Kapitel 2

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Grays POV

Juvia und ich hatten ausgemacht, dass wir uns am Hafen treffen, da wir mit einem Schiff fahren mussten. Es war schon Mittag und die Luft wurde etwas kühler. Der Herbstwind strich um die Bäume und wirbelte die Blätter am Boden auf. Wir hatten Glück, denn trotz der Jahreszeit war der Himmel klar und ohne die geringsten Anzeichen auf Regen. Ich musste an Juvia denken und daran, dass sie sich verspätete. Ich hielt nach ihrem blauem Haar Ausschau, doch es waren zu viele Menschen auf dem Platz, sodass ich mir keinen Überblick über den Tumult verschaffen konnte, der sich vor mir regte. Wie lange brauchte sie denn noch? Sie hat doch hoffentlich nicht vor ihren ganzen Kleiderschrank mitzubringen! Ich selbst hatte nur einen Koffer mittlerer Größe dabei, der mir für 2 Wochen reichen müsste. Ich hoffte jedenfalls dass es nicht länger dauern würde.

Nach einer Weile tauchte Juvias Gesicht in der Menschenmenge auf und ich hörte wie sie meinen Namen rief. Sie rannte auf mich zu und rempelte dabei ein paar Pasanten an, die sich alle wütend nach ihr umdrehten und kopfschüttelnd vor sich hin schimpften. Schließlich blieb Juvia keuchend vor mir stehen, legte ihre beiden Koffer ab und stütze sich auf den Knien ab, während sie versuchte ihren Atem zu beruhigen. " Wieso hat das denn so lange gedauert?"

,, Juvia...tut es...leid...", japste sie, ,, Sie wollte...Gray-sama und sich nur noch schnell... einen Bento machen." Sie hielt eine kleine, zugebundene Tüte hoch, die ich vorher gar nicht bemerkt hatte. ,, Das nennst du schnell? " seufzte ich, musste dabei aber ein Lächeln unterdrücken. Das war echt süß.

Ich räusperte mich. ,, Wie auch immer, wir müssen jetzt zum Schiff, der Kapitän wartet sicher schon auf uns.". Der Auftraggeber hatte uns gesagt dass er für uns ein Schiff arrangiert hatte und wir nur noch hin und dem Kapitän Bescheid sagen mussten, dann konnten wir auch schon losfahren.

,, Eh, will Gray-sama sich nicht vorher etwas anziehen? ", wisperte Juvia mir verlegen zu. Erst jetzt bemerkte ich die Blicke der anderen, die mich schräg anschauten. Eine Frau hielt ihrem Kind während dem Gehen die Augen zu und sah mich empört an. Ich sah an mir herunter und bemerkte dass ich mich schon wieder ohne es zu merken bis auf die Unterhosen ausgezogen hatte. " Uwaaaah! Tut mir Leid!" Juvia kicherte und reichte mir meine Klamotten wieder, die auf dem Boden gelegen hatten. Ich zog mich schnell an und wir konnten uns endlich auf den Weg zum Schiff machen.

Es dauerte eine Weile, bis wir das richtige gefunden hatten, da an diesem Tag viele Schiffe am Hafen lagen, doch schließlich sahen wir das große Schiff, das uns zu unserem Ziel bringen würde. Wir stiegen die Treppen zum Deck hoch und sahen den Kapitän am Segelmast stehen, der uns mit unfreundlichem Gesicht ungeduldig herwinkte. Von allen Seiten wurden wir von zwielichtigen Matrosen beobachtet, die sich mit gedämpfter Stimme Sachen zuraunten. Dann zeigten sie mit dreckigem Grinsen auf Juvia, die sich ängstlich an mich drückte. Ohne nachzudenken legte ich meinen Arm um ihre Schulter und beschleunigte den Schritt. ,,Da seid ihr ja endlich! ", brummte der Kapitän. Vom Nahen konnte ich eine tiefe Narbe sehen, die sich über sein ganzes faltiges Gesicht zog. ,, Wir liefern mit diesem Schiff eigentlich nur Ware und es gibt, abgesehen von meiner eigenen, keine Kajüten für einzelne Personen, da meine Männer alle unterm Deck gemeinsam schlafen,", Juvia schnappte nach Luft und wir guckten uns kurz an, ,,...allerdings wurde mir ein schönes Sümmchen ausgezahlt und ich habe für euch einen kleinen Lagerraum ausgeräumt, indem ihr schlafen könnt." Wir atmeten erleichtert aus. Wir würden also nicht mit diesen Matrosen zusammen schlafen müssen.

,, Kommt mit". Der Kapitän gab uns mit einer Kopfbewegung ein

Zeichen, ihm zu folgen. Wir mussten viele Treppen hinunterlaufen und je tiefer wir ankamen, desto stickiger und staubiger wurde die Luft. Es stank bestialisch. Der moderne Geruch mischte sich mit dem Gestank vom Kot der Ratten, die hier anscheinend in Scharen herum liefen. Ich verzog angeekelt das Gesicht und auch Juvia schien nicht sehr angetan. Nach gefühlten zehn Stunden blieben wir endlich vor einer alten Holztür stehen, die beim Öffnen fürchterlich quietschte und knarrte. Ich hatte nicht sonderlich viel erwartet, nach allem was ich gesehen hatte, aber das  übertraf all meine Vorstellungen. Die Kajüte war so klein, dass ich mich ernsthaft fragte, wie das Hochbett reinpassen konnte. Außer einer Öllampe, die an einem Haken an der Wand hing, gab es hier nichts anderes mehr. ,, Das dürfte reichen, die Toiletten befinden sich rechts am Ende des Ganges.". Dann wandte er sich zum Gehen. ,, Moment! Eine Frage hab ich noch, wie lange wird die Fahrt dauern?", rief ich ihm schnell zu. Der Kapitän, der seine Arme hinter seinen buckligen Rücken verschränkt hatte, drehte sich um und verdrehte die Augen. ,, Etwa drei bis vier Tage, kommt darauf an ob das Wetter mitspielt." Dann verschwand er wirklich und ließ uns verzweifelt zurück.

The second chance.Where stories live. Discover now