicht wieder fand.
Wenn ihr Kopf nur nicht so weh tun würde.
Langsam lief sie Richtung Tür, während sie sich ihren Mantel überzog, der neben der Schlafmatte gelegen hatte.
Vorsichtig öffnete sie die Tür und trat hinaus. Eisige Kälte schlug ihr entgegen und sie zog sich den Mantel enger um die Schultern, während sie sich umblickte.
Isy schien sich in einer Art Ruine zu befinden. Sie war umgeben von zerfallenen Häusern, die allesamt schon mit Schnee bedeckt waren, was die Kälte erklärte.
Da erkannte sie, wo sie war.
In Thal. Der zerfallenen Stadt vor dem Erebor.
„Isabell!", rief da plötzlich jemand und Isy fuhr herum zu Bard, der direkt auf sie zu kam, „Was machst du hier? Du solltest dich ausruhen!" Besorgt musterte sie der Bogenschütze, doch Isy winkte ab.
„Mir gehts gut", sagte sie und lächelte beruhigend.
Abgesehen von den Kopfschmerzen", fügte sie gedanklich hinzu.
„Du solltest dich nicht überanstrengen. Du könntest eine Gehirnerschütterung haben", sagte Bard und blickte kurz zu ihrer Kopfwunde.
„Es ist alles okay. Wirklich", sagte Isy kopfschüttelnd, „Wie lange war ich... ähm... bewusstlos?", fragte sie unsicher.
„Fast einen ganzen Tag", antwortete Bard, „Wir sind gestern nach Thal gegangen, um so bald wie möglich unseren Anteil am Gold zu bekommen."
Stimmte ja! Das Gold war jetzt da Smaug tot war frei erreichbar, aber was war mit Laura und Resi?
„Ist noch jemand im Erebor?", fragte Isy zögerlich und zu ihrer Erleichterung nickte Bard leicht.
„Ja, die Fackeln am Berg waren bei unserer Ankunft entzündet. Thorin Eichenschild und seine Gemeinschaft scheinen überlebt zu haben." Isy fiel innerlich ein Stein von Herzen. Ihnen ging es gut.
„Ich war gerade auf dem Weg zu Alfrid, der heute Nachtwache hatte. Vielleicht gibt es etwas Neues", fügte der Bogenschütze hinzu und Isy nickte zustimmend.
„Ich komm mit", sagte sie und zu zweit liefen sie durch die verschneiten Gassen, in denen sie hin und wieder ein paar Menschen begegneten, die sehr unter der Kälte litten.
„Wo sind eigentlich die anderen?", fragte Isy währenddessen.
„Ein Teil eurer Gefährten hat uns bereits an den Ufern verlassen, wenige sind noch hier", erklärte Bard und Isy runzelte die Stirn. Wieso hatten sie sich getrennt?
Warum hatten sie Isy nicht einfach hier zurückgelassen und wären zum Berg aufgebrochen?
Die beiden kamen in eine engere Gasse, wo sich zwei Personen in der Dunkelheit an die Wand pressten, als würden sie sich vor jemanden verstecken.
Schnell erkannte Isy die beiden.
„Erik! Tauriel!", sagte sie überrascht, ehe sie sie fragend ansah, „Was ist los?"
Die beiden sahen ziemlich angespannt aus.
„Isy. Wir haben ein kleines Problem", sagte Erik mit gedämpfter Stimme ohne sich von der Mauer zu lösen.
„Problem?", fragte Bard nach, „Was für eins?"
„Auf dem Marktplatz", sagte Tauriel leise und nickte zu der Straße, die durch eine Unterführung auf den Platz zu führen schien.
„Was ist da?", fragte Isy misstrauisch, während Bard nun durch eben diesen Gang ging in welchem Alfrid saß, wie Isy erkannte.
„Morgen Alfrid. Irgendwas geschehen in der Nacht?", fragte der Bogenschütze und Isy hob ungläubig die Augenbrauen. Alfrid war die Nachtwache? Da konnten ja sogar Trolle das Dorf angreifen, ohne das der was merkte.
„Alles ruhig, Herr", antwortete Angesprochener und stand auf, „Nichts passiert. Mir entgeht nichts."
Langsam folgte Isy den beiden auf den Platz nur um dort sofort geschockt stehen zu bleiben.
Okay, Erik hatte recht. Sie hatten definitiv ein Problem!
„Außer einem Heer von Elben wie mir scheint", sagte Bard leise und Isy biss sich nervös auf die Unterlippe.
Thranduil war gekommen. Na ganz toll.


-Gundabad-

-Lilys Sicht-


„Wir sind da", riss Legolas sie aus ihrem Dämmerzustand, als das Pferd zum Stehen kam und er abstieg. Lily tat es ihm nach und sah sich um.
Hier war also das Orkreich?
Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf. Hier gab es nicht die geringste Spur von Leben.
Keine einzige Pflanze wuchs hier. Alles war grau und verdorrt.
„Folge mir", murmelte Legolas und lief einen Felsen hinauf. Lily gehorchte und rannte ebenfalls nach oben.
Sie kamen an der Spitze des Felsens an und vor ihnen stand eine riesige dunkle Festung. Genau wie Legolas suchte Lily Schutz bei ein paar Felsblöcken, hinter denen sie sich niederließ.
„Ist das", begann sie leise.
„Ja", antwortete Legolas knapp.
„Was ist hinter der Festung."
„Ein alter Feind", sagte der Blonde und blickte kurz zu ihr, „Das vergangene Königreich Angmar. Diese Festung war einst das Bollwerk. Hier befanden sich einst ihre großen Waffenkammern, wurde ihr Kriegsgerät geschmiedet", erklärte er, als Lily plötzlich ein Lichtflackern in einem der Fenster wahrnahm.
„Da ist etwas!", sagte sie und Legolas folgte ihrem Blick, doch in dem Moment erlosch das Licht wieder.
„Wir warten auf den Schutz der Nacht", sagte Legolas und Lily seufzte innerlich. Es war gerade erst morgens. Sie waren die ganze Nacht durchgeritten und nun sollten sie den ganzen Tag hier verbringen? An diesem unheilvollen Ort?
„Dieser Ort ist böse", sagte Lily leise, „Ich bleibe nur ungern hier." Sie blickte zu Legolas, welcher verständnisvoll nickte.
„Es ist natürlich, dass du nicht hier verweilen willst", murmelte er und blickte zu der Festung, „In einem anderen Zeitalter führte unser Volk Krieg auf diesem Land."
Langsam glitt sein Blick wieder zu Lily und in seinen Augen stieg plötzlich Trauer auf.
„Meine Mutter ist dort gestorben", hauchte er und Lily riss entsetzt die Augen auf. Diese Worte trafen sie wie eiskaltes Wasser.
Sie hatte es nicht gewusst. Dabei hatte sie sich jedes Detail von diesem Elb sorgfältig eingeprägt, jedoch hatte sie nie, nie etwas vom Tod seiner Mutter gelesen.
„Mein Vater spricht nicht davon", sprach Legolas weiter und eine Frage keimte in Lily auf.
„Ist er deshalb so", fing sie vorsichtig an.
„Kalt? Ja. Seit ihrem Tod gibt er vor keine Gefühle mehr zu haben", antwortete Legolas und tief empfundenes Mitleid keimte in Lily auf, „Es gibt kein Grab... Keine Erinnerung...Nichts..." Jetzt ergab alles Sinn. Thranduil verhielt sich nur so grausam, weil er den Verlust seiner Frau nicht ertragen konnte. Und dieses Verhalten hatte offenbar auf Legolas abgefärbt.
Es rührte Lily, dass er es ausgerechnet ihr erzählte. Sich vor ihr die Blöße gab.
Aus purem Instinkt heraus legte sie sanft eine Hand auf seine.
„Es tut mir so leid", sagte sie leise, „Ich weiß wie es ist, die Mutter zu verlieren."
Da sah Legolas auf und sie erkannte die Frage in seinen Augen.
„Es ist lange her", sagte sie und blickte zu Boden, „Ich kann mich kaum daran erinnern. Unser Haus hatte gebrannt und... sie konnte nicht rechtzeitig aus den Flammen gerettet werden." Schnell verdrängte sie den Gedanken daran. Sie war damals noch ein Kind gewesen. Nur noch dunkel konnte sich an jene Nacht erinnern, aber sie wollte es auch nicht versuchen.
Da legte Legolas seine rechte Hand auf ihre, mit der sie bereits seine linke festhielt.
„Das tut mir leid", sagte er mitfühlend und sie blickte ihm in die Augen, als wieder Schmetterlinge in ihrem Bauch ausbrachen.
„Das muss es nicht", sagte sie und lächelte sanft, „Wir haben schon die Last des Lebens zu tragen. Tragen wir nicht auch noch die Last der Toten."
Legolas blickte sie noch kurz an, ehe er etwas nickte und ihr Lächeln kurz erwiderte, bevor er zur Festung sah und sich Schweigen über die beiden legte.
Doch Lily empfand die Stille als angenehm und die Tatsache, dass Legolas ihre Hand immer noch hielt, vertrieb jeden düsteren Gedanken in ihrem Kopf.



-Thal-

-Isys Sicht-

„Nein, nein, nein! Das darf er nicht tun!", sagte Isy kopfschüttelnd, als die Elben Richtung Tor marschierten. Thranduil, der vor einer guten halben Stunde mit Vorräten für die Menschen in die Stadt gekommen war, hatte nun verkündet dass er den Berg angreifen und die Erbstücke seines Volkes zurückgewinnen würde.
„Wir können nichts tun", sagte Erik kopfschüttelnd, „Und wir erst recht nicht."
Verzweifelt blickte Isy zwischen ihm, Tauriel und Bard hin und her.
Erik hatte ihr von der Verbannung erzählt, weswegen sie auch wusste, dass es für ihn und Tauriel klüger war, dem Elbenkönig nicht unter die Augen zu treten.
„Er darf nicht angreifen! Unsere Freunde sind da drin!", sagte Isy aufgebracht und Bard atmete hörbar aus.
„Ich rede mit ihm", sagte er und lief zurück Richtung Hauptstraße. Isy folgte ihm, ohne zu zögern und gemeinsam kamen sie bei Thranduil an, der auf seinem Hirsch saß und seine Krieger beaufsichtigte, welche noch immer auf das Tor zu liefen.
„Wartet!", rief Bard aus und Thranduils Blick schnellte zu den beiden. Isy erkannte er glücklicherweise nicht, da er sie im Düsterwald nicht gesehen hatte und sie wie alle anderen hier ein Mensch war.
„Ihr zieht in den Kampf wegen einer Handvoll Edelsteinen?", fragte Bard und der Elbenkönig wandte desinteressiert den Blick wieder ab.
„Die Erbstücke meines Volkes werden nicht leichtfertig aufgegeben", sagte Thranduil kühl und Isy spannte sich an.
„Wir haben dasselbe Ziel! Auch mein Volk hat ein Anspruch auf die Reichtümer in diesem Berg! Lasst mich mit Thorin sprechen!", sagte Bard bittend. Da blickte Thranduil wieder zu ihm.
„Ihr wollt mit dem Zwerg verhandeln?", fragte er ungläubig.
„Um einen Krieg zu verhindern?", sagte Bard überzeugt, „Ja!" Isy hätte ihn für diese Worte küssen können. Sie würden sich mit Thorin einig werden und es müsste zu keinem Kampf kommen.
„Dann tut was ihr für richtig haltet", murmelte der Elbenkönig und hob im nächsten Moment eine Hand, was seine Krieger stehenbleiben ließ.
„Danke", sagte Bard noch, ehe er sich abwandte und eilig in Richtung der Ställe ging, wo noch ein paar wenige Pferde standen, die das Feuer überlebt hatten.
„Lass mich mitkommen", sagte Isy und folgte ihm, als er begann einen weißen Schimmel zu satteln.
Bard warf ihr einen zweifelnden Blick zu.
„So viel Aufregung ist nicht gut für dich. Du solltest lieber hier bleiben", sagte er besorgt und stieg auf.
Isy verdrehte die Augen.
„Gehirnerschütterung hin oder her. Es geht hier um meine Freunde! Ich kenne sie. Mit mir hast du eine größere Chance Thorin zu überzeugen!", sagte sie fest und hielt das Pferd an den Zügeln, um ihn so am Losreiten zu hindern. Bard blickte sie noch einen Moment an, ehe er seufzte und ihr eine Hand reichte, um ihr hoch zu helfen.
Dankbar ergriff Isy sie und stieg hinter ihm aufs Pferd, ehe er es antrieb und sie sich in Bewegung setzten.


-Erebor-

-Lauras Sicht-


„Du meinst, er ist mal gut, mal böse?", fragte Resi verwirrt und ich nickte leicht, ehe ich wieder aus dem Fenster sah und mir müde den Sand aus den Augen rieb.
Ich hatte fast die ganze Nacht wach gelegen und über eine Lösung für Thorin gegrübelt, doch war zu keinem Ergebnis gekommen. Jetzt war es inzwischen schon Nachmittag, so dass ich mich entschieden hatte, Resi einzuweihen, in der Hoffnung, dass sie vielleicht etwas wüsste.
„Aber... Wie soll das funktionieren?", fragte sie nach, „Sondert das Gold irgendein Gift ab, das sich in seinem Geist festsetzt, oder wie?"
„Ich weiß es nicht!", sagte ich etwas gereizt und schüttelte den Kopf, „Es ist verflucht. Das gesamte Gold. Und Thorin ist genauso wie sein Großvater anfällig dafür, aber ich kann mir nicht erklären warum. Genauso wie ich nicht sagen kann, weshalb er gestern plötzlich für kurze Zeit wieder normal war."
Ich seufzte und rieb mir die Schläfen. Das alles machte mich fertig. Thorins Zustand wurde stetig schlimmer, vor allem jetzt da klar war, dass die Seemenschen ihren Anteil am Gold einfordern würden.
Nachdem Dwalin gestern berichtet hatte, dass sie in Thal Zuflucht gefunden hatten, hatte Thorin energisch befohlen, das offene Tor zum Berg zu verbarrikadieren, so dass es keinem mehr möglich war, einzutreten.
„Hmm... Hast du einen Plan, wie wir ihn wieder normal kriegen?", fragte Resi nach kurzem Schweigen und ich blickte zu ihr. Sie saß auf meinem Bett oder besser gesagt dem Bett, in dem ich heute Nacht geschlafen hatte, und sah mich fragend an.
„Ich dachte, du hättest vielleicht eine Idee", sagte ich leise und Resi hob die Augenbrauen.
„Sehe ich aus wie ein Psychiater?", fragte sie und grinste kurz belustigt. Ich verdrehte nur genervt die Augen und sah wieder aus dem Fenster.
„Hey, komm schon! Lach doch mal", sagte Resi daraufhin beleidigt und ich amtete hörbar aus.
„Nach Lachen ist mir momentan nicht zu Mute", murmelte ich, als mein Blick auf Thal fiel und ich erschrocken die Augen aufriss.
„Verdammte scheiße!", fluchte ich und sprang von der Sitzbank, auf der ich bis jetzt gesessen hatte und starrte geschockt nach draußen.
„Was ist?", fragte Resi und stand wie ich auf, um zum Fenster zu gehen, wo sich ihre Augen ebenfalls weiteten, „Verfluchter Mist! Auch das noch!"
Eine gewaltige Elbenarmee hatte sich an den Stadtmauern versammelt und alle blickten direkt zum Berg.
„Als ob Thorins Zustand ohne die Barbiepuppe nicht schon kritisch genug wäre", sagte ich verärgert als ich plötzlich ein Pferd entdeckte, dass direkt auf dem Weg zum Erebor war.
„Da kommt jemand", sagte auch Resi und ich spannte mich an.
War das ein Bote? Wenn es ein Elb war, dann würde dieser wohl nicht zurückkehren, wenn Thorin ihn bemerkte.
Und das würde Thranduil unmittelbar zu einem Angriff verleiten.
„Komm!"
Schnell griff ich Resis Arm und zog sie Richtung Tür.
„Hey, wo willst du denn hin?", fragte sie perplex und ließ sich mitziehen.
„Zum Tor", antwortete ich knapp.
„Solltest du nicht Thorin Bescheid sagen?"
„Nein. Ich will mich erst vergewissern, wer da vor dem Tor steht, bevor Thorin es merkt", erwiderte ich und zu zweit liefen wir eilig durch die Gänge zum Eingang. Die Zwerge mussten wohl noch beim Frühstück sein und Thorin... in der Schatzkammer.
Schnell verdrängte ich den Gedanken daran.
Von den anderen unbemerkt, kamen wir schließlich an der Mauer, die den Eingang versperrte an. Vorsichtig stiegen wir die Stufen der Treppe an der Seite nach oben, um auf die Mauer zu gelangen.
„Alter ist das hoch", murmelte Resi und blickte nach unten.
Da hörte ich entfernt Hufgetrappel und blickte erwartend Richtung Thal. Im ersten Moment konnte ich niemanden sehen, doch dann kam das gesuchte Pferd hinter einem Felsen hervor galoppiert und ich konnte den Reiter oder eher die Reiter erkennen.
Bard und Isy! Ihnen ging es also gut! Gott sei Dank!
„Isy!", rief Resi erleichtert aus, als das Pferd vor dem Tor zum Stehen kam.
„Resi! Laura! Ist alles in Ordnung?", erwiderte Gerufene und blickte ebenfalls erleichtert zu uns hoch.
„Könnte besser sein", antwortete ich, „Und bei dir? Sind Lily und Erik okay?"
„Ja, alles gut, aber deswegen sind wir nicht hier", erklärte Isy und blickte kurz zu Bard.
„Wir sind hier, um unseren Anteil am Schatz zu fordern. Mein Volk braucht das Gold um zu überleben", sagte dieser darauf und ich nickte verstehend. Offenbar hatten die Seeleute Bard zu ihrem Anführer erklärt, weil er den Drachen getötet hatte.
„Außerdem ist Thranduil auch noch aufgetaucht und will seine Erbstücke zurück. Er wird euch angreifen, wenn er sie nicht kriegt", fügte Isy hinzu und ich spannte mich an. Das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut.
„Wo ist Thorin?", fragte Bard, „Wir sollten das mit ihm bereden."
Ich öffnete den Mund, um zu erklären, dass Thorin momentan durch die Krankheit nicht in der Lage war, solche Entscheidungen zu treffen, als ich plötzlich Stimmengewirr hinter mir wahrnahm und mein Herz in die Hose rutschte.
„Laura! Wer ist da draußen?", hörte ich Thorin in einem schneidenden Ton fragen und ich schloss kurz die Augen.
Nein, er war zu früh! Er würde ihre Bitte ablehnen, ohne auch nur einmal darüber nachzudenken!
Langsam drehte ich mich um und sah zu Thorin herunter, der gefolgt von den anderen die Treppe nach oben stieg.
„Isabell und Bard. Sie... haben eine Bitte an uns", sagte ich zögerlich, als Thorin neben mir ankam und mit kaltem Blick zu den beiden herunter sah.
Auch die anderen positionierten sich auf der Mauer, um das kommende Gespräch mitanzuhören.
„Seid gegrüßt, Thorin, Sohn von Thrain. Dass ihr am Leben seid, wagten wir nicht zu hoffen", begann Bard höflich und ich sandte ein kurzes Stoßgebet gen Himmel, dass Thorin einsichtig sein würde.
„Warum kommt ihr in Kriegsrüstung an das Tor des Königs unter dem Berge?", fragte Angesprochener misstrauisch und ich sah wie er den Blick zu den Elben schweifen ließ, die noch in Thal bereit standen.
„Warum verschanzt sich der König unter dem Berge, wie ein Räuber in seiner Höhle?", stellte Bard eine Gegenfrage und ich wechselte einen ängstlichen Blick mit Resi.
„Vielleicht weil ich erwarte beraubt zu werden!", erwiderte Thorin nur und verengte die Augen.
„Mein Herr, um Euch zu berauben sind wir nicht hier. Nur um einer gerechten Einigung willen. Wollt ihr nicht mit mir sprechen?", fragte der Bogenschütze ruhig. Hoffnungsvoll blickte ich zu Thorin.
Bitte rede wenigstens mit ihm. Bitte!
„Schickt den Raben", hörte ich ihn leise murmeln und runzelte verwirrt die Stirn, als Dwalin sich umdrehte und eilig ins Innere des Berges verschwand.
Zu meiner Erleichterung nickte Thorin Bard danach jedoch leicht zu, ehe er die Treppe hinunterging zu einem Loch in der Mauer, das man auch von außen erreichen konnte. Bard stieg wie Isy vom Pferd und überquerte die Brücke, um an das genannte Loch zu gelangen.
Ich stieg ebenfalls die Stufen nach unten, um das Gespräch besser verstehen zu können, als ein Rabe über mich hinweg aus dem Berg nach draußen flog.
Seltsam.
Ich kam unten an und merkte, dass ein paar von den Anderen mir gefolgt waren.
Angespannt verfolgten wir nun den Wortwechsel zwischen Bard und Thorin.
„Ich höre", sagte Thorin und blickte mäßig interessiert durch das Loch, welches kaum größer war als eine gespreizte Hand, zu dem Bogenschützen.
„Im Namen der Bürger der Seestadt, ersuche ich Euch euer Wort zu halten. Einen Anteil am Schatz damit sie ihr Leben neu aufbauen können", sagte Bard und ich biss mir auf die Lippe. Thorin lächelte kurz emotionslos.
„Ich werde mit niemanden verhandeln, so lange ein Heer in Waffen vor meinem Tor steht", sagte er leise.
„Dieses Heer in Waffen wird den Berg angreifen, wenn wir uns nicht einig werden", sagte Bard eindringlich, doch Thorin wandte nur desinteressiert den Blick ab.
„Eure Drohungen beeindrucken mich nicht", sagte er gelassen und ich konnte nur den Kopf schütteln. Was war daran so schlimm ein wenig von dem Gold abzugeben? Wieso riskierte Thorin einen Krieg, den er unmöglich gewinnen konnte?
„Und euer Gewissen? Sagt es euch nicht, dass unser Anliegen rechtens ist? Mein Volk hat euch geholfen! Und zum Dank brachtet ihr ihnen nichts weiter als Verderben und Tod!", sagte Bard ernst.
„Wann haben die Menschen aus der Seestadt je geholfen ohne reich belohnt werden zu wollen?!", fragte Thorin da und leichte Wut schwang in seiner Stimme mit.
„Wir hatten eine Abmachung!", sagte Bard nun etwas lauter.
„Eine Abmachung?! Was konnten wir tun, als unser Geburtsrecht gegen Decken und Essen zu verschachern?! Als unsere Freiheit mit unserer Zukunft zu erkaufen?! Und nun soll ich auch noch den Elben Gold dafür geben, dass sie eine der meinen fast zu Tode gefoltert haben?! Das nennt ihr einen gerechten Handel?!", fragte Thorin verärgert und ich riss erschrocken die Augen auf. Er benutzte mich als Ausrede?!
„Sagt mir, Bard der Drachentöter, wieso sollte ich solche Regeln anerkennen?", fügte Thorin noch hinzu und ich presste ungehalten die Lippen zusammen.
Er stürzte uns alle ins Verderben für einen Haufen Gold!
„Weil ihr uns euer Wort gegeben habt! Bedeutet das denn gar nichts?", fragte Bard darauf leise und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich wie Thorin zweifelte. Doch dann richtete sich sein Blick auf uns und seine Miene verhärtete sich.
„Verschwindet!", rief er aus, „Ehe unsere Pfeile fliegen!"
„Thorin!", rief ich entsetzt aus, als der Schwarzhaarige sich einfach abwandte und Bard wütend gegen den Stein schlug, ehe er ebenfalls ging.
Thorin reagierte gar nicht auf meinen Ruf, sondern lief Richtung Thronsaal ohne nach links und rechts zu schauen.
„Laura!", hörte ich Isy rufen und ich blickte kurz zu dem Loch, „Was ist hier los?!"
Ihr Blick wirkte genauso entsetzt wie ich mich fühlte und ich sah wieder zu Thorin.
„Frag Resi", murmelte ich, ehe ich Thorin hinterherging. Ich durfte das nicht auf sich beruhen lassen!
„Thorin!", rief ich, doch er ignorierte mich noch immer, was mich nun etwas wütend machte. Ich merkte wie uns alle hinterher schauten, doch das war mir momentan egal.
Ich beschleunigte meinen Schritt und schaffte es schließlich ihn einzuholen, als wir im Thronsaal ankamen.
„Was verdammt nochmal soll das?!", fragte ich aufgebracht und blieb an den Treppen, die zum Thron führten, stehen.
„Was soll was?!", erwiderte Thorin mürrisch und lief zum Thron, ehe er sich zu mir drehte. Seine Augen waren dunkler denn je. Von dem hellen stahlblau war nur noch ein hässliches grau übrig.
„Wieso beginnst du einen Krieg, den wir unmöglich gewinnen können?!", fragte ich sauer und verschränkte die Arme.
„Was hätte ich denn tun sollen?!", fragte Thorin da laut und ich zuckte leicht zurück.
„Du hättest ihnen ihren Anteil geben sollen! Die Seemenschen sind wegen uns auf das Gold angewiesen! Sie haben wegen uns ihre Heimat verloren! Wieso willst du ihnen nicht helfen?!", rief ich aus, in der Hoffnung, irgendwo noch Menschlichkeit in ihm zu finden.
Thorin lachte kurz spöttisch, was mir innerlich einen Stich versetzte.
„Ich werde diesem Abschaum keine einzige Münze überlassen, solange sie Thranduils Soldaten um sich haben", sagte er leise und ich schüttelte leicht den Kopf.
„Gib diesem verdammten Elb doch das, was er will! In diesem Berg ist genug Gold, um ganz Mittelerde zu versorgen!", sagte ich und Thorins Augen verengten sich.
„Thranduil hat dich fast getötet! Soll ich ihn auch noch DAFÜR BELOHNEN?!", rief Thorin aus und wie gestern nahm seine Stimme bei den letzten Worten eine beängstigende Tiefe an. Ich wich einen Schritt zurück und schluckte die Tränen hinunter, die bei seinem Anblick in mir hochstiegen.
„Ist das tatsächlich der Grund, warum du ihnen nichts geben willst?", brachte ich leise hervor, „Oder nur eine Ausrede, weil du den Schatz nicht teilen willst?"
Thorin schwieg daraufhin nur und wandte mir den Rücken zu, doch ich gab nicht auf.
„Das bist nicht du, Thorin! Als du den Menschen in Esgaroth dein Wort gegeben hast, war ich überzeugt davon, dass du es halten würdest! Ich wusste, dass du es nicht brechen würdest! Ich wusste, dass Thorin Eichenschild zu seinem Wort steht!", rief ich und trat ein paar Stufen zu ihm hinauf.
„ICH BIN NICHT MEHR THORIN EICHENSCHILD!", schrie er und fuhr zu mir herum. In seiner Stimme, so meinte ich, war ein kaum wahrnehmbarer Hauch Verzweiflung mitgeschwungen, der mich die Stirn runzeln ließ.
„Du willst nicht mehr der sein, der du warst?", fragte ich ungläubig, doch er blickte mich nur mit leicht geweiteten Augen an, ohne irgendeine Emotion zu zeigen.
„Thorin Eichenschild war derjenige, der seinem Volk Hoffnung gegeben hat, als es heimatlos durch die Wildnis irrte. Er war derjenige, der Azog bezwang und seinem Heer den Sieg in Moria ermöglichte", begann ich und nun wich Thorin einen Schritt zurück, „Er war derjenige, der die Gemeinschaft gründete, um Smaug zu vernichten!"
„Hör auf", murmelte er leise, doch ich ließ mich nicht beirren.
„Thorin Eichenschild war derjenige, den ich seit unserer ersten Begegnung für seinen Mut bewunderte!", sagte ich lauter, „Thorin Eichenschild war es, dem ich bis ins Drachenfeuer folgen wollte! Thorin Eichenschild war es, der mich selbst in den schlimmsten Momenten glauben ließ, dass wir es schaffen konnten!!"
„HÖR AUF!", rief Thorin aus und mir stiegen Tränen in die Augen.
„THORIN EICHENSCHILD WAR ES, IN DEN ICH MICH VERLIEBT HABE!!!", schrie ich so laut, dass mein Hals wehtat und hörte wie mein letzter Satz mehrmals durch die Halle schallte, während die ersten Tränen über meine Wangen rannen, „Nicht der, der du jetzt bist." Die letzten Worte flüsterte ich nur noch.
Totenstille legte sich über uns, als meine Worte langsam verhallten und ich einfach nur stumm weinte. Der Schmerz in meiner Brust war zurückgekehrt und brannte unerträglich, so dass ich Mühe hatte, ruhig zu atmen.
Thorin hatte mir wieder den Rücken zugekehrt, so dass ich nicht sehen konnte, was in ihm vorging.
„Geh", sagte er da kalt und ich sah ihn entsetzt an. War das sein Ernst?! Er schickte mich jetzt einfach so weg?!
Mehrere Sekunden verstrichen ohne, dass ich mich rühren konnte.
„Verschwinde!", sagte Thorin nun bestimmter und ich schluchzte leise, ehe sich mein Körper wie von allein zitternd in Bewegung setzte und meine Beine mich aus dem Thronsaal trugen.
Ich weiß nicht mehr genau wie, aber irgendwann war ich schließlich in mein Zimmer gekommen, wo ich auf dem kalten Steinboden zusammenbrach.
Ich weinte so sehr, dass meine gesamte Umgebung um mich herum verschwamm.
Alles was ich noch wahrnahm, war Thorins Gesicht vor meinem geistigen Auge und der furchtbare Schmerz in meiner Brust.
Warum?! Warum musste ausgerechnet er dem Gold verfallen?!
Ich wusste nicht wie viel Zeit verging, in der ich nichts anderes tat als weinen, doch als langsam Die Schluchzer abnahmen, da meinem Körper die Kraft fehlte, merkte ich, dass mich irgendwer im Arm hielt.
Ich erwachte aus meinem tranceartigem Zustand und blickte erschrocken auf. Unter dem Tränenschleier konnte ich verschwommen Resi erkennen, die mich mitleidig musterte.
„Hey", sagte sie vorsichtig, als fürchtete sie, sie könnte mich verschrecken, „Ich hab dich nebenan weinen hören. Was ist passiert?"
Langsam ließ ich den Kopf wieder sinken und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
„Es war so schrecklich", hauchte ich mit gebrochener Stimme.
„Ist es wegen Thorin?", fragte Resi nach und ich nickte, „Was hat er getan?"
Ich ließ meine Hände sinken und sah zu ihr auf.
„Ich... habe versucht ihn zur Vernunft zu bringen. Ich dachte... ich könnte ihn von seiner Entscheidung abbringen", sagte ich zitternd, „Aber ich könnte genauso gut gegen eine Wand reden. Ich kann nicht zu ihm durchdringen, egal wie sehr ich es versuche-" Meine Stimme brach und ich wimmerte, als wieder Schmerzen durch meine Brust schossen.
„Hey", sagte Resi schnell und strich mir beruhigend über den Arm, „Wir finden schon einen Weg. Wir kriegen ihn wieder normal. Irgendwie!", sagte sie eindringlich.
„Nein", widersprach ich und schloss die Augen, „Es ist zu spät. Er ist vollständig dem Gold verfallen. Es steckt nichts Gutes mehr in ihm."
Nochmals entwich mir ein Schluchzen und Resi zog mich noch mehr in ihre Arme.
„Er wird schon wieder", murmelte sie, „Wir kriegen das hin. Es wird alles wieder gut werden."
„Das wird es nicht!", widersprach ich heftig.
Ruckartig befreite ich mich aus ihren Armen und sprang auf.
„Das hier ist kein Märchen, Resi!", sagte ich aufgebracht, „Hier gibt es kein Happy End!" Ich drehte ihr den Rücken zu und mein Blick fiel durch das Fenster nach draußen. Dort vor dem Tor würden wir morgen unserem Schicksal entgegen treten.
Einen Kampf führen, den wir nur verlieren konnten.
Ich schloss die Augen, aus denen noch immer Tränen rannen.
Thorin würde morgen den Tod finden...

Five Friends On A Journey To EreborWhere stories live. Discover now