Kapitel 1

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"Einladung zur Hochzeit

Mira Carter und Dale Garcia

Samstag, den 26. August 2017

Ja, wir trauen uns und würden uns freuen,

wenn ihr uns an diesem besonderen Tag begleiten würdet."


Ich las die Zeilen der Hochzeitseinladung ein weiteres mal laut vor und faltete, dass auf die Einladung geklebte Blatt Papier, auseinander, um die persönliche Nachricht von Mira zu lesen.


"Süße Rina, ich hoffe, du kannst dir an diesem Wochenende frei nehmen und mich am diesem Tag weiterhin so toll unterstützen, wie du es unser gesamtes Leben getan hast, seit wir uns kennen gelernt haben. Ich vermisse dich! Ruf mich direkt an, sobald du die Einladung bekommen hast.

PS: Du brauchst dich um keine Unterkunft zu kümmern, du bleibst natürlich bei uns - solange du möchtest."

Ich schmunzelte. Mira war die liebenswürdigste Person die ich kannte und wenn es nötig war, zu jeder Zeit meine Retterin gewesen. Genauso wie in dem Moment, als die Einladung vor 6 Wochen in meinem Briefkasten lag. Mira war seit der Schulzeit meine beste Freundin. Sie war auch die einzige, die über mich Bescheid wusste. Jedes einzelne Detail.

Nach dem Abschluss hatten wir uns aus den Augen verloren, da sie nach Seattle ging und ich in Bellevue blieb. Das letzte mal sahen wir uns auf der Beerdigung meiner Mutter vor zwei Jahren. Sie hatte mir von ihrem Freund erzählt, Dale. Er war wohl der Traummann auf den sie die gesamte Schulzeit schon gewartet hatte. Seitdem hatten wir zwar jede Woche telefoniert oder uns gegenseitig Nachrichten hinterlassen, aber die Zeit für Besuche fanden wir nie.

Der Tag an dem ihre Einladung endlich bei mir ankam, hatte genau diese Rettung benötigt. Als ich an diesem Morgen von der Arbeit kam, war ich nicht nur meinen Job, sondern auch meinen Freund los. Als Barkeeperin hatte ich in der angesagtesten Bar in Bellevue gearbeitet, ebenso mein Ex-Freund James. Und auch nur deswegen durfte ich Zeuge des Aktes sein, den meinen damaligen Freund zu einem Betrüger und Fremdgeher machte. Er war tatsächlich so dreist gewesen, sich eine Kundin aus der Bar zu schnappen und mit ihr auf der Toilette zu verschwinden. Fünfzehn Minuten später kam ich aus dem Büro meines Chefs, hatte gekündigt und war auf dem Weg hinter die Bar um meine Tasche zu schnappen. James war bereits wieder hinter der Theke und grinste mich anzüglich an. "Na Baby? Was wolltest du denn beim Boss?"

"Ich habe gekündigt, werde jetzt gehen und dir lebewohl sagen. Es ist aus."

Daraufhin folgten weitere 10 Minuten diskussion, bis ich es schließlich an James vorbei und mich aus der Bar flüchten konnte.

In den letzten sechs Wochen hatte ich mich also all derer Gegenstände entledigt, die James gehörten, hatte meine Wohnung bis zum Wochenende nach Miras Hochzeit gekündigt und mich in verschiedenen Bars in Seattle beworben. Jetzt fehlte nur noch eine Wohnung und schon konnte ich Bellevue komplett hinter mir lassen.

Ich steckte die Einladung in meine Handtasche, nahm mir mein Gepäck, bestehend aus einem einfachen Koffer und ging zur Haustüre. Links im Gang hing noch ein langer Spiegel, dem ich mich vorerst zum letzten Mal zuwand. Braunes, langes Haar fiel in leichten Wellen über meine Schultern, braune Augen glitzerten vor Aufregung und Sommersprossen lachten mir entgegen. Einmal tief ein- und ausatmen, und schon ging es los. Die Fahrt in ein hoffentlich neues und besseres Leben durfte beginnen.

In Seattle angekommen begrüßte Mira mich mit einer langen Umarmung und führte mich durch ihr Haus. Es war klein, aber dennoch hübsch. Die Außenfassade war in einem zarten beige gestrichen und das Dach hatte die Farbe von einem hölzernem Braun, ebenso wie die Eingangstür. Wir standen in einem großen Flur. Der Boden war weiß gefliest und die Wand zierte eine weiße Tapete, auf der sich schwarze Blumen wiederfanden. An der rechten Seite stand eine kleine Kommode, auf der ein rundlicher Teller stand, der für Haus- und Autoschlüssel war. Daneben lagen Zeitungen und Briefe. Auf der linken Seite stand ein schwarzer Kleiderständer der ebenfalls einen Eimer für Schirme besaß. Fotos von Landschaften waren an den Wänden befestigt und ein silberner Kronleuchter schmückte die Decke.

Blutmagie - DhampirkraftМесто, где живут истории. Откройте их для себя