Kapitel 2

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Ich war bereits wach bevor mein Wecker klingelte. Heute war der große Tag, der Tag der Hochzeit. Mira hatte mir erzählt, dass Dales Trauzeuge früh vorbeikommen würde um Dale abzuholen, damit Mira und ich uns in aller Ruhe für die Hochzeit fertig machen konnten. Ich zog für den morgen ein Bademantel über und ging in die Küche. Mira und Dale waren bereits wach und warteten schon auf mich. Der Tisch an dem die beiden saßen, war voll mit Obst, Brot, Orangensaft und Kaffee. Es duftete herrlich. „Na Schlafmütze, hast du Hunger?", fragte Mira. Dale grinste nur und trank einen Schluck von seinem Kaffee. „Ich bin keine Schlafmütze, nur weil ich nicht um sechs Uhr morgens schon auf bin. Das ist eben der Rhythmus einer Barkeeperin." Ich zwinkerte den beiden zu und setzte mich ihnen gegenüber. „Hunger habe ich übrigens wirklich, und das hier sieht so gut aus. Macht ihr das jeden Morgen?"

„Nein, eigentlich nur an den Sonntagen. Na, und eben heute. Bedien dich." Ich nahm mir ein Glas Orangensaft und etwas Joghurt, in den ich einige Früchte mischte. Währenddessen erzählten Mira und Dale mir von der Planung für den Tag. Die kompletten Abläufe und das gesamte Prozedere der Trauung und anschließenden Feier. Nach dem Frühstück half ich Mira die Küche aufzuräumen und ging dann ins obere Bad um mich zu Duschen und anzuziehen. Dale sollte eigentlich schon mit seinem Trauzeugen unterwegs sein, der sich allerdings etwas zu verspäten schien. Gerade solange, dass es klingelte sobald ich fertig mit Duschen war. Ich hörte wie sich Mira, Dale und sein Trauzeuge unterhielten. Da mir bisher noch keiner seinen Namen genannt hatte, wollte ich mich schnell in mein Zimmer umziehen gehen um ihn dann kennenzulernen. Schließlich waren wir beide Trauzeugen und würden einen Großteil des Tages in unmittelbarer Nähe voneinander verbringen.

Als ich aus dem Bad stürmte, nur in einem Handtuch bekleidet, lief ich geradewegs gegen eine Mauer. Na ja, gegen eine Männliche Mauer. „Oh, es tut mir leid, entschuldige", stotterte ich vor mich hin, noch viel zu verwirrt über den zusammenstoß. Ich prüfte ob mein Handtuch noch da saß wo es sollte und schaute dann auf die Person mit der ich zusammengestoßen war. Ich blickte in Eisblaue Augen und ein Gesicht das makellos schön war, selbst mit dem Dreitagebart und der verwuschelten Frisur. Ich war so fasziniert von seinen Augen, dass es mir nicht sofort auffiel. Ich stand keinem gewöhnlichen Mann gegenüber, sondern einem Vampir. Das kribbeln unter meiner Haut war ein Vorbote des Übernatürlichen, welches ich normalerweise in einigen Metern Entfernung schon spürte. „Es ist nichts passiert, bei Ihnen auch alles in Ordnung?", fragte er mit einem schiefen Grinsen. „Ja alles in Ordnung." Nichts war in Ordnung. Ich war schockiert. Nicht einfach nur weil er ein Vampir war, sondern weil er bei Mira Zuhause und anscheinend Dales Trauzeuge war! Was um alles in der Welt hatten sie mit einem Vampir zu tun? Ich wandte den Blick von ihm ab und wollte schnurstracks in mein Zimmer gehen, als mich Miras Stimme erreichte. „Ian? Rina? Oh." Sie verstummte, als sie sah, dass ich nur ein Handtuch um hatte und versuchte sich ein Lachen zu verkneifen. „Das ist ja typisch. Würde mich nicht wundern wenn du geradewegs in ihn hineingelaufen wärst. Egal. Würdet ihr zwei bitte runter ins Wohnzimmer kommen? Nur zieh dir bitte vorher etwas an, schnell. Und du," sie drehte sich dem Vampir zu, „gehst direkt mit. Na los komm." Sie nahm ihn am Arm und ging die Treppen runter. Wie ferngesteuert ging ich den Flur entlang, geradewegs zu meinem Zimmer. Die Gedanken kreisten wild umher, ich konnte kaum einen davon richtig fassen, bevor der nächste schon wie ein Tornado hinterher preschte.

Wie ein nasser Sack ließ ich mich auf das Bett fallen und schüttelte fassungslos den Kopf.
'Sie weiß es bestimmt nicht, sonst hätte sie mich gewarnt, oder?'

Ich erinnerte mich noch gut daran wie ich Mira alles über mich erzählt hatte.

Rückblick:

"Was bedeutet das, dass du ein Dhampir bist? Ich meine, klar halb Vampir halb Mensch."

"Halb Hexe", unterbrach ich sie.." Ich fühle mich normal. Wie ein Mensch. Natürlich sind Hexen das auch, eben nur mit magischem Blut. Sie können Elemente kontrollieren und beschwören, nur ich nicht. Ich spüre die Magie zwar, aber es ist als wäre sie hinter einer großen Metalltüre verschlossen. Hexen sind, man könnte sagen, ihre eigene Rasse. Sie leben in Zirkeln. Ihre gesamte Familie, der komplette Freundeskreis. Alles Hexen. Kontakt zu Menschen haben Sie wenig, sie leben lieber unter sich. Normal halten sie sich auch von Vampiren fern. Na ja, bis auf meine Mutter. Ich habe viele Eigenschaften von meinem Vater. Die verschärften Sinne, ab und zu kann ich in die Köpfe anderer schauen, Schnelligkeit, gute Reflexe und etwas von der Stärke der Vampire. Ich benötige zwar Blut um bei Kräften zu bleiben, aber nur kleine Mengen - und es reicht Tierblut. Was ich nicht von ihnen habe, ist, dass ich keine eigene Magie besitze. Denn jeder Vampir hat seine eigene spezielle Magie zu seinen Super-Sinnen. Ich bin kein Vollblütiger Vampir, aber auch keine 100-protzentige Hexe. Ich habe von beidem etwas. Sagen wir, ein Mensch mit gewissen Vorzügen. Wobei Mensch sein ja auch nicht zutrifft, da keiner meiner Eltern ein Mensch war."

Blutmagie - DhampirkraftWhere stories live. Discover now