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Nazar.

Es ist mittlerweile Ende November. Ich habe mitbekommen, das Samra mit seinem Song Cataleya auf der eins war. Aus irgendeinem Grund macht es mich stolz, und das, obwohl ich nicht mal wirklich guten Draht zu diesem Kerl habe.

Ich will mich nicht mal mit ihm Treffen. Und seit der Party aus zwei Gründen. Der erste wäre einfach, weil er ziemlich abgehoben ist und denkt, er sei etwas besseres. Der zweite Grund ist, weil es mir immer noch peinlich war, was auf dieser Party passiert ist.

Und trotzdem überredete mich Rüya, mich mit ihm und Vladislav zu treffen. Wir würden heute zu Capi gehen und einfach zuhause bei ihm chillen. Zwar habe ich wenig Lust und Laune dazu, aber Rüya will es unbedingt, also tue ich es für sie.

Gegen 19 Uhr stehen wir dann vor seinem Apartment und Rüya klingelt dann. Nervös blickt sie zu mir und lächelt mich auch so an. „Ich hab voll Eierflattern, irgendwie."

„Wir können auch wieder gehen, ich hab kein Pro-"

„Hey Chicas", begrüßt uns Capi mit einem breiten Grinsen auf seinen Lippen. „Kommt herein in mein Palast und fühlt euch wie zuhause." Er bittet uns herein und sieht mich dann für einen Moment musternd an, ehe er seine Mundwinkel wieder in die Höhe hebt. „Hey meine Süße."

„Hey Vladi", grinse ich auf und laufe an ihm vorbei. „Schuhe ausziehen?"

„Kannst du anlassen", beantwortet Rüya mir, was mich stutzen lässt. Warum beantwortet sie mir auf eine Frage, welche ich ihm gestellt habe? „Ist Hussein schon da?"

„Ja, er raucht gerade auf dem Balkon."

Wir folgen ihm durch den Flur und kommen in einem großen Wohnzimmer an, welches mit dem Esszimmer verbunden ist. Das Zimmer ist in dunkelblauen, schwarzen sowie weißen Tönen gehalten.

Rüya und ich setzen uns auf die dunkelblaue Couch und sehen ihn an. „Und was wollen wir jetzt machen?"

„Ich hätte an Netflix gedacht", schlägt Vladi vor und läuft auf seinen großen Fernseher zu, wo er sich seine Fernbedieung holt. „Da muss man nämlich nicht reden und so."

Das ist eine Andeutung auf Samra und mich. Ich weiß es. Rüya hatte es letztens am Telefon ebenfalls gesagt. Ich muss ja nicht mit ihm reden, nur im selben Raum sein und atmen.

„Okay", meine ich nur und schaue zu Rüya, welche mich schon angrinst. „Welchen Film?"

Capi lacht auf und schüttelt den Kopf, während er auf dem Bildschirm zu Netflix wechselt und sich einloggt. „Du fragst zu viel."

In diesem Moment kommt dann auch Samra ins Zimmer und lässt sich zwischen Capi und Rüya fallen. Zum Glück, würde er jetzt neben mir sitzen, würde ich wahrscheinlich vor Nervosität platzen. Weil es mir immer noch peinlich ist.

„Auch mal da?", fragt uns der schwarzhaarige und schaut zwischen Rüya und mir hin und her.

„Ja, miss ich hab keine Lust darauf, wollte nicht kommen", grinst meine beste Freundin und blickt dann zu mir. Ich sehe sie nur mit einem tödlichen Blick an. „Kanka, guck nicht so. Ich bin nur ehrlich."

Ich spüre Blicke auf mir, weshalb ich meine Augen von Rüya abwende und zu demjenigen sehe. Natürlich. Wer auch sonst. Samra. „Was?"

„Nichts, ich hatte auch nur kein Bock", erwidert er nur kühl und schaut dann zu Capi. „Aber der Bastard hat mich überredet, also sitz ich nun hier."

„Also welcher Film?", beteiligt sich der Freund von Samra nun in unser Gespräch und schaut uns an.

„Uh, lass The Notebook gucken", ruft Rüya direkt und springt leicht auf. Dabei klatscht sie euphorisch in die Hände.

„Was das?", fragt Capi und schaut sie fragend an.

„Das willst du nicht sehen", antworte ich ihm nur grinsend. „Ist ein Liebesfilm, der gefühlt zwei Tage geht."

„Okay, wir passen", lacht Capi nun auf und Samra grinst nur, ehe er kurz auf sein blinkendes Handy sieht.

„Gemein", schmollt Rüya und lehnt sich beleidigt zurück. „Dann lass eine Komödie gucken?"

„Passe", sage ich nun und streife mir meine Schuhe von den Füßen, sodass ich mir meine Beine an mich ziehen kann und im Schneidersitz sitze. „Bin ja eher für einen Horrorfilm oder Action."

„Sib, gucken wir einen Horrorfilm", zischt die Blondine. „Du weißt, ich scheiss mir dann drei Tage lang in die Hose und muss beim Einschlafen telefonieren und das Licht anlassen im Flur."

„Also Action", höre ich dann Samra zu Capi sagen, wobei er ein leichtes Schmunzeln auf seinen Lippen trägt.

„Wie wär's es mit Fast and the Furios?", schlage ich dann vor, und sehe die beiden Männer an. Die beiden blicken sich an und es wirkt schon fast so, als würden sie in Gedanken miteinander kommunizieren.

„Sagt einfach ja, sonst sitzen wir noch bis Weihnachten hier", brummt Rüya genervt auf. „Uh, lass mal einen Marathon starten von der Reihe. Ja man, bin voll dafür."

„Ja okay", stimmt Capi dann zu und sucht nach dem ersten Teil, ehe er diesen startet.

Wir schauen eine Weile lang den Film, bis ich Durst bekomme und Capi frage, wo die Küche sei. Er erklärt mir den Weg und lässt seine Augen nicht vom Bildschirm los. Ich stehe dann auf und gehe dort hin. Als ich in der Küche bin, schaue ich mich in allen Schränken nach den Gläsern um. Eine Flasche Cola sowie Wasser habe ich schon gefunden und denke mir, die anderen würden bestimmt auch was trinken wollen.

„Brauchst du Hilfe?", vernehme ich eine raue Stimme und zucke kurz zusammen. Ich blicke nach links zur Tür der Küche und sehe wie Samra dort grinsend steht. Leicht nicke ich nur und folge dann seinen Schritten, als er auf mich zu kommt und sich hinter mich stellt, um einen der Schränke zu öffnen. Dort nimmt er vier Gläser heraus und legt sie vor mir auf die Arbeitsplatte hin. „Bitteschön."

„Danke", gebe ich klein laut zurück und drehe mich zu ihm um. „Nicht nur für jetzt. Auch für letztens auf der Party." Gegen Ende meines Satzes werde ich immer leiser und senke meinen Blick auf den Boden.

„Wieso hast du nicht auf meine Nachricht geantwortet?", höre ich dann seine raue Stimme und überlege was er meint. Er hat mir geschrieben? Wann denn?

Oh mist! Na klar. Er hat mich gefragt, ob wieder alles okay ist oder so.

„Ich rede nicht gerne über solche Vorfälle", gebe ich zurück und drehe meinen Rücken zu ihm um, damit ich die Gläser nehmen kann. „Nimmst du die-"

„Kannst ruhig sagen, wenn du keinen Alkohol verträgst. Nicht jeder ist ein guter Säufer", meint er dann nur, was mich direkt provoziert.

Er kennt mich nicht. Er weiß nicht von diesem Fehler und auch nicht, was ich so gut wie jedes Wochenende durchgemacht habe.

Ich schließe trotzdem meine Augen und versuche ruhig zu atmen. „Ich hab früher oft getrunken, aber es sein gelassen, okay?", erwidere ich daraufhin, nehme die Gläser in meine Hände und drehe mich wieder zu ihm um. Er steht immer noch vor mir und das ziemlich nah. „Also, kannst du die Flaschen jetzt bitte nehmen?"

„Wieso trinkst du nicht mehr?", fragt er weiter nach und schaut mir einfach in meine Augen. „Was war der Grund dafür, weshalb du angefangen und wieder aufgehört hast?"

Ich knirsche mit den Zähnen und schüttle kaum bemerkbar mit dem Kopf. „Lass es sein. Das geht dich einen Scheiß an, Hus-"

„Samra", unterbricht er mich sofort.

„Juckt nicht", zische ich, drücke ihn leicht nach hinten und laufe dann an ihm vorbei. „Steck deine Nase nicht in fremde Vergangenheiten. Sie sollten da bleiben, wo sie ruhen."

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang