Licht im Dunkeln III . - Pandemonium

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"Ihr habt was?!" schrie Catrina schon fast ins Telefon.
"Ich weiß auch nicht wie das passiert ist." murmelte Magnus am anderen Ende der Leitung und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
"Du weißt nicht, wie deine Zunge in seinem Mund gelandet ist?" fragte Catrina betont skeptisch.
"Cat!"
"Tut mir leid, Mag's, aber du hast selbst gesagt, dass du mit ihm keinesfalls etwas anfängst. Er wird dir nur das Herz brechen."
"Es war nur ein Kuss." flüsterte Magnus.
"Wenn du das sagst.. für mich klingt es allerdings nach mehr, viel mehr. Ich will mich nicht mit dir streiten Magnus, ich will nur nicht, dass du verletzt wirst."
"Ich weiß, ich passe auf. Versprochen."

Catrina seufzte schwer. Sie wusste, dass dieser Alec noch Ärger machen würde. Sie hatte es gewusst, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, beim kläglichen Versuch, bei Magnus zu landen. Catrina war nicht überrascht gewesen, dass Magnus Alec die kalte Schulter gezeigt hatte. Es war mittlerweile fast zwei Jahre her, dass Magnus sich von Will getrennt hatte. Seitdem gab es keinen Mann mehr in Magnus' Leben. Er schien damit keinerlei Probleme zu haben, doch hatte nicht jeder das Recht auf ein bisschen Liebe und Glück?
"Kommst du nachher noch ins Café?" erkundigte sich nun Catrina.
"Klar, aber nur kurz.. Alec holt mich gegen vier Uhr ab."
Für einen kurzen Moment sagte niemand etwas, ehe Cat ihre Stimme wiederfand.
"Magnus?"
"Wir sind nur Freunde."
"Und weiß er das auch?"
"Weiß er, denn so war die Bedingung dafür, dass ich ihn in mein Leben lasse."
"Ich hoffe wirklich, dass ihr euch beide da nichts vormacht." gab Catrina ehrlich zu.
Jetzt war es Magnus, der schwer seufzte.
"Bis später, Cat."

Am späten Nachmittag lagen Alec und Magnus wieder am Strand des 'Lake Lynn' Sees, zusammen auf der Stranddecke und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Sie waren vorher noch zusammen zum Wochenmarkt gefahren, um etwas frisches Obst als Proviant zu besorgen.
Alec bemühte sich seit dem gestrigen Vorfall im Wasser, auf unnötigen Körperkontakt zu verzichten, denn die Erinnerung an Magnus' Haut auf seiner, ließ ihn jeden klaren Gedanken vergessen.

"Hast du manchmal Angst?" fragte Alec gedankenverloren.
"Jeder hat hin und wieder Angst."
"Ich meine Angst vor der Dunkelheit.."
"Ich kenne fast nichts anderes.
Mit der Zeit lernt man blind zu vertrauen. Es ist ein langer Lernprozess, denn blindes Vertrauen ist eine Fähigkeit, die dem Menschen grundsätzlich nicht gegeben ist." antwortete Magnus.
"Ich weiß nicht, ob ich mich je sicher in endloser Dunkelheit fühlen könnte, als kleines Kind hatte ich immer schreckliche Angst im Dunkeln."
"Und jetzt?"
"Sie ist nie ganz verschwunden. Ich bekomme jetzt keine Panik oder so, aber manchmal kann es in dunklen Räumen schon beklemmend für mich sein.. Du hältst mich jetzt bestimmt für einen Feigling." seufzte Alec schwer.

"Tue ich nicht, Alexander. Ich verstehe das, was wir nicht sehen, ängstigt uns. Im Dunkeln ist Vorsicht und Voraussehen einfach unmöglich. Das Gefühl von Sicherheit verschwindet für viele Menschen, weil sie glauben, keine Kontrolle mehr zu haben. Das Streben nach Vertrauen und Sicherheit gehört nicht umsonst zu unseren Grundbedürfnissen." klärte Magnus Alec sachlich auf.
"Alles klar, Dr. Freud." kicherte Alec, war aber unglaublich beeindruckt von Magnus' Tiefsinnigkeit.
Magnus gab Alec einen kleinen Klapser auf den Oberschenkel, bevor er weiter fort fuhr und wieder ernster wurde.

"Mit sechs Jahren musste ich lernen mit dem ganzen Körper zu sehen. Und mit der Zeit wurde ich richtig gut darin.."
"Das meinte Catrina also mit 'Du siehst mehr als mancher Nicht - Blinde".
Auf Magnus Lippen schlich sich ein sanftes Lächeln.
"Die Stimme beispielsweise, ist für mich das, was für den Sehenden das Gesicht ist. Mein Gehör zeichnet das innere Bild meiner Umgebung. Der Wind lässt mich beispielsweise durch das Rascheln der Blätter, Bäume in der Nähe wahrnehmen. Durch Regen kann ich Wiesen und Straßen unterscheiden."
"Was ist mit Farben, erinnerst du dich an sie?" fragte Alec, seine Arme waren unter seinem Kopf verschrenkt, sein Blick zum strahlend blauen Himmel gerichtet.
"Ja, ich weiß noch wie Farben aussehen, aber es ist eher wie eine verblasste Erinnerung oder ein Gefühl."

Licht Im Dunkeln 🌠Where stories live. Discover now