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Von allen Seiten stürmten die Orks auf Thranduil los. Direkt hinter ihm stand immer noch Celeborn, ein Zurückweichen war nicht möglich, allerdings hatte er von dort vorerst auch keine Angriffe zu erwarten. Ohne zu zögern überließ er seinen Instinkten die Kontrolle über den Kampf. Der Ork direkt vor ihm erreichte ihn als erster und rannte mit erhobenem Schwert auf ihn zu. Es war für Thranduil ein Leichtes, dem Schlag seitlich auszuweichen und sich zwischen dem Schwert eines anderen Orks hindurchzuwinden. Für einen kurzen Moment sah er sich um, dann entdeckte er eine kleine Nische im Fels, die ihm ausreichend Bewegungsfreiheit ließ, Angriffe von den Außen jedoch fast unmöglich machte. Eilig hastete er in die Nische und drehte sich mit dem Rücken zur Wand. Nur Augenblicke später hatten die ersten Orks ihn bereits wieder erreicht und Thranduil musste den ersten Schlag abwehren. Dadurch, dass seine Flanken geschützt waren, konnte ihn immer nur ein Ork angreifen, ohne dass sie sich gegenseitig in die Quere kamen. Somit fiel es dem erfahrenen Schwertkämpfer einen Ork nach dem anderen auszuschalten. Schließlich stand nur noch ein einziger Ork vor ihm, größer und breiter als die anderen. Thranduil sah, dass die enge Nische ihm im Kampf gegen diesen Ork nur Nachteile bringen würde, hier würde er Möglichkeiten zum Ausweichen und Zurückweichen benötigen. Der Ork schlug wütend mit dem Schwert zu, doch Thranduil konnte den wuchtigen Hieb mit seiner eigenen Klinge parieren. Dann, als der Ork gerade zum nächsten Schlag ausholte, trat Thranduil ihm kräftig gegen die Außenseite des rechten Knies. Schlagartig sackte das rechte Bein unter dem massigen Körper des Orks zusammen und Thranduil nutzte die Situation, um aus der Nische zu entwischen und in die Weite der Halle zu gelangen. Inzwischen hatte der Ork sich wieder aufgerichtet. Sein Blick strahlte keine Freude aus, blanke Wut war nun darin zu erkennen. Thranduil wusste, dass dies für ihn zum Vorteil werden konnte, also erwartete er den Ork in der Mitte der Halle. Die Spitze seines Schwertes zeigte zu Boden und er stand breitbeinig und fest. Herausfordernd sah er den Ork an, dessen Reaktion nicht lange auf sich warten ließ. Wie ein wilder Bulle setzte er sich schnaubend in Bewegung und rannte mit erhobenem Schwert auf Thranduil zu. Der erste Schlag ging auf den Elben nieder, doch mit einer geschickten Drehung wich er dem Schlag zur Seite aus. Der Ork stand ein paar Meter weiter und sah ihn ungläubig an, bevor er wieder auf ihn zustampfte. Diesmal parierte Thranduil den kräftigen Schlag und wich Hieb um Hieb zurück. Immer näher kam er den Wand in seinem Rücken und immer wuchtiger wurden die Schläge, die der Ork mit seinem Schwert tat, bis sie vielleicht noch einen Meter von der Steinwand entfernt waren. Einen wuchtigen Schlag und eine gekonnte Parade später stand Thranduil wortwörtlich mit dem Rücken zur Wand. Der Ork grinste höhnisch, er war sich seines Sieges sicher. Er schlug kräftig auf Halshöhe zu und der Stahl seiner Klinge schnitt sich knirschend in den Stein. Verdutzt blickte der Ork auf sein Schwert, dass sich einen Zentimeter in den weichen Stein gebohrt hatte und auf den Boden, wo Thranduil kniete. Der Elb hatte sich blitzschnell zu Boden fallen lassen, bevor der Ork zuschlug, nun zückte er einen kleinen Dolch, der sich, bevor der Ork begriff, was soeben geschehen war, durch den Bauch des Angreifers schnitt. Geschickt rollte Thranduil sich zur Seite ab, dann brach der Ork hinter ihm zusammen.
“Wie konnte es nur so weit kommen, Celeborn?“ Thranduils Augen waren voller Trauer und Entsetzen.
“Viel zu lange haben wir zugesehen, wie unsere ehemals prächtigen Städte zerfielen, wie unsere Königreiche sich auflösten und unser Volk unterdrückt und verstreut wurde“, entgegnete Celeborn mit unterdrückter Wut. “Wir haben zugelassen, dass andere, minderwertige Wesen unseren rechtmäßigen Platz einnehmen. Wir müssen uns zurückholen, was unser ist. Das elbische Volk muss wieder über Mittelerde herrschen.“
“Es gibt kein elbisches Volk mehr, Celeborn“, meinte Thranduil hohl. “Dieser Krieg und die Dunkelheit, der du dienst, haben unser Volk ausgelöscht.“
“Du lügst!“, schrie Celeborn. “Nun denn, Thranduil, dann ist es wohl dein Schicksal, dass du von einem wahren Kämpfer für das Volk der Elben vernichtet wirst.“
Er zog das Kurzschwert hervor, dass er stets bei sich trug und auch Thranduil hob sein Schwert. “Es gab eine Zeit, in der man es für unmöglich hielt, dass ein Elb der Dunkelheit verfällt und dennoch ist es so oft geschehen. Wenn ich nun keine andere Wahl habe, so werde ich dem ein Ende bereiten.“
“Versuch es doch, Thranduil“, meinte Celeborn, bevor er auf ihn losstürmte. Sein erster Schlag zielte auf Thranduils Schwertarm, doch der Elb konnte den Angriff gekonnt abwehren. Sofort holte er zum Gegenangriff aus, doch Celeborn konnte den Hieb, der auf seine Hüfte zielte, parieren. Thranduil schlug ein weiteres Mal zu, doch Celeborn ließ den Schlag an seiner kurzen Klinge abgleiten und zielte mit einem wuchtigen Hieb auf Thranduils linke Schulter. Geschickt drehte dieser sich aus dem Schlag heraus und schaffte es, Celeborns Oberschenkel mit der Spitze seines Schwertes zu streifen. Der Elb sog hörbar die Luft ein, dann wich er einen Schritt zurück. In seinen Augen stand Wut, doch auch ein Hauch Verzweiflung. Thranduil war schon immer ein hervorragender Schwertkämpfer gewesen und Celeborn wusste darum. Dieses Duell würde alles von ihm abverlangen.
“Ergib dich, Celeborn“, sagte Thranduil gebieterisch. Er hatte die Unsicherheit im Blick seines Kontrahenten genau erkannt.
“Wegen eines kleinen Kratzers?“ Celeborn lachte verächtlich. “Niemals.“
Erneut kam Celeborn auf Thranduil zu und erneut schlug er zu. Auch dieses Mal konnte Thranduil den Schlag abwehren, doch Celeborn setzte gleich eine ganze Reihe wuchtiger Hiebe, mit denen er Thranduil immer weiter zurücktrieb. Dieser beschäftigte sich mit der Abwehr der platzierten, aber risikoreichen Schläge. Thranduil war sich sicher, dass er jeden Moment eine Lücke finden würde, doch vorerst hielt er seine Verteidigung aufrecht. Immer weiter trieb Celeborn ihn zur Wand und Thranduil fühlte sich in die Situation von vorhin hineinversetzt, bis Celeborn der entscheidende Fehler unterlief. Er führte einen nahezu senkrechten Schlag in Richtung von Thranduils Schulter durch, doch dieser trat einen kleinen Schritt zur Seite und drückte ihm das Schwert mit seiner eigenen Klinge von innen aus der Hand. Klappernd fiel das Kurzschert zu Boden und Thranduil richtete seine Klinge auf Celeborns Brustbein.
“Es ist vorbei, Celeborn. Ergib dich und ich führe dich zurück ins Licht - oder bezahle für deine Taten mit dem Tod.“

Der letzte Silmaril III: Ewiges LeidenWhere stories live. Discover now