118 - 𝑏𝑜𝑛𝑢𝑠.

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Hussein.

Nervös kaue ich auf meiner Lippe herum und schaue mich um. Wieso braucht Capsi bitte solange? Wieso lässt er mich warten? Er weiß, dass ich vor Nervosität noch sterbe.

Kurz blicke ich um meine Schulter zum Laden hinter mir und schüttle mit dem Kopf. Gleich so in diesem asozialem Aufzug da reinzugehen, wird die Aktion meines Lebens. Aber ich will es durchziehen. Ich will es kaufen. Ich möchte ihr das schönste vom schönsten schenken.

„Samrush", höre ich die Stimme meines Freundes rufen und atme erleichtert auf. Er ist endlich da. „Was geht ab, Bratan? Hast du lange gewartet?"

„20 Minuten, Bruder", lache ich und begrüße ihn mit einem Handschlag. „Lass mal bitte schnell rein und ganz fix alles entscheiden. Ich schwöre es dir, ich entscheide mich sonst noch um."

„Ich glaube nicht", grinst Capi auf und läuft auf den Juwelier zu. „Du liebst sie, also wirst du auch nicht einknicken."

Er hat recht. Ich liebe sie und ich habe ihr schon mal gesagt, dass ich sie heiraten will. Denn erst letztens habe ich ihr das Versprechen dazu gegeben, dass ich sie nach der Operation heiraten will und jetzt beginnen für mich die Vorbereitungen.

„Hast du schon geplant wie?", fragt er mich dann und schaut sich um. „Und hast du eine Vorstellung was für ein Ring es sein soll?"

Ich hab gar nichts geplant. Überhaupt nichts. Denn ich weiß, dass Nazar mich tötet, wenn ich ihr einen Ring kaufe, der zu teuer und auffällig ist. Sie liebt es schlicht, deshalb will ich auch etwas schlichtes.

Und den Antrag? Scheisse, kein Plan. Am liebsten würde ich den Antrag mit Fast Food im Auto sitzend machen, während wir irgendwo auf einem Parkplatz sitzen und einen ihrer Lieblingssongs hören. Sie würde überhaupt nicht damit rechnen. Niemals.

„Nur die Vorstellung des Rings", seufze ich und gehe auf die Theke zu, in welcher sich mehrere Exemplare von Ringen befinden. „Sie liebt es schlicht und nicht auffällig. Nazar würde mich töten, wenn ich ihr ein bonzen Ring kaufe."

„Sie würde nur wegen dem Ring nein sagen, Bruder", lacht Vladislav und stellt sich neben mich hin.

Gerade als ich ihn fragen will, wie er den Ring findet, kommt ein Mitarbeiter zu uns. Ich will ihn gerade sagen, dass wir noch gucken, als er einfach beginnt zu sprechen.

„Es tut mir Leid, dass mitzuteilen, aber ich müsste sie bitten, unseren Laden zu verlassen", fordert er uns auf, was mich schockiert.

Er ist alt. Vielleicht Anfang fünfzig. Daher kennt er uns wahrscheinlich auch nicht. Dennoch schockiert es mich, dass man immer noch über den ersten Eindruck urteilt.

Capital und ich schauen uns an und grinsen dann. Fast gleichzeitig ziehen wir unsere Ärmel hoch, sodass sowohl unsere Rolex als auch unser Freundschafts-Armband zu sehen sind.  Sofort sieht er auf unsere Handgelenke und macht große Augen.

„Ja, dann lass einfach um die Ecke zum nächsten Juwelier. Hab sowieso gesehen, dass die bessere Auswahl haben", schlägt dann Capi vor und nickt zur Tür. „Aber die Preise sind da viel höher. Macht doch nichts, oder Bruder?"

Ich rolle grinsend mit den Augen und will gerade zur Tür laufen. „Nein man. Ich könnte sogar den Laden jetzt kaufen. In bar und ich hätte noch genug, um mir einen scheiss Verlobungsring zu leisten."

Wir wollen gerade aus dem Laden gehen, als wir wieder aufgehalten werden. Der Fisch hat angebissen. Na geht doch.

„Verzeihen Sie", entschuldigt er sich. Wir drehen uns zu ihm um und warten ab. „Meine Mitarbeiterin dachte, Sie sind-"

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt