24 | Zurück im Hotel

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Raphaels Sicht

Ich blickte mich kurz um, doch die anderen Jungs waren alle so beschäftigt, dass sie von den kleinen Zärtlichkeiten zwischen mir und Sarah zum Glück nichts mitbekommen hatten. Ich nahm wahr, wie Sarah hinter vorgehaltener Hand gähnte und dann wieder zu mir sah. »Sarah, ma jolie, bist du müde?«, fragte ich sanft. Sie nickte nur.

»Dann lass uns doch zurück zum Hotel gehen und die anderen können hier noch weiter Party machen«, schlug ich vor. »Alles gut. Du musst nicht meinetwegen jetzt schon gehen. Bleib ruhig noch bei deinen Freunden und feiere mit ihnen«, wehrte sie ab. »Ach quatsch, ich bin ebenfalls müde und außerdem verbringe ich gerne Zeit mit dir.« Also gab ich den anderen Bescheid und wir liefen wieder ein Stück zurück in Richtung Club.

Mittlerweile war es deutlich kälter geworden. Sarah hatte ihre Arme um ihren Oberkörper geschlungen und zitterte leicht, trotz der Jacke, die sie trug. »Warte kurz.« Ich blieb stehen, zog zuerst meinen langen schwarzen Mantel und danach meine Nike-Trainingsjacke, die ich darunter trug, aus. Ich legte ihr die Trainingsjacke um die Schultern und zog meinen Mantel wieder an.

»Ich habe gesehen, wie du gezittert hast. Hoffentlich wird dir schnell etwas wärmer. Ich rufe auch gleich ein Taxi, welches uns zum Hotel bringt. Dann müssen wir bei dieser Kälte nicht laufen«, erklärte ich. »Vielen Dank, Raphael. Du bist immer so aufmerksam und hilfsbereit.« Sie schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln und zog die Jacke ganz an.

Zehn Minuten später parkte ein Taxi vor uns an der Straße und wir stiegen ein. Ich setzte mich zu Sarah nach hinten und nannte dem Taxifahrer die Adresse des Hotels. Ich spürte die Müdigkeit in jeder einzelnen Faser meines Körpers. Normalerweise ging ich sowieso relativ früh schlafen und schlug mir nur sehr selten die Nacht um die Ohren. Man wurde halt nicht jünger. Ich hatte meinen Kopf mit der linken Hand am Autofenster abgestützt und schaute nach draußen auf die Straße.

Plötzlich spürte ich eine Berührung an meiner rechten Hand, die auf der Rückbank lag. Ich drehte meinen Kopf in die andere Richtung und bemerkte, dass Sarah ihre Hand auf meine gelegt hatte und sie mit dem Daumen sanft streichelte. Ihre Hände waren ein wenig kalt, doch das störte mich nicht im Geringsten. Was zählte, war diese kleine, liebevolle Geste ihrerseits.

Als wir zurück im Hotel waren, gingen wir direkt auf unser Zimmer. Ich zog mich schnell um, putzte meine Zähne und wartete dann auf Sarah, die noch im Bad stand und sich abschminkte. Wenig später kam sie zu mir ins Bett gekrabbelt. Sie kuschelte sich in ihre Decke und vergrub ihren Kopf an meiner Schulter. »Gute Nacht«, murmelte sie schläfrig. »Gute Nacht. Schlaf gut!« Ich strich ihr durch die Haare und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel.

Spätestens nach dem gestrigen Tag, an dem wir uns erneut geküsst hatten, war mir nun endgültig bewusst, dass ich mich in Sarah verliebt hatte. Aber war es denn überhaupt richtig, was ich getan hatte? Wenn ich auf mein Herz hörte, dann definitiv: ja! Sarah schien jedenfalls nicht von mir abgeneigt zu sein, da sie den Kuss beide Male erwidert hatte und immer wieder meine Nähe suchte. In den nächsten Tagen sollte ich dringend mal ein Gespräch mit ihr führen, um zu klären, was das zwischen uns ist, und um über unsere Gefühle zu reden.

Ich wachte morgens dadurch auf, dass neben mir etwas raschelte, gefolgt von einem dumpfen Platschen. Erschrocken öffnete ich meine Augen und stellte kurz darauf erleichtert fest, dass Sarah bloß im Schlaf ihre Bettdecke rausgeworfen hatte. Ich stieg aus dem Bett, hob die Decke auf und deckte Sarah sorgfältig zu, damit sie nicht fror. Dann legte ich mich wieder hin und kuschelte mich an sie heran. Da ich jedoch nicht mehr einschlafen konnte, beschloss ich irgendwann nach unten in den Speisesaal zu gehen, um Essen zu holen, sodass wir auf dem Zimmer frühstücken konnten.

Ich schlich mich nach draußen und lehnte die Tür sicherheitshalber nur an. Wenig später kehrte ich mit einem riesigen Tablett voll beladen mit Brötchen, Croissants, diversen Aufstrichen, Obst, Joghurt sowie einem doppelten Espresso für mich und einem Kakao für Sarah zurück. Ich stellte die Sachen auf dem Tisch in unserer Suite ab und weckte Sarah schließlich auf.

»Du bist ein Engel, Raphael! Vielen Dank, dass du Frühstück mitgebracht hast«, freute sie sich überschwänglich. Sarah stand auf und zog sich schnell im Badezimmer um. Danach setzte sich zu mir an den Tisch und wir begannen zu essen. Später gingen wir zusammen im hoteleigenen Fitnessstudio trainieren und während Sarah sich im Wellnessbereich entspannte, verbrachte ich den restlichen Tag mit John im Studio.

Am nächsten Morgen standen wir beide etwas früher auf, da Sarah sich heute mit Amina treffen wollte und ich noch einiges vorbereiten musste, ehe ich am Nachmittag mit John für eine weitere kleine Session verabredet war. Zur Zeit hatten wir beide gute Ideen, die wir nach und nach umsetzen wollten. Später würde Sarah dann auch vorbeikommen.

Sobald wir uns verabschiedet hatten, absolvierte ich meine tägliche Einheit im Trainingsraum, duschte und setzte mich anschließend an meinen Laptop, um meine Mails zu bearbeiten. Tim von ›The Cratez‹ hatte mir mal wieder ein Sample zukommen lassen und ich fing an, an dem Beat herumzubasteln.

Nach einer Weile war ich relativ zufrieden mit dem bisherigen Ergebnis und so machte ich mich gut gelaunt mit meinem Audi, welchen Joshi Gott sei Dank letztens in Hamburg stehen gelassen hatte, auf den Weg. Als Manager und Chef von John hatte ich natürlich einen Schlüssel für das Studio. Ich lief durch den Hinterhof in das alte Gebäude, dessen Wände innen von oben bis unten mit Graffiti besprüht waren, und stieg die lange Wendeltreppe nach oben. Es wirkte zwar alles andere als einladend, aber die Jungs hatten ihr Bestes gegeben und im Obergeschoss einen gemütlichen Raum geschaffen.

Die Tür war nur angelehnt und ich konnte bereits von Weitem zwei mir vertraute Stimmen wahrnehmen, die miteinander redeten und lachten. Ich stutzte kurz. Als ich oben angekommen war, erfasste ich den Griff, der sich nach außen öffnenden schweren, grauen Stahltür und zog sie leise, aber dennoch schwungvoll auf.

Ich blickte in den Raum hinein, direkt auf den riesigen Schreibtisch, auf dem mehrere Computerbildschirme und das Mischpult standen. Diese wurden jedoch gerade durch zwei Personen verdeckt. Augenblicklich spannte sich mein gesamter Körper an. Meine gute Laune war innerhalb weniger Sekunden wie weggeblasen. Denn das, was ich jetzt sehen musste, ließ mir schier das Blut in den Adern gefrieren.

Was ist da wohl im Studio passiert, was Raphael so aus der Bahn geworfen hat?🤔

Ich war übrigens diese Woche in Hamburg und habe zufällig gleich am ersten Tag LX und Gzuz getroffen. Wollte ich nur mal erzählen☺️

In meiner Wolke | 1raf7Where stories live. Discover now