Gastón eilt zu mir und hilft mir wieder auf die Beine. "Geht's dir gut? Hast du dich verletzt?" Er klingt besorgt. "Ich hab mir wahrscheinlich nur ein paar blaue Flecken geholt, alles gut.", verharmlose ich es, obwohl mein Knöchel ziemlich schmerzt. "War wohl doch keine so gute Idee, mich auf den Wettrennen einzulassen.", sage ich. Gastón hebt entschuldigend die Hände. "Ich habe ja nicht gewusst, dass du mich so eiskalt besiegen und dann hinfallen würdest." Er schmunzelt. "Hab ich auch nicht gedacht." Ich zucke mit den Schultern und Gastón streicht mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. "Du hast dich echt verändert.", meint er. "Ist das jetzt positiv oder negativ?", frage ich schmunzelnd. "Positiv natürlich. Die alte Nina hätte jetzt gesagt, dass sonst was hätte passieren können und, dass sie nie wieder skaten würde. Und du bleibst gerade komplett ruhig." Gastón lächelt. "Mit der Zeit ändert sich alles, auch Menschen..." Ich seufze. "Lässt du wieder Felicity raushängen?", fragt er grinsend. "Möglicherweise.", antworte ich, ebenfalls leicht grinsend. "Moment, aber vorhin hast du gesagt, ich wäre immer noch die Alte.", merke ich an. "Gerade merkt man das aber nicht." "Also ein Mix aus beidem oder wie?" "Irgendwie schon. Es kommt auf die Situation an.", erklärt er. "Na gut, ich schulde dir jetzt wohl dein Eis. Ziehen wir die Skates aus?" Ich nicke, wir tauschen unsere Skates gegen unsere normalen Schuhe, verstauen sie ihm Rucksack und schlendern dann auf die Eisdiele zu.
Kurze Zeit später sitzen wir an einem kleinen Tisch neben der Eisdiele und essen unser Eis. Es fühlt sich beinahe wie früher an, als Gastón mich auf den Eis eingeladen hat. Aber halt nur beinahe, denn irgendwo herrscht auch wieder diese Spannung zwischen uns. "Ich kann die nächsten Ferien jetzt schon nicht mehr abwarten.", meint er. "Das dauert aber noch bis Ende Oktober." "Ich weiß... Das Gute ist aber, dass meine Eltern mir schon ein Flugticket nach Buenos Aires gebucht haben, das heißt, ich werde zwei Wochen bei meinen Freunden verbringen. Und über die Weihnachtsfeiertage bin ich auch dort, also verpasse ich dieses Jahr die alljährige Weihnachtsfeier im Roller nicht. Fliegst du auch?" Ich nicke. "Meine Mutter besteht darauf. Ich will es aber auch, ich vermisse meine Familie und Freunde wirklich sehr.", antworte ich. "Dann fliegen wir also zusammen.", stellt er fest. "Sieht wohl so aus." Notiz an mich: Sollten wir im gleichen Flieger sitzen, was höchstwahrscheinlich der Fall sein wird, darf ich weder Mitad y Mitad, noch Mi corazón hace wow wow hören.
Nachdem wir dann unser Eis aufgegessen haben, machen wir uns langsam auf den Rückweg. "Hey, du humpelst ja! Ist wirklich alles gut?", fragt Gastón. Mein Knöchel schmerzt immer noch ziemlich. "Mein Knöchel tut nur etwas weh, alles gut.", verharmlose ich es wieder. "Nina, du humpelst verdammt. Du kannst mir nicht erzählen, dass du keine Schmerzen hast." Gastón mustert mich skeptisch. Früher hat er sich auch immer sehr um mich gesorgt und mich genauso angesehen, wie gerade, wenn ich ihm verschwiegen habe, dass es mir nicht gut ging. "Soll ich dich stützen?" "Nein, geht schon, der Schmerz ist wirklich nicht doll." "Nina." Ich verdrehe die Augen. "Ist ja gut, mein Knöchel schmerzt ziemlich. Du brauchst mich aber nicht stützen, ich schaffe das alleine, ist wahrscheinlich nur eine Prellung, das geht vorbei." Trotzdem legt er seinen Arm um mich, um mich zu stützen. "Ich stütze dich jetzt und basta. Wenn wir angekommen sind, hole ich dir 'ne Salbe und ein Kühlakku, wenn's nötig ist auch einen Verband, von der Krankenschwester.", bestimmt er. "Oder du kommst gleich mit zur Krankenschwester und sie sieht sich deinen Knöchel an." "Mensch Gastón, du tust so, als hätte ich mir den Fuß gebrochen." "Nina, ich mach mir einfach Sorgen um dich. Wenn du den Fuß jetzt noch zu sehr belastet, bricht er womöglich wirklich noch." "Du klingst jetzt schon wie die alte Nina.", merke ich grinsend an. "Und der jetzige Gastón sagt, dass du besser auf ihn hören solltest." Jetzt grinst er und ich verdrehe wieder die Augen. "Langsam wirst du schon so stur wie Luna." "Ist das jetzt gut oder schlecht?" "Kommt drauf an." Ich grinse wieder und wir laufen, na ja ich humple, weiter Richtung Studentenwohnheim.
"So, das wär's dann." Zum Glück hat Gastón mich vor der Krankenschwester verschont, aber nur unter der Bedienung, dass ich meinen Fuß in den nächsten Tagen schone und, wenn es mir schlechter geht, ich ihm Bescheid sage und er mich zum Arzt fährt. Gastón hat mir irgend eine schmerzlindernde Salbe auf den Knöchel geschmiert und einen Verband drum gemacht, jetzt soll ich den Fuß kühlen. "Danke, Gastón." Ich lächle ihn an, obwohl ich strikt dagegen war, dass er mich verarztet. "Nicht dafür, Nina." Auch er lächelt mich an und streicht mit seinen Fingern über meine Hand. "Und du versprichst mir, sofort Bescheid zu sagen, wenn der Schmerz doch schlimmer wird?" "Ja, Doktor Gastón Perida, ich verspreche es hoch und heilig, zum zweiten Mal." Wir beide grinsen uns an. "Ich vertraue dir da, ja? Du weißt, ich kenne dich besser als jeder andere, und weiß, wann es dir schlecht geht oder du mich anlügst." Er sieht mich eindringlich und irgendwo auch verdammt besorgt an. Ich seufze. "Ich weiß, Gastón, ich weiß..."
"Na gut, ich lasse dich jetzt mal alleine. Ich hole dich zum Abendessen ab, okay?" Eigentlich will ich das ja nicht, aber da ich weiß, dass Widerstand zwecklos ist, nicke ich einfach nur und lächle. "Okay, bis dann!" Auch er lächelt mich nochmal an, bevor er aus meinem Zimmer geht.
So, fassen wir meine Zeit hier bisher mal kurz zusammen: Gastón hat mich vom Flughafen abgeholt, Gastóns Zimmer ist gegenüber von meinem, er hat eine neue Freundin, Mathilda aka blondierte, reiche Tussi aus Österreich, die mir jetzt schon den Krieg erklärt hat, ich habe eine neue Freundin gefunden, Sofía, ich war schon zweimal mit Gastón unterwegs, er trägt das blaue Band, so wie ich, noch, er hat mir klar gemacht, dass das mit uns nie mehr etwas wird, vermutlich auch besser so, und heute habe ich mir dann den Knöchel verletzt und er hat mich verarztet. Tolle erste Tag, würde ich mal sagen!
Nach ungefähr zwei Stunden klopft es an meiner Tür. Ich lag die Zeit lang auf meinem Bett, habe nachgedacht und Luna per SMS von unserer Skate-Verabredung berichtet. Außerdem hatte Eric mich endlich mal zurückgerufen, es ging bei unserem Gespräch aber hauptsächlich nur darum, wie sehr er mich vermisst. Meine Verabredung mit Gastón habe ich ihm verschwiegen. Wie sagt man so schön? Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.
"Komm rein!", rufe ich und Gastón kommt in mein Zimmer. "Gehen wir essen? Sofía wartet übrigens in der Kantine auf uns." Er lächelt mich zum x-ten Mal heute an, von mir aus kann er mich auch noch ein paar Mal öfter anlächeln. "Isst du nicht mit deiner Freundin?", frage ich. Gastón schüttelt den Kopf. "Mathi ist nach ihrem Termin beim Direx mit ihren Mädels in die Stadt und bisher nicht zurück.", antwortet er. Gut so, wenn sie sehen würde, wie Gastón mich beim Laufen, gegen meinen Willen, stützt, wäre ich tot, aber sowas von. "Na gut, gehen wir?" Ich nicke und ziehe mir schnell meine Schuhe an, was bei meinem linken Fuß, wo der Knöchel verletzt ist, ziemlich weh tut. Gastón hilft mir auf, legt seinen Arm wieder als Stütze um mich und wir verlassen mein Zimmer.
"Hey, ihr zwei! Mensch Nina, was hast du denn gemacht?", kommt Sofía auf uns zu, als wir in die Kantine kommen. "Gastón wollte ja unbedingt ein Skatewettrennen mit mir machen, ich habe mich etwas zu sehr reingehängt, um ihn zu besiegen, habe dabei einen Stein übersehen und bin der Länge nach hingefallen, jetzt schmerzt mein Knöchel. Und Doktor Perida hier ist der Meinung, dass ich schwer verletzt bin." Ich werfe Gastón einen vorwurfsvollen Blick zu, während ich leicht grinse. "Hey, ich sorge mich nun mal um dich!", verteidigt er sich, ebenfalls leicht grinsend. "Okay, setzen wir uns? Dann bleibst du sitzen, Nina, und ich hole dir was zu Essen, okay?" Ich nicke und wir drei setzen uns an einen freien Tisch. Während Gastón für sich und mich was zu Essen holt, bleibt Sofía bei mir sitzen. "Er sorgt sich um dich, Nina.", sagt sie und wackelt dabei mit den Augenbrauen. "Weiß ich, ist mir aber irgendwie unangenehm." "Hä, warum denn das? Freu dich doch!" "Warum sollte ich mich freuen? Wenn Mathilda das herausfindet, bin ich tot!", rufe ich. "Denk doch mal nach: Warum sorgt er sich um dich? Weil er dich offensichtlich immer noch mag, sehr sogar!" "Quatsch! Gastón steht nie und nimmer immer noch auf mich.", streite ich es ab. "Oh doch, Nina! Es ist verdammt offensichtlich! Gastón steht auf dich!"
Soll ich auch mal aus Gastóns Perspektive schreiben?

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Is love still there?
FanfictionNina zieht nach Oxford, da ihre Uni dort ein Auslandsjahr anbietet. Sie freut sich schon sehr darauf, schließlich war es schon immer ihr Traum, ins Ausland zu gehen. Doch als sie Gastón, ihren Ex, wiedersieht, geht das Gefühlschaos wieder los... "Wa...