17. Gedanken

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Oliver

Als ich die Haustür aufschloss kam mir die altbekannte Geruchsmischung aus Bier, muffiger Wäsche und dem ekelhaften Eigengeruch meines Vater entgegen.
Letzteres hatte mittlerweile die ganze Wohnung eingenommen.

Ich erinnerte mich daran zurück, wie unsere alte Wohnung gerochen hatte.
Sauber, nach Waschmittel und dem Parfüm meiner Ma.

Damals hatten wir auch nicht im Überfluss gelebt, die Wohnung war auch klein gewesen aber ich hatte mich wohl gefühlt. Geborgen.
Sicher.

Das konnte ich nun nicht mehr von mir behaupten doch das wäre mir egal wenn ich nicht wüsste das meine Geschwister in diesem Umfeld aufwachsen mussten.

„Olliiii!!!" kam es kreischend vom anderen Ende der Wohnung und schon kurz darauf hüpfte eine völlig überdrehte Elly auf mich zu.

Ihr Zwillingsbruder folgte ihr auf den Fersen, nicht weniger enthusiastisch.

„Hey ihr zwei" grinsend ging ich in die Hocke und breitete meine Arme aus damit sie sich darin hinein fallen lassen konnten.

„Na wie war die Schule?"
„Toooll!" riefen sie im Chor und ich musste grinsen.

Grundschule, da würde ich auch gerne nochmal hin...

„Ist Mama schon da?"
Elly nickte.
„Sie schläft gerade."
Wahrscheinlich musste sie bald wieder los.

„Wo ist" Ich räusperte mich etwas „Papa?"

„Wohnzimmer." auf Linus Antwort seufzte ich unterdrückt, wie hätte es anders sein können?, dann stand ich wieder auf um endlich einzutreten.

„Spielst du mit uns?" fragte meine kleiner Bruder und setzte seinen Hundeblick auf, während ich meine Jacke auszog und auf einen der Bügel hängte.

„Tut mir leid großer, aber ich muss Hausaufgaben machen." entschuldigte ich mich und enttäuscht schob er seine Unterlippe vor.

„habt ihr euer Schulsachen schon erledigt?"
Beide nickten.
„Ich beeil mich, dann können wir später noch was spielen." lächelte ich und Linus tat es mir wieder gleich.

„Na gut." die zwei sprangen wieder auf und verschwanden in ihr Zimmer, als ich am Wohnzimmer vorbei kam sah ich meinen Vater auf der Couch, schlafend.

In meinem Zimmer angekommen warf ich meine Schultasche auf mein Bett.
Es kostete mich volle Willenskraft mich nicht einfach dazu zu legen, doch ich musste erst noch Mathe und Geschichte erledigen weswegen ich mich schweren Herzens an meinem Schreibtisch setzte.

Kurz verharrte ich und irgendwie fand meine Aufmerksamkeit zu meinen Händen, die regungslos vor mir lagen.
Die Knöchel waren noch leicht verschürft und schmerzten wenn die kalte Luft draußen darüber strich.

Die Nacht kam mir wieder in den Sinn, als ich mich mit diesem fetten Vollidioten und seine Freunde geprügelt hatte.

Es war meine erste wirkliche Schlägerei gewesen, denn normalerweise schlug ich niemanden.
Es erinnerte mich zu sehr an meinen Vater.

Wenn ich so darüber nachdachte fragte ich mich, warum ich überhaupt geholfen hatte.
Ich konnte Noah nichtmal wirklich leiden. Er roch immer nach kaltem Rauch, war streitlustig und hielt sich das Image des unnahbaren, coolen Neulings bedacht aufrecht.

Ich fragte mich wie er das machte.

Er war sturzbesoffen gewesen als er von den drei Typen verschlagen worden war.

Ich hasste Alkohol.
Mein dad trank ihn in Massen.

Ich konnte nicht nachvollziehen wie man sein ganzes Geld für Kippen und Drogen, Partys und Alkohol ausgeben konnte.
Hatten diese Menschen nicht besseres damit anzufangen?

Wahrscheinlich konnten sie es sich, im Gegensatz zu mir, einfach leisten.

Trotzdem... ich hatte ihnen nicht geholfen weil Noah in Schwierigkeiten gesteckt hatte.

Ich hatte geholfen weil Gin dabei gewesen war.

Ich hatte zwar davor noch nie mit ihr gesprochen gehabt, aber im Unterricht war sie mit mir die einzige die steht's aufpasste.
Sie war klug, auch wenn die anderen das nicht sehen wollten.
Sie war das erste Mädchen das mich jemals zweimal hatte hinschauen lassen.

Noah

Nachdenklich starrte ich an die Decke, der Kolben zwischen meinen Fingern war nur noch ein Stummel.

Dana...
Dieses kleine Mädchen wollte einfach nicht aus meinem Kopf.
Im Gegensatz zu den meisten anderen, wirkte sie jünger als sie eigentlich war.
Sie hätte auch 14 sein können.
Nicht weil sie sich kindisch verhielt, sonder mehr weil sie so eine verletzliche Unschuld ausstrahlte.

Vermutlich erinnerte sie mich deswegen so an Laia.
Auch sie war viel zu zerbrechlich, viel zu rein für diese verkorkste Welt gewesen.

Dana hatte uns erzählt das der Typ den sie auf dem Schulklo geküsst hatte, ihr versprochen hatte er würde sie danach in Ruhe lassen, da er die letzten Tage förmlich an ihr geklebt wäre.

„Aber dann hat er ja nur das bekommen was er wollte!" hatte Gin empört gesagt wo ich ihr völlig hatte zustimmen können.
Dana hatte nur bedrückt mit den Schultern gezuckt und zu Boden gesehen.

Meine Gedankengänge wurden unterbrochen als mein Handy laut vibrierte.

Als ich es anschaltete kamen mir direkt mehrere Nachrichten entgegen.

Gin
Dana geht mir nicht aus dem Kopf...

Sof
Hey Schatz, wir haben zwar in letz...

Unn
Hi

Gods »pausiert Where stories live. Discover now