Chap 33 ~ Stille Sucht

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„An meinem 13ten Lebensjahr endete meine Kindheit, nichts war wie zuvor. Meine Mutter und ich zogen zurück nach Chicago, der Alltag kehrte wieder zurück und ich verfiel immer tiefer in einem dunklen Loch der Depressionen. Ich war in mich zurückgekehrt, hatte keine Lust irgendwas zu machen, der Schmerz in meinem Inneren wurde Tag für Tag schlimmer, unerträglicher. Ich habe oft mit dem Gedanken gespielt, alles zu beenden, mein Leid zu beenden, aber dann kam mir meine Mutter in dem Sinn, wie schrecklich es für sie sein würde mich auch noch zu verlieren und das ich nicht so selbstsüchtig sein sollte." Fange ich mit meiner Erzählung, nachdem wir wieder Platz nahmen, an und bemerke, dass es mir aus einem Grund gar nicht so schwer fällt darüber zu reden, dass es sich richtig anfühlt, ihm das zu erzählen, dass er mich verstehen könne.

„In dasselbe Jahr habe ich Mike kennengelernt, er schien der Einzige zu sein, der meinem Schmerz lindern konnte, wenn ich jetzt drüber nachdenke, weiß ich, dass er meine Situation ausgenutzt hat, aber damals war ich blind und naiv. Ich war gebrochen. Mike hat mir eine Welt gezeigt, die mir den Schmerz nahm, wir waren noch Kinder! Ich war 13 als ich das erste Mal Alkohol zu mir nahm und bemerkte, wie mein bitterlicher Schmerz gelindert wurde. Damals dachte ich, dass ist die Lösung. Heute weiß ich, dass es Gift für meinem Körper war", räuspernd blicke ich ihn an, während ich weiter darüber erzähle, erhalte ein aufmunterndes Lächeln seinerseits.

In seinen Augen sehe ich keine Vorwürfe, kein Vorurteil, sondern Verständnis.

„Anfangs war es harmloser Alkohol, welches mit der Zeit immer häufiger wurde, mein Körper sich daran gewöhnte und dieser Schmerz immer mehr an die Oberfläche drang. Alkohol half nicht mehr, es musste was anderes ran. Wir griffen zu Zigaretten, die eine Zeitlang dieselbe Wirkung wie das Alkohol hatten. Da Mike Kumpels hatte, die älter als er waren, kam er leicht an diese Sachen ran. Meine Freunde haben zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung was sich bei mir abspielt, denn ich habe das sehr gut kaschieren können, meinem inneren Schmerz habe ich nur einer Person gezeigt. Mike. Und er hat es ausgenutzt", ich mache eine Pause und schließe meine Augen, da mir die Tränen kommen.

Damien erhebt sich, kommt auf mich zu, wo er neben mir Platz nimmt und meine Hand in seine nimmt. „Wenn du nicht weiterreden willst, ich verstehe das", er lächelt mich aufmunternd an.

Ich schüttele allerdings den Kopf und fahre fort: „Meine Umgebung rechtfertigte mein Verhalten mit meinem Verlust, aber keiner erkannte meine stummen Hilfeschreie. Wie den auch? Ich hatte stets ein Lächeln auf den Lippen, war ein Sonnenschein, und wo ich allein oder auch mit Mike war, kamen diese Gedanken. Kurz vor meinem 15ten Geburtstag haben wir mit dem Kiffen angefangen und mein Körper hatte genug davon. Ich kam mit einer Überdosis im Krankenhaus, dort erst erfuhren sowohl meine Freunde als auch meine Mutter, wie schlimm es um mich war. Ich habe überlebt und kam in die Entzugsklinik, allerdings war die Abhängigkeit, die ich gegenüber Mike hatte, schlimmer als die zu den Drogen und Alkohol. Obwohl er mich benutzt, manipuliert, betrogen und belogen hat, konnte ich mich nicht von ihm lösen.

Nachdem die ganze Wahrheit rauskam, ist Barney ausgeflippt und hat Mike krankenhausreif geschlagen, hat seine gesamte Wut an ihn rausgelassen. Nach meinem Entzug habe ich geschworen nie wieder diese Dinge anzurühren, jedenfalls nicht, wenn ich traurig oder wütend bin. Klar ich trinke ab und zu, aber ich kenne jetzt meine Grenzen. Mike habe ich erst bei dem sieben Minuten im Himmel verzeihen können"

Damit beende ich meine Erzählung und blicke auf unsere Hände herab, mit seinem Daumen macht er Kreisende Bewegungen über meinem Handrücken, was die Folge für die Gänsehaut ist.

„Das ist Vergangenheit, du hattest einen Grund in diesem Loch zu verfallen. Jeder verarbeitet Trauer anders. Das wichtigste ist, dass du jetzt nüchtern bist und nicht wieder rückfällig wirst, und dafür werde ich sorgen. Was Mike anbelangt, er hat mehr verdient als nur krankenhausreif geschlagen zu werden", er lächelt mich aufmunternd an und gibt mir ein Kuss auf die Stirn, bevor er sich wegen Mikes benehmen aufregte.

ᗪᗩᗰIᗴᑎ | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt