36) Heiß

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Das kühle Wasser ließ meinen erhöhten Puls endlich etwas herunterfahren, gleichzeitig hatte ich das Gefühl, wieder eine normale Körpertemperatur zu besitzen.

Im Auto hatte ich gedacht, ich hätte Fieber, so warm ist mir dort drin gewesen und zusätzlich konnte ich vor Bewegungsdrang kaum auf meinem Platz sitzen bleiben, permanente Unruhe überfiel mich.

Als hätte ich mir dreimal einen doppelten Espresso hintergeschüttet.

Zum Glück bekam Leandro neben mir davon aber rein gar nichts mit, er war wie immer viel zu sehr damit beschäftigt, uns halbwegs sicher durch den Verkehr zu schleusen. Ohne es zu wissen, konnte man an seiner unsicheren und komischen Fahrweise erkennen, dass er seinen Führerschein mindestens dreimal machen musste, um ihn endlich zu bestehen.

Ein Lenkrad und das Tacho vor der Nase - und schon war der Gute überfordert.

Eigentlich war ich genau deswegen nicht immer so gerne ein Beifahrer von ihm, aber weil es immer ziemlich unhandlich ist mit einer großen vollgepackten Sporttasche zu fahren und weil ich sein Selbstvertrauen, dass er es vielleicht doch mit dem Fahren drauf hatte, stärken wollte, bin ich zu ihm in den Wagen gestiegen.

Und nun, hier etwas von meiner Gruppe entfernt im tieferen Wasser stehend, sind wir doch eigentlich ganz heil angekommen.

Cassie und Liv sollten wohl auch schon laut meinem Bruder längst in der Umkleide sein.

Dieses dreckige Grinsen auf seinem Gesicht...hoffentlich fällt ihm das heute nochmal aus dem Gesicht oder das Wasser spült es komplett weg.

Nicht auszuhalten.

Ich schwamm herüber zum tieferen Becken und tauchte in einem kräftigen langen Zug unter der Absprerrung durch. Könnte ich Unterwasser gelöst aufseufzen, hätte ich das gemacht, aber ich wollte mir meine Sicht nicht von irgendwelchen Blubberblasen versperren lassen. Nach ein paar weiteren Runden lief ich den anderen etwas atemlos von meinen Schwimmübungen hinterher, ihr Ziel war anscheinend die Rutsche.

Während sie sich auf den Weg, den wir bis ganz nach oben zur Eingang der Rutsche zurücklegten, über alles mögliche unterhielten, war ich fiel zu sehr in meinen Überlegungen vertieft.

Jetzt ist es wirklich so elendig weit gekommen, dass ich mit allen ins Schwimmbad gegangen bin...

Tzz.

Das wird tatsächlich eine Katastrophe, wenn ich das durchziehe, was ich vorhatte. Auf sie aufpassen wie ein Aasgeier und wie ein im Dickicht auf der lauer liegender Panther zuschlagen, wenn es passt.

Von mir selbst genervt lehnte ich mich an das kühle Metallgeländer, dabei ließ ich meinen Blick nach unten schweifen. Von hier aus konnte man die ganze Halle fast komplett überblicken und ich war schon so von dem schnellen Schwimmer im Sportbecken fasziniert, dass ich nur im Hintergrund mitbekam, dass Ace nochmal herunter zu den Handtüchern wollte.

Ist klar, bestimmt wollte er eher zu etwas oder besser gesagt, zu jemanden anderen.

Gerade wollte ich mich von der Aussicht abwenden - als eine Tür aufschwang und direkt dahinter zwei Personen in die große Halle traten.

Angestrengt schluckte ich.

Die hellen blonden Haare und der weinrote Bikini stachen mir schon von hier aus augenblicklich ins Auge.

Ach...

Sie schauten sich beide um, ehe sie fast schon zielstrebig um ein weiteres Becken herumgingen, Richtung der anderen Liegen und aufgestellten Pflanzen, gleichzeitig kam sie mir oder eher gesagt uns immer näher.

Dark LoveWhere stories live. Discover now