Kapitel 35: Willkommen zurück, Eltern

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Rose PoV.

Ich wachte mit dem tollsten Gefühl auf dieser Welt auf. Mein Mädchen schlafend in meinen Armen, an mich gepresst. Ihre Haare liegen verstreut auf dem Kissen unter ihrem Kopf und ihre Nase ist an meinem Hals versteckt. Ich spüre jeden Atemzug an meinem Hals, höre ihren Herzschlag. Mein Körper erschaudert bei jedem Atemzug von ihr. Lächelnd fahre ich ihr mit einer Hand sanft durch ihre schwarzen Haare und streiche ihr sie aus dem Gesicht, ehe ich ihr ein Kuss auf die Wange hauchte. Bella schnurrt leicht und presst sich näher an mich, sodass sie nun halb auf mir liegt. Jetzt, da ich ihre nackte Haut auf meiner so richtig wahrnahm flatterte die Erinnerung von gestern Abend vor meinem geistigen Auge. Wir hätten fast miteinander geschlafen. Fast hätte sie ihre Jungfräulichkeit an mich verloren, dabei wäre ich das gar nicht wert. Ich wollte sie, mehr als alles andere. Sie hat mich wahnsinnig gemacht, um den Verstand gebracht. Doch ich musste mich zusammenreißen. Auch wenn Bella wohl genau das selbe wollte wie ich, wusste ich, dass sie es im Nachhinein bereut hätte. Ihr Körper und ihre Lust hat für sie gesprochen, ihr Kopf war komplett ausgeschaltet. Sie vergaß, dass es ihr erstes mal sein würde und ich will, dass es was besonderes für sie wird. Etwas, woran sie sich gerne zurückerinnert ohne es zu bereuen. Ich will sie glücklich machen, doch hätte ich sie gestern entjungfert hätte ich es nicht. Bella ist so weich und zerbrechlich. Sie ist das komplette Gegenteil von mir und doch lieben wir uns und sind ein Paar. Es klingt immernoch verrückt. Rose Black in einer festen Beziehung. Daran müsste ich mich gewöhnen müssen. Doch ist es das beste was mir hätte passieren können. Sie ist das beste für mich. Ihr großes goldenes Herz hat meins aus Eis erwärmt und aufgetaut. Bis heute bin ich mir nicht ganz sicher wie das hätte passieren können. Ich hatte auch mal was mit Mädchen die Bella ähnlich waren und dennoch wollte ich nie mehr von ihnen. Doch bei ihr war alles einfach anders. Ihre roten Wangen und ihre kleinen Ausraster wenn ich sie geärgert habe, haben mir augenblicklich gefallen. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie in mir mehr sah als nur das Badgirl der Schule. Bella sah in mir einen Menschen mit Gefühlen. Ich dachte immer das Gegensätze sich anstoßen. Rein physikalisch gesehen machte es Sinn für mich und stimmte. Doch nie hätte ich gedacht das sich 2 Gegensätze so anziehen können wie wir es tun. Es fühlt sich einfach toll an mit ihr an meiner Seite. So leicht und sorglos. Es ist so, als würde sie alles entschädigen für das was mir früher widerfahren ist.

Ich war so in Gedanken an diese Schönheit versunken, dass ich erst bemerkte das sie wach ist als sie mich ansprach. "Morgen." ,murmelte meine Freundin mit ihrer rauen Morgenstimme. Ich drehte mich grinsend zu ihr und gab ihr einen zärtlichen Kuss. "Mhhm so könnte ich jeden Morgen aufwachen." ,seufzte sie verträumt und schloss wieder ihre Augen. "Geht mir genauso." Bella kuschelte sich wieder in meine Arme und machte es sich bequem. So lagen wir ein paar Sekunden da, ehe sie ihre Augen aufriss, sich aus meinen Armen löste und aus dem Bett sprang. "Scheiße! Meine Mum wird mich killen!" Schnell zog sie sich ihre Klamotten von gestern an und ich beobachtete es mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Während Bella durch mein Haus wuselte und ihre Sachen wohl zusammensuchte, stand ich ebenfalls auf und zog mich an. Eine Jogginghose und ein einfaches weißes Shirt. Schließlich ist Sonntag. Oder? "Schatz ich muss los, sonst bin ich ein Kopf kürzer. Wir sehen uns morgen und ich schreibe dir dann ok?" Sie drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und wollte verschwinden. Allerdings gab ich mich damit nicht zufrieden. Am Arm zog ich sie zu mir zurück und küsste sie richtig zum Abschied. "Jetzt kannst du gehen." ,hauchte ich schmunzelnd, was sie erwiederte. Kaum ließ ich sie aus meinen Armen hörte ich wie die Haustür zuknallte und sie weg war. Es ist unglaublich wie sehr ich einen Menschen doch vermissen kann. Sobald sie nicht bei mir ist, fehlt etwas. Sie fehlt. Etwas geknickt ging ich runter in die Küche. Ich verstehe das sie weg musste. Bella hat wohl bei unserer kleinen Tätigkeit gestern Abend vergessen ihrer Mum Bescheid zu geben, dass sie die Nacht nicht Zuhause sein wird. Trotzdem vermisse ich sie. Mit schlechterer Laune als vorhin machte ich erstmal die Kaffeemaschine an. Ohne meinen Kaffee bin ich ein richtiger Arsch. Ich schnappte mir mein Handy und sah gleich 26 Nachrichten aus der Gruppe meiner Freunde. Als ich in Whatsapp drin war, empfing ich gleich noch eine Nachricht von Rachel. Es ging um eine Hausparty, schon wieder. Sie findet am Wochenende statt, also nächste Woche und die Jungs wollen das ich dort erscheine. Ohne Nachzudenken sagte ich zu und musste grinsen. Es ist lange her das ich feiern war, es wurde mal wieder Zeit. Allerdings werde ich Bella überreden müssen mit mir mitzukommen. Ich möchte das sie bei mir ist. Früher hätte ich mich betrunken und einfach gewartet bis mir jemand an den Hals springt. Doch nun will ich nur Bella in meinen Armen halten, sie beschützen. Meine Kaffemaschine war durch und genüsslich trank ich das Wunder, nachdem ich etwas Milch hinzu gab. Meine Augen waren halb geschlossen und die Ruhe im Haus wat einfach nur göttlich. Ich bin kein wirklicher Mirgenmensch und verstehe die Leute auch nicht die euphorisch durch die Gegend lächeln und absolute scheiße reden. Von wegen 'oh welch schönes Wetter heute.' Diese Leute könnten in Kuhscheiße Latschen und würden wohl sagen 'jetzt rieche ich nach Natur!' Schrecklich sowas. Ich hob grade meine Tasse zu meinen Lippen, erstarrte jedoch als ich ein Schlüssel im Schloss hörte. Oh ne oder..

Die Tür öffnete sich und meine "Eltern" betraten das Haus. Was machen die überhaupt schon hier? Eigentlich sollten sie in ein paar Monaten erst wieder kommen. Doch jetzt stehen sie vor mir und sehen mich emotionslos an. Es macht mich schon lange nicht mehr traurig, dass sie nichts für mich übrig haben. Seit ich denken kann ist es so und ich habe mich daran gewöhnt. Musste mich dran gewöhnen, um nicht an meinen Gefühlen zu ersticken. Ich habe mich schon oft gefragt, warum sie mich überhaupt bekommen haben, wenn sie beschlossen haben sich nicht mal richtig um mich zu kümmern. Doch gefragt habe ich sie das nie. Warum auch, ich würde sowieso keine Antwort bekommen. "Mum, Dad." ,nickte ich den beiden höflich zu, obwohl ich am liebsten die Flucht ergreifen würde. "Wir bleiben nur für 2 Tage. Danach fliegen wir wieder. Geld überweisen wir dir weiterhin. Jetzt hätten wir aber gerne Ruhe." ,sagte meine Mum kühl zu mir und machte eine Geste, die zeigte das ich nach oben gehen sollte. Ohne etwas zu sagen tat ich dies und schmiss mich auf mein Bett. Der Geruch von Vanillie umhüllte mich und ich vergrub mein Gesicht in das Kissen auf dem Bella die Nacht lag. Genüsslich atmete ich ihren Duft ein und vermisste sie augenblicklich. Ohne das ich es mitbekommen habe ist sie zu meinem Leben geworden und ich weiß nicht ob ich Angst davor haben sollte oder nicht.

Ich drehte mich auf den Rücken, starrte aus dem Fenster neben mir. Wieder einmal hörte ich das laute Geschrei meiner Eltern. Doch sind sie es nichtmal Wert so genannt zu werden. Immer wollte ich so sein wie andere. Immer. Ich wollte eine normale Familie. Eine, die nicht steinreich ist und immer weg ist. Liebe. Viele halten sie für selbstverständlich. Doch das ist sie nicht. Man geht zwar davon aus, dass die Eltern immer ihre Kinder lieben sollten, doch ist dies nicht der Fall. Manchmal habe ich das Gefühl meine Erzeuger hassen mich, wollten mich gar nicht. Nie. Nie gaben sie mir auch nur das Gefühl geliebt oder gebraucht zu werden. Es fühlt sich so an, als wäre ich nur eine Marionette, die dafür da ist die Firma Mal zu übernehmen. Das sollen Eltern sein? Die sich nicht Mal für mich interessieren.. Sie wissen nichtmal das ich eine Freundin habe. Tatsächlich wissen sie das ich lesbisch bin und tatsächlich ist es ihnen egal. Doch mittlerweile trifft mich die Erkenntnis daß ich ihnen egal bin nicht mehr so sehr wie früher. Dennoch bleibt dieses Stechen in der Brust. Alles hätte ich getan um ein normales Leben zu haben. Alles würde ich dafür tun.
Deswegen wollte und will ich es besser machen. Falls ich Mal Kinder haben sollte später.. will ich alles besser machen. Sie lieben, respektieren, für sie da sein. Ich möchte ein Vorbild sein. Ich will einfach alles anders und besser machen als meine Erzeuger, denn keiner hat solche Eltern verdient. Nicht mal ich.

You're my weakness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt