Kapitel 20

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Jimin guckte wie ein ängstlicher Welpe, der Angst hatte, etwas falsches gesagt zu haben.

"Ich weiß nicht." antwortete ich Hoseok. Irgendwie wollte ich ihm nicht davon erzählen. Es war meine Vergangenheit und an diese dachte ich nicht gerne zurück.

Das Jimin mir auch noch unter die Nase reiben musste, dass ich mit Hoseok fast glücklicher als mit Miro war tat auch nicht gerade zu meiner Stimmung bei.

Ich hatte auch schon sehr lange nicht mehr den Holzstern aus meiner Tasche geholt, fiel mir auf. Es tat weh, daran zu denken, dass ich wohl langsam über Miro hinweg kam, obwohl es ja eigentlich was gutes war.

"Ich dachte, wir könnten uns alles erzählen.. Naja, ist egal..." Man merkte, dass es ihm überhaupt nicht egal war. Überhaupt. Nicht.

Aber was sollte ich machen? Jetzt wusste er es wohl.

"Du hast mir auch nicht gesagt, dass du reich bist." entgegnete ich und guckte weiterhin nicht von meinem Essen hoch.

Er seufzte und sagte nichts mehr.

Jimin guckte mich mit großen Augen an und sagte:
"Tut mir leid... Ich ruiniere euch noch alles..."

"Nein ist schon okay Jimin. Du kannst immer noch nichts dafür. Du konntest ja nicht wissen, dass Hoseok das nicht wusste."

Er beruhigte sich etwas und aß auf.

Wir brachten unsere Tabletts weg und gingen zurück aufs Zimmer.

Jimin telefonierte mit seiner Mutter und redete mit ihr darüber, wie es hier war.

Mir fiel auf, dass ich mich weder bei meinen Eltern noch sie sich bei mir gemeldet hatten, seit ich hier im Internat war.

Mit meinem Vater wollte ich eh nichts zutun haben, aber ich hätte erwartet, dass meine Mutter zumindest mal fragte, wie es mir hier ging und ob ich vielleicht Freunde gefunden hatte.

Aber vielleicht war sie auch froh, ihr Sorgenkind los zu sein. Ich hatte ihr ja immer nur Probleme gemacht.

Sie musste ihr Geld für meine Operationen und Therapien hergeben. Als ich die ganzen Geldbeträge gesehen hatte, hatte ich mir gewünscht, nie geboren zu sein, um ihr nicht ihr ganzes Leben zu erschweren.

Hoseok lag in seinem Bett und las in einem neuen Buch, weil er letztens mit seinem alten fertig geworden war.

Wer las bitte freiwillig jeden Abend und allgemein immer wenn er Zeit hatte? Natürlich nur so ein guter Mensch wie Hoseok.

Ich seufzte und wandte mich meinem Handy zu.

Aber ich konzentrierte mich nicht wirklich auf die Bilder, die ich mir anguckte, sondern dachte darüber nach, ob ich wirklich glücklicher mit Hoseok als mit Miro war.

Ich hatte, bis ich hier her ans Internat kam, noch so sehr an Miro gehangen und hätte niemals daran gedacht, mit jemand anderem auch nur befreundet zu sein. Aber Hoseok hatte mich irgendwie dazu gebracht, all meine Vorwürfe zu verwerfen und mich in seinen Bann geschlossen.

-

Ich war auf einer Wiese, an einen dicken Baumstamm hinter mir angelehnt.

Miro kam auf mich zu und ich lächelte, als ich ihn erblickte, aber sein Gesicht zeigte keine Emotion. Eine einzelne Träne lief ihm übers Gesicht.

"Miro?" entwich es mir und ich guckte ihn verwirrt an.

"Du hast mir das Herz gebrochen." sagte er und verlor noch eine Träne.
"W-was?" stotterte ich.

"Du sagtest mir, es würde nie jemanden außer mir geben! Das du mich für immer lieben wirst! Ich bin noch nicht mal drei Monate tot und du suchst dir gleich einen neuen? Ich dachte, dass zwischen uns hält für immer Yoongi."

Ich stand auf und wusste nicht, was ich sagen sollte. In mir zog sich alles zusammen.

"Ich habe dir diesen Stern damals gegeben, damit du dich immer sicher fühlst. Auch wenn ich nicht da bin. Wenn ich mal nicht für dich da sein könnte. Aber du? Du scheinst den ja gar nicht mehr gebrauchen zu können. Ich habe mich in dir getäuscht Yoongi."

Langsam fing ich an zu weinen. Ich wollte ihm nie weh tun aber... Er war doch tot... Ich wollte mich doch nie in jemand neuen verlieben, aber ich konnte nicht gegen meine Gefühle ankämpfen.

"Wenn du mich noch liebst Yoongi, dann brich ihm das Herz. Brich ihm das Herz in tausend Stücke, denn niemand außer mir sollte das Recht dazu haben, dich zu lieben."

Die Wiese und Miro verschwand und ich wachte schweißgebadet auf. Hoseok saß bei mir am Bett und strich mir durchs Haar.
"Alles ist gut Yoongi..." murmelte er, als er sah, dass ich aufgewacht war.

Ich wich vor ihm zurück und versuchte mich zu beruhigen.
"Ich bin es nur." flüsterte er und kam mir wieder näher, aber ich drücke mich gegen die Wand, an der mein Bett stand.

"Bleib weg von mir." flüsterte ich und Hoseoks Blick veränderte sich. Er sah verletzt aus und ich konnte ihn auch verstehen.

Mein Herz zog sich zusammen bei seinem Blick, aber ich sagte nichts weiter.

Jimin saß nun ebenfalls wach und verschlafen auf seiner Matratze und guckte zu uns.
"Alles gut?" fragte er müde blinzelnd.

Ich nickte.
"Ich hatte nur einen Albtraum. Alles gut."

Es fühlte sich aber mehr an, als nur ein Albtraum.

Ich wusste, dass Miro tot war, aber trotzdem konnte ich mir nicht einfach den nächstbesten Typen suchen, nur weil ich mich alleine fühlte.

Hoseok war in mich verliebt, also musste ich ihn davon abbringen, egal was es kostete.

Ein Schluchzer entwich mir und ich zog meine Knie an und legte mein Gesicht darauf.

"Yoongi.." sagte Jimin besorgt und kam zu Hoseok und mir.

"Alles ist gut.." murmelte ich und unterdrückte einen weiteren Schluchzer.

"Wieso weinst du?" fragte Jimin.
"Ist etwa meine Sdchuld?" flüsterte er.

Ich guckte von meinen Knien hoch und sah ihn verwundert an.
"Natürlich nicht! Hör auf immer zu denken, dass du alles falsch machst Jimin. Alles ist gut. Lasst mich bitte beide einfach in Ruhe."

Sie zögerten erst, aber gingen dann endlich beide wieder zurück zu ihren Betten.

Ich drehte mich weg und still rannen weitere Tränen über mein Gesicht.

Ich würde Hoseok das Herz brechen.

ι'ℓℓ ƞε⋎εʀ ℓɸ⋎ε αϑαιƞ | ΨɸɸƞៜεɸΚWhere stories live. Discover now