Das möchte ich, ja.

7.5K 742 137
                                    

„Was ist nur los mit dir, Harry?", will Kendall von mir wissen, als ich am nächsten Morgen im Büro sitze. Den ganzen Tag über kann ich mich schon nicht konzentrieren. Woran das liegt ist eindeutig die Ungewissheit, ob Louis mich heute Abend zu dem Date begleiten wird oder nicht. Die halbe Nacht hatte ich mir Gedanken gemacht und kaum geschlafen.
„Harry?", Kendall sieht mich eindringlich an, als ich meinen Blick hebe und endlich Augenkontakt herstelle.
„Tut mir leid , ich bin heute irgendwie nicht ich selbst".
Schmunzelnd sieht mich meine Assistentin beziehungsweise mittlerweile Partnerin an und schüttelt den Kopf. „Das kann ich mir denken".
Fragend hebe ich mein Blick, sehe sie irritiert an und weiß nicht was sie meint,doch Kendall beginnt bereits zu lachen.
„Harry, du vergisst dass ich mit Eleanour zusammen bin und die ist mit Louis befreundet. Natürlich hat Louis gestern angerufen und ihr alles berichtet. Ich weiß also von eurem Date und auch davon, dass du ihn heute wieder sehen willst." Natürlich weiß sie das. Hätte ich mir denken können.
„Weißt du wie er sich entschieden hat?". Vielleicht konnte ich ja etwas heraus finden.
Etwas, das meine Nerven beruhigt und meine Gedanken nicht weiter im Chaos versinken lässt. Doch ich bekomme nur wieder ein Schmunzeln. „Das wirst du noch Früh genug erfahren, mach dich lieber an deine Arbeit."

Seufzend fahre ich mir durch meine Haare und sehe auf das Blatt Papier vor mir. „Ich kann mich einfach nicht konzentrieren. In meinem Kopf ist das reinste Chaos." Gedanklich gehe ich den Abend durch. Es ist alles perfekt geplant. Das Einzige was jetzt in die Quere kommen könnte wäre Louis.

Kendall sieht mich mitleidig an, lächelt und leg mir ihre Hand auf meine Schulter. „Das wird schon, Harry."

****

Als ich am Abend das Büro verlasse, habe ich noch immer nichts von Louis gehört.
Vermutlich hat er sich gegen das Date entschieden und damit auch gegen mich.
Aber was habe ich auch erwartet. Ich habe ihn zutiefst verletzt.

Ausgelaugt gehe ich unter die Dusche, esse eine Kleinigkeit und greife nach meinem Handy. Überrascht stelle ich das Atmen ein, als ich sehe das ich eine Nachricht von Louis habe.

Wann holst du mich heute ab?

Er wird mitkommen.
Er hat zugesagt.
Louis und ich gehen auf ein weiteres Date.

Ich kann mein Glück kaum fassen und mit zittrigen Fingern tippe ich die Antwort in mein Handy.
Jetzt muss ich mich beeilen.
In Windeseile ziehe ich mich um, rufe Antonio an und mache irgendwie meine Haare. Natürlich wollen sie heute nicht wie ich will, aber das wird schon irgendwie gehen.
Es muss, denn ich habe keine Zeit mehr.

Antonio fährt zu Louis und als wir vor dem Haus ankommen, steht er bereits draußen an der Straße und wartet. Als er das Auto sieht, lächelt er zaghaft und steigt dann zu mir auf die Rücksitzbank.
„Ich dachte du kommst nicht", gestehe ich leise und kann wieder nur erleichtert feststellen, dass Louis wirklich neben mir sitzt.
„Wollte ich auch eigentlich nicht", murmelt der Braunhaarige und schnallt sich an.

Autsch.
Mein Herz zieht sich zusammen.

Er dreht seinen Kopf zu mir und lächelt leicht.
„Aber dann habe ich eine Gehirnwäsche bekommen und habe mich eben umentschieden".
Eine Gehirnwäsche?
„Kendall hat eine Gehaltserhöhung verdient".
Schmunzelnd nicke ich. Hat sie, wobei ich dann eher ihren Anteil an der Firma erhöhen werde. Sie ist ein Goldschatz.
Ich werde ihr morgen Blumen mit in das Büro bringen.

Wir fahren eine Weile und neugierig sieht Louis aus dem Fenster.
„Wohin fahren wir?", will er wissen, doch ich schweige. Es soll so lange wie möglich eine Überraschung sein.
Doch lange bleibt mein Geheimnis nicht, denn einige Kilometer weiter weiten sich mit einem Mal Louis' Augen und er dreht seinen Kopf zu mir.
„Harry", flüstert er leise und sieht wieder aus dem Fenster.
Lächelnd sehe ich ebenfalls hinaus und kann das Meer bereits sehen.
Erneut dreht Louis seinen Kopf zu mir, sieht mich ungläubig an.
„Das Meer?".
Ich nicke und werde mit einem bezaubernden Lächeln belohnt.
Louis liebt das Meer.
Den Sand, das Rauschen der Wellen.
An unserem zweiten Date habe ich ihn her gebracht. An genau diesen Strand, zu dem wir gerade unterwegs sind. Wir sind damals mit dem Zug gefahren, da ich noch keinen Führerschein hatte. Ich habe mein komplettes Taschengeld für die Zugtickets ausgegeben, doch das war es mir wert.

Gedankenverloren sieht Louis aus dem Fenster, bemerkt nicht, dass ich ihn dabei beobachte. Vor Aufregung kribbelt mein Bauch schon wieder und der Drang einfach die Hand von Louis zu nehmen ist so penetrant, dass ich mich einfach auf meine Hände setze.

„Wir sind da", verkündet Antonio und hält mit dem Wagen auf einem Parkplatz.
Schnell steige ich aus dem Wagen, öffne Louis die Autotür und steuere meinen Kofferraum an. Ich schnappe mir den Rucksack und die zwei Decken, ehe ich mich wieder zu Louis drehe, der gebannt auf das Meer wenige Meter vor uns sieht.
Ein kleines Lächeln ziert seine Lippen und das Kribbeln in mir wird mehr.

„Komm", fordere ich auf und gehe voraus, gefolgt von Louis der bereits seine Schuhe ausgezogen hat.

„Wenn ich den Sand unter meinen nackten Füßen spüre bin ich glücklich".

Das hatte er damals zu mir gesagt und es ist hängen geblieben.

Als ich eine geschützte Ecke gefunden habe, breite ich die Decke aus, öffne meinen Rucksack und verteile das mitgebrachte Essen.
Wie damals habe ich Weintrauben, Brot, Käse und ein bisschen Schokolade dabei.
„Wow", kommt es von Louis, als er auf die Decke sieht und ich ihm andeute sich zu setzen.
„Es ist wirklich genau wie damals. Detailgetreu".
Grinsend nicke ich und setze mich neben ihn.
Als ich ihm ein Glas Wein reiche, schmunzelt er jedoch.
„Bis auf den Unterschied, dass wir damals Cola hatten und keinen Wein".
Ein Lachen kommt aus meiner Kehle und ich stelle die Weinflasche beiseite. „Wie hätte ich denn damals an Wein rankommen sollen?", will ich wissen und bekomme von Louis wieder ein zauberhaftes Lächeln, als er einen Schluck von dem Wein probiert.

„Also, was wird das hier? Spielen wir jetzt alle Dates durch?", will Louis wissen und ertappt beiße ich mir auf meine Lippe.
„Wenn du das möchtest, ja".
Louis schweigt, sieht auf das Meer und nippt an seinem Wein, als er seinen Kopf wieder zu mir dreht.
„Das möchte ich, ja."

Freunde, meine neue Story Spooner geht gleich online. Ich würde mich freuen, wenn ihr reinschaut.
All the Love, K.

NachtfalterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt