22 | Wieder vereint in Hamburg

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Das Weihnachtsfest hatte ich traditionell bei meiner Familie mütterlicherseits verbracht. Mein Vater rief mich nur kurz an, um mir ein frohes Fest zu wünschen und nachzufragen, wie es in der Uni lief. Lediglich ein paar wenige notwendige Worte, die wir wechselten, ohne große Emotionen. Ich hatte sowieso schon früher häufig das Gefühl, dass er sich nicht wirklich für mich interessierte. Unser Verhältnis war seit der Trennung meiner Eltern distanziert und ich nahm es ihm bis heute übel, dass er meine Mutter verlassen hatte.

Die Feiertage verbrachte ich abwechselnd mit Amina sowie mit Alex, John und dessen süßen Tochter Tyga. Ich war glücklich, hier so gute Freunde zu haben, aber dennoch sehnte ich mich nach Raphael. Zum Glück würde er heute Nachmittag endlich in Hamburg landen. Morgen war Silvester und er hatte mir eigentlich versprochen etwas früher zu kommen, damit wir noch die Zweisamkeit genießen konnten, ehe er sich im neuen Jahr gleich mit John im Studio zusammensetzen würde.

Gemeinsam mit ihm und Alex fuhr ich zum Flughafen. Da John natürlich wieder alles für seine Instagram Story filmen musste – er durfte sie laut eigener Aussage schließlich niemals vernachlässigen – wurden die Jungs bei unserer Ankunft regelrecht von Fans belagert. Ich stellte mich etwas abseits von ihnen hin und beobachtete belustigt das Geschehen.

Auch Raphael wurde bei seiner Ankunft direkt umzingelt und so mussten wir unsere Begrüßung auf später verschieben. Sobald alle Fans mit Fotos und Autogrammen versorgt waren, liefen wir gemeinsam zum Ausgang und nahmen uns ein Taxi, welches erst Raphael zu seinem Hotel und mich und die anderen danach zurück zur Schanze brachte.

Eine Dreiviertelstunde später waren alle im Studio der 187er eingetroffen. Dort fanden wir auch Maxwell vor, der sich gerade einen verzweifelten Kampf mit seinem Hund Chapo um ein Stück Papier lieferte. Am Ende hielt er einen halben, ziemlich zerfledderten Zettel in der Hand. »Fuck man. Jetzt kann ich den Text noch mal schreiben«, fluchte er. »Würdest du deinen verfressenen Hund nicht immer wieder mit ins Studio nehmen ...«, fing Alex an ihn zu belehren. »Dann müsste ich mir jetzt nicht die doppelte Arbeit machen. Ja ja, schon klar Diggi«, ergänzte Maxwell genervt.

Nachdem ich mir eine Sprite geholt hatte, ließ ich mich zwischen Alex und Raphael auf die große, leicht abgewetzte Couch fallen. Neugierig sah ich mich im Raum um. Ich kannte ihn bisher nur aus Johns Instagram Story, da Alex mich früher nie mit hierher nehmen wollte. Tja, Zeiten ändern sich. Die riesige schwarze Flagge mit dem 187 Strassenbande Logo war unübersehbar, genauso wie die vielen Werbeplakate von vergangenen Auftritten der Rapper.

»Jungs, ich geh mal eine rauchen«, meldete sich Raphael zu Wort. »Kommst du kurz mit, Sarah?« Fragend sah er mich an. Ich stand auf und folgte ihm nach draußen auf den Balkon auf der Rückseite des Hauses. Erst jetzt fanden wir Zeit, um uns zu begrüßen. Raphael umarmte mich lange und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

»Amore, was hältst du davon, wenn du deine Sachen packst und die nächsten Tage einfach zu mir ins Hotel ziehst? Ich zahle das für dich. Bei Alex pennst du doch sowieso nur auf dem unbequemen Sofa und dann haben wir etwas mehr Zeit für uns«, flüsterte er mir zu. Seine tiefe Stimme so nah an meinem Ohr löst eine wohlige Gänsehaut bei mir aus. Dankend nahm ich sein Angebot an. Während Raphael seine Zigarette anzündete, ging ich wieder rein.

»Na, was habt ihr da Geheimes besprochen?«, fragte John neugierig. »Nichts, was dich etwas angehen würde, Johnny«, zwinkerte ich ihm zu. »Schon gut. Ich will es, glaube ich, lieber gar nicht wissen und wehe du nennst mich noch ein Mal Johnny!« »Was passiert dann, Johnny?« Das letzte Wort betonte ich extra, um ihn zu ärgern, doch ihm fiel keine passende Drohung ein. »Das wirst du dann schon sehen!« Ich setzte mich kurz zu Alex und unterbreitete ihm leise Raphaels Vorschlag. Er war damit einverstanden und so stand dem Umzug ins Hotel nichts mehr im Wege.

Am späten Nachmittag verließ ich mit Alex und Raphael zusammen das Studio. Wir fuhren zunächst zu Alex' Wohnung, damit ich meinen Koffer holen konnte. Schnell warf ich die Sachen, die im Gästezimmer verteilt lagen, hinein und begab mich zu den Jungs. »Von mir aus können wir los!« Ich hievte mein Gepäck in den Kofferraum des lila folierten Mercedes und wir machten uns auf den Weg zu Raphaels Hotel.

Zum Abschied flüsterte Alex mir ins Ohr: »Ich wünsche dir viel Spaß mit Raphael, was auch immer ihr macht. Melde dich ruhig, wenn etwas ist oder du was brauchst. Wir sehen uns spätestens an Silvester.« Von Raphael verabschiedete er sich mit einem brüderlichen Handschlag. Ich konnte noch hören, wie er zu ihm sagte, dass er auf mich aufpassen soll. Dann stieg Alex ins Auto und fuhr weg.

»Auf geht's!« Ich betrat hinter Raphael das große, schicke Fünf-Sterne-Hotel. Natürlich nur das Teuerste und Beste für den Rapper von Welt. Zielstrebig lief er auf die Rezeption zu und buchte sein normales Doppelzimmer zu einer Suite um, sodass wir beide mehr Platz hatten. Wenige Augenblicke später drückte er mir eine Zimmerkarte in die Hand, holte seinen Koffer sowie einen Rucksack aus dem Gepäckablageraum und wir fuhren mit dem Aufzug in den 4. Stock. Umständlich entsperrte ich die Tür mit der Karte, trat in den langen Flur und blieb erst mal staunend stehen.

Die hell gestrichenen Wände bildeten einen ansehnlichen Kontrast zu den dunklen, überwiegend schwarzen und grauen Möbeln. Aus den bodentiefen Fenstern bot sich mir ein atemberaubender Blick über die Alster und Teile der Hamburger Innenstadt. Raphael räusperte sich hinter mir. »Es gab in den Suiten nur französische Doppelbetten, aber alles hat man nicht. Ich hoffe, das ist kein Problem.« Ich drehte mich zu ihm um. Raphael fuhr sich verlegen mit seiner Hand über den Nacken und lächelte mich unschuldig an. Wie süß. Bei diesem Anblick könnte ich glatt schmelzen. »Nein, natürlich nicht. Außerdem wäre es auch nicht das erste Mal, dass wir zusammen in einem Bett schlafen. Es ist wunderschön hier. Vielen Dank, Raphael!«

Erschöpft ließ ich mich wenig später auf das weiche Boxspringbett fallen. Ich hatte es bisher nur geschafft, meinen Koffer auszuräumen und mich ein bisschen frisch zu machen. Raphael hatte uns Abendessen auf unser Zimmer bestellt, da wir beide zu müde waren, um noch mal nach unten zu gehen. Nun zog sich Raphael bis auf die Boxershorts aus, legte sich neben mich ins Bett und rutschte ein Stück näher an mich heran. Ich kuschelte mich an seine warme Brust und atmete seinen unverwechselbaren Duft ein. Ich genoss es, wie nahe wir uns waren. Wir wünschten uns eine gute Nacht und ich drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange.

Ach ja, die beiden sind schon süß zusammen😌🥰

An der Stelle wollte ich mich mal bei allen Leuten bedanken, die meine Geschichte lesen. Mittlerweile sind wir bei 450 Votes und über 7k Reads, was mich riesig freut! Insbesonderer Dank geht raus an longislandicetea, magicmond, RicaGold und esther_187, dafür dass ihr immer so fleißig kommentiert und mir Feedback gebt :) 🖤

In meiner Wolke | 1raf7Where stories live. Discover now