11. Revanche

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Noah

„Und genau deswegen braucht ein Faultier zwei Wochen um sein Essen zu verdauen." beendete Gin ihren Monolog, dem ich mit offenem Mund gespannt verfolgte hatte.

Auch wenn ich mich an die Hälfte von dem eben gesprochenen schon nicht mehr erinnern konnte grinste ich fasziniert, griff nach den letzten noch übrig gebliebenen Tequila shots und reichte der schwarzhaarigen einen.

Diese grinste und stieß dann mit mir an.
Ohne die Zitronen oder das Salz zu beachten leerten wir beide die brennende Flüssigkeit hinunter.

„Mr. Barkeeper!" ich drehte mich schwungvoll um 90 Grad und wartete dann darauf das er zu mir kam.
Nüchtern hätte ich den belustigten Ausdruck auf seinem Gesicht vermutlich besser erkannt.

„Bitteee nochmal... zwei" ich streckte ihm zwei Finger entgegen „mochItõs!" beendete Gin mit einem merkwürdigen Akzent meine Bestellung.

Grinsend nickend bestätigte ich sie doch der Mann hinter dem Tresen hob skeptisch eine Augenbraue.

„Ich hab keine Lust das ihr mir hier alles vollkotzt."
„Hey! Dasss werden wir schon nichh!" protestierte ich empört. „Oh doch. Ihr hattet schon sechzehn Drinks, das reicht für heute."
„Pfff" Gin lehnte sich auf ihrem Hocker nach hinten und plusterte die Wangen auf. Dabei überschätzte sie wohl ihr Gleichgewicht denn nur einen Augenblick später knallte sie schon dumpf und unsanft auf dem dunklen Parkettboden auf.

„Mhm." er schüttelte den Kopf, lief um die Bar herum und half ihr auf. Gins Haare waren leicht zerzaust und der muskulöse junge Mann sie wieder auf die Beine zog kicherte sie.
„Hast du dir weh getan?" fragte er doch sie schüttelte den Kopf, kicherte immer noch.

Da ich genauso dicht war wie sie fand ich die Situation nicht weniger amüsant und ließ mich ebenfalls nach draußen bringen.

„Soll ich euch noch n Taxi rufen?" Frage der Typ doch ich winkte breit lächelnd ab.

„Neee die Nacht ist doch noch jung!"

„Wie ihr meint."
Er zuckte seufzend mit mit den Schultern.

„Vielleicht sehnnn wir unss ja mal wieder." zwinkerte Gin.
„Ich bin mir da nicht so sicher."
„Und ich bin Gin."
Über ihren unslustigen Witz wieder kichernd stupste sie ihn an.
„Fjodor."
Antwortete er zu meiner Überraschung, lächelte uns beiden dann nochmal belustigt an und verschwand wieder in die Bar.

Wir verharrten noch kurz orientierungslos, dann setzten wir uns in Bewegung.

„Hast du dir echt nicht wehgetan?"
Fragte ich dann und als Antwort warf Gin ihren Kopf in den Nacken.

„Doooch!" Rief sie mit leidendem Unterton was mich erneut zum Lachen brachte.

Wir liefen durch die beleuchteten Straßen Stuttgarts, die erst nachts so richtig zum Leben erwachten.

Der Alkohol im Blut benebelte mich doch hab mir gleichzeitig das Gefühl zu schweben, völlig sorglos zu sein.

„meine kippen sind alle" sagte Gin, während sie den Stummel von der die gerade noch zwischen ihren Lippen klemmte wegschnippte und enttäuscht ihre leere Schachtel umdrehte um ganz sicher zu sein.

„Da is n Kiosk" ich zeigte auf einen kleinen unauffällig laden.

„Geiiilomatiko!" Wie ein kleines Kind hüpfte Gin darauf zu.

„Ich warte draußen." rief ich ihr noch hinterher, lehnte mich gegen eine der näherstehenden Laternen.

Obwohl ich hacke voll war schaffte ich es nahezu eine perfekte Zigarette zu drehen. Mein Tabak bestand nur noch aus Bröseln also klemmte ich mir die Gedrehte hinters Ohr und taumelte zu dem Mülleimern einige Schritte weiter.

Ich warf die leere Verpackung weg, wollte mich gerade wieder umdrehen, vielleicht in den Kiosk sehen um zu gucken wo Gin steckte, da traf mich ein Schlag.

Mein Kopf flog zur Seite und der plötzliche Schmerz gepaart mit dem Schwindelgefühl was mich wie eine Flutwelle überkam, trieb mir die Übelkeit hoch.

Noch ein Schlag traf mich, diesmal in die Magengrube, und das gab mir den Rest.

Ich konnte mich nur noch an dem Mülleimer abstützen, da erbrach ich schon den Alkohol und das halbverdaute essen was noch in mir gewesen war.

Es kostete mich meine ganze Kraft mich wieder aufzurichten und meine Augen aufzuhalten.

Alles war doppelt. Verschwommen.

Gods »pausiert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt