40 | Unter Drogen

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Momos Sicht

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Sarahs Oberkörper ein Stück zur Seite rutschte. »Ist alles okay?«, fragte ich besorgt. Doch sie antwortete nicht. Ich tätschelte ihre Wange und versuchte, sie wach zu kriegen, aber nichts passierte. Immerhin atmete sie noch und war scheinbar nur bewusstlos, wie ich schnell feststellen konnte. »Dieser verdammte Hurensohn!«, schrie ich und trommelte gegen das Lenkrad. Mit Raf würde es sicher auch noch Stress diesbezüglich geben, auch wenn ich eigentlich nichts dafür konnte. Aber er hatte mich schließlich extra bezahlt, um aufzupassen. Ich konnte nicht verhindern, dass ich mich mit schuldig fühlte.

Ich fuhr schnellstmöglich zur nächsten Tankstelle, um eine Flasche Wasser zu kaufen. Ganz wohl war mir nicht bei dem Gedanken, Sarah für ein paar Minuten alleine lassen zu müssen, doch es bleib mir nichts anderes übrig. Als ich das Getränk hatte, setzte ich mich wieder auf den Fahrersitz, drehte ihren Kopf in meine Richtung und begann, ihr vorsichtig Wasser einzuflößen. Sie hustete mehrmals, aber ihre Augen bleiben weiterhin geschlossen.

Seufzend nahm ich ein Kissen von der Rückbank, platzierte es zwischen ihrem Kopf und dem Fenster und fuhr anschließend weiter. Sie wollte zwar zu sich nach Hause, aber ich hielt es für keine gute Idee, sie in diesem Zustand alleine zu lassen. Ich tippte eine Nachricht in mein Handy und parkte eine knappe halbe Stunde später am Bordstein vor dem Haus in dem Raphael wohnte.

Ich klingelte, wartete, bis er herauskam und schilderte ihm im Schnelldurchlauf die Lage. Raphael war verständlicherweise total aufgelöst. Seinem Aussehen zufolge hatte er schon geschlafen und war gerade eben erst aufgestanden. »Scheiße! Ich wusste doch, dass das keine gute Idee war. Aber danke, dass du dich um sie gekümmert hast. Wo ist sie jetzt?«, fragte er besorgt. »Im Auto. Vermutlich hat ihr jemand K. O. Tropfen oder etwas ähnliches untergemischt. Jedenfalls ist sie bewusstlos und nicht ansprechbar. Es war ziemlich knapp!«

»Oh Gott!« Bestürzt lief Raphael auf die Beifahrertür meines Autos und ich konnte ihn nur mit Mühe zurückhalten. »Warte, Bruder! Sie sitzt am Fenster angelehnt. Nicht, dass sie rausfällt.« Hilflos sah er mich an. Ich ging um den Benzer herum zur Fahrerseite, schnappte mir das Kissen, brachte Sarah in eine andere Position und schnallte sie ab. »Jetzt, Bruder.« Ich streckte den Daumen nach oben in die Luft, um zu signalisieren, dass er die Tür öffnen konnte. Vorsichtig packte Raphael sie unter den Kniekehlen und am Oberkörper unterhalb der Arme, um sie aus dem Auto zu hieven.

Sarahs Sicht

Ich nahm eine sanfte Berührung wahr und merkte, dass ich hochgehoben wurde. Meine Augenlider flackerten, doch es fiel mir schwer, sie zu öffnen. Ich fühlte mich, als wäre ich aus einem langen Schlaf aufgewacht und war trotzdem hundemüde. Die Position, in der ich mich befand, war ziemlich unbequem und irgendwie konnte ich mich kaum bewegen. Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, war, dass ich in irgendeinem Club gewesen bin.

Tief atmete ich durch und sog dabei einen mir vertrauten Duft ein. Bleu de Chanel. Verwirrt blinzelte ich und schaffte es tatsächlich, für einen Moment die Augen zu öffnen. »Raphael?«, flüsterte ich zaghaft und kaum hörbar. Ich stand komplett neben mir und wusste nicht, wie mir geschah. »Gott sei Dank, du lebst! Ja, ich bin es. Ich bringe dich jetzt ins Bett«, erklärte er mir. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und klammerte mich mit meiner letzten Kraft an ihn wie ein Ertrinkender. »A-aber was machst du hier?«, brachte ich mit viel Mühe über die Lippen.

»Ich habe geschäftlich was zu tun und bin einen Tag früher als geplant geflogen. Eigentlich wollte ich dich überraschen. Ich habe das auch erst gestern Abend erfahren, aber ich erzähle dir mehr, wenn du wieder richtig ansprechbar bist«, ächzte er. Ich bekam noch mit, wie er sich von seinem Freund verabschiedete und mit mir auf den Armen wieder nach oben fuhr. Ein Wunder, dass er mich überhaupt so lange tragen konnte. Ich hörte das Klappern einer Tür und wurde kurz darauf auf einem weichen Untergrund abgelegt.

In meiner Wolke | 1raf7Where stories live. Discover now