Licht im Dunkeln IV. - Unverblümt

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Die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen fielen durchs Fenster und ließen Alec langsam seine Augen aufschlagen. Er brauchte einen Moment, um den letzten Abend in seinem Kopf Revue passieren zu lassen. Alec hatte sich mit Magnus ein Taxi genommen und war mit ihm zu dessen Wohnung gefahren. Die letzten Meter zu Magnus' Wohnung waren eine regelrechte Herausforderung gewesen. Magnus ging es zunehmend schlechter, er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und wurde immer wieder von heftigen Übelkeitsanfällen gepackt. 'Nie wieder Alkohol', dachte er sich. Alec hatte ihn auch die Treppen in seine Wohnung hochgetragen, obwohl sich Magnus anfangs vehement geweigert hatte. Doch letztlich blieb ihm nichts anderes übrig, er wollte einfach nur  schlafen.

Magnus hatte es nur bis zum Wohnzimmer geschafft, als er sich ausgiebig auf seinem Parkettboden übergab. Das Ganze war ihm unsagbar peinlich gewesen, er wollte sich nur noch verkriechen. Doch Alec blieb und hielt ihn fest in seinen Armen und streichelte ihm beruhigend über den Rücken.
Eng umschlungen schliefen schließlich beide auf Magnus' Couch ein, nachdem Alec deutlich gemacht hatte, dass er Magnus nicht allein lassen würde.

Magnus hatte die ganze Nacht unheimlich geschwitzt und wälzte sich unruhig im Schlaf hin und her. Alec zog ihm schließlich Hemd und Jeans aus, Magnus schien das Ganze kaum mitzubekommen und murmelte nur gelegentlich unverständliche Wörter. Auch Alec war völlig durchgeschwitzt gewesen, da er Magnus fest im Arm gehalten hatte. Notgedrungen streifte auch er sich seine Kleidung vom Körper und lag nun halbnackt mit Magnus auf der Couch.
Als Alec sich auf die Suche nach dem Badezimmer begeben hatte, war ihm aufgefallen, dass Magnus' Wohnung riesig war und über ungewöhnlich viele Zimmer verfügte. Die Flure und Zimmer waren sehr schmal und klein geschnitten, aber sehr hell und farbenfroh. Das Wohnzimmer war geschmackvoll eingerichtet und Alec fragte sich, ob Magnus hier wirklich allein lebte. Wozu benötigte er so viele Zimmer?

Alec brauchte gar nicht lange suchen und fand das Badezimmer in Richtung Flur, auf der linken Seite.
Er schnappte sich ein kleines Handtuch aus dem hölzernen Regal und hielt es unter den Wasserhahn. Leise schlich er sich zurück zu Magnus und legte sich wieder neben ihn. Draußen dämmerte es bereits und Alec sah die Konturen von Magnus' Gesicht. Seine Atemzüge kamen schwerfällig und unregelmäßig. Vorsichtig tupfte Alec Magnus das Gesicht mit dem kühlen feuchten Handtuch ab.
Zufriedene Seufzer waren von Magnus zu hören und sein Körper schien sich allmählich zu entspannen. Alec betete inständig, dass Magnus das Schlimmste bereits überstanden hatte..

Es war kurz nach sechs Uhr morgens, als Alec auf sein Handy schielte.
Er hatte seiner Tante Maryse gestern noch geschrieben, dass er die Nacht bei Jace verbringen würde und sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Er würde sich später mit ihr zum Lunch treffen, obwohl er Magnus nur ungern in diesem Zustand allein lassen wollte.
Vielleicht würde sich Alec vorher nochmal hinlegen. Die Nacht hatte er kaum ein Auge zu bekommen, Magnus ohrenbetäubende Schnarchatacken hatten ganze Arbeit geleistet.
Gequält strampelte sich Magnus die Kuscheldecke weg und robbte sich näher zu Alec.

Gedankenverloren glitten Alecs Finger durch Magnus' schwarze Haare und ließen ihn leise aufseufzen.
Magnus bedeutete ihm schon jetzt unheimlich viel, dass es Alec Angst machte. Noch nie hatte er derart starke Gefühle für jemanden entwickelt und schon gar nicht innerhalb einer Woche. Jace hatte es sofort durchschaut, er kannte Alec einfach zu gut.
Als er an die gestrige Unterhaltung mit Jace dachte, spürte er wieder die Wut in sich aufkommen. Nach der Aktion mit diesem Jordan, dachte Alec zumindest, dass Jace sich melden würde. Zudem wurden Alec und Magnus nur wegen ihm von diesen Möchtegern - Bodyguards verfolgt. Andererseits wüsste Alec auch nicht, was er sagen sollte, Jace hatte seinen Standpunkt ziemlich deutlich gemacht.

Alec ließ das lauwarme Wasser über seinen Rücken laufen und stützte sich mit seinen Händen an den anthrazit farbenen Kachel Fliesen ab. Magnus schlief noch tief und fest und würde wohl vor Mittag nicht aufstehen. Alec blieb also genügend Zeit, zurück zum 'Pandemonium' zu fahren, Magnus' Rucksack zu holen und Frühstück zu besorgen. Immerhin war Alec nicht ganz unschuldig daran gewesen, dass es Magnus jetzt so schlecht ging, hatte er ihm doch den ersten Shot quasi aufgezwungen.

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