Ohne Titel Teil5

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Als Harry auf den Boden aufschlug, presste es ihm jedwede Luft aus den Lungen. Den Bruchteil einer Sekunde blieb er wie betäubt liegen, dann richtete er sich zitternd auf die Knie und begann die Glasscherben zusammen zu suchen.

„Wie unfähig kann eine einzelne Person eigentlich sein ?! " donnerte sein Onkel auch schon los.

„Habe ich dich nicht in meinem Hause wie einen Sohn aufgenommen ? Habe ich dir nicht von meinem Tisch zu Essen gegeben ? Habe ich dir nicht jeden deiner Fehler verziehen ? "

Harry war kurz davor aufzustehen und seinem Onkel seine Meinung zu sagen. Aber er wusste, er würde damit alles noch um ein Vielfaches schlimmer machen. Deshalb kauerte er sich nur auf den Boden und las weiter die Scherben auf. Dass er sich dabei die Finger aufschnitt merkte er kaum.

„Und wie dankst du mir meine Weichherzigkeit ? Du blamierst mich vor einem wichtigen Geschäftspartner und besudelst unseren guten Teppich mich Sekt! Wie bitteschön hast du es eigentlich geschafft, hinzufallen ?"

Harry setzte zu einer Antwort an, doch sein Onkel unterbrach ihn sofort.

„Lass mich raten, du hast erneut an deinen wundervollen Traum gedacht. Na, was hast du für einen Nonsens geträumt ? Los, erzähle es uns ! Ich bin sicher, Mr. Malson interessiert sich ebenfalls dafür ! "

„Nein, ich - "

Was sollte er nur sagen ?

„Doch des Nachts im Traume wünscht er sich ganz still

in vertraute Arme, wo er nichts als schweigen will.

Schützend dort gehalten, frei und ohne Zwang,

sehnt sein junges Herz sich viele Jahre lang..."

Harry hatte nicht die geringste Ahnung, was für Worte er da von sich gab, aber sie passten perfekt zu seiner Lage.

Doch als er das gepresste „Rauf mit dir, und zwar schnell ! Du weist schon, wohin." seines Onkels hörte, wusste er, dass er einen großen Fehler gemacht hatte.

„Kommen sie Mr.Malson, ich bin sicher, das wird ihnen gefallen..."

Das konnte doch nicht sein ernst sein, oder ? Er würde doch nicht allen Ernstes den Malfoy dazu auffordern, bei dem, was jetzt folgen würde, mit zu machen...

Vor Angst und Anstrengung zitternd, stolperte er mehr als er ging in das Zimmer im ersten Stock. Dann zog er das Oberteil aus und kniete sich auf den Boden.

~*~

Lucius betrachtete seinen seinen Gastgeber. Das wahnsinnige Glitzern in seinen Augen gefiel ihm gar nicht.

Gleichzeitig grübelte er schon wider darüber nach woher ihm dieser Junge, der vor Angst bebend zur Tür heraus schlich, so bekannt vor kam.

Aus der Zaubererwelt konnte er ihn unmöglich kennen; was hätte er sonst in einem Muggelhaushalt zu suchen ? Erst recht mit solchen... Verwandten ? Zieheltern ?

Aber in der Welt der Muggel konnte er ihm auch nicht begegnet sein, denn bis vor wenigen Tagen hatte er sich so gut wie nie mit den Nicht-Zauberern auseinander gesetzt.

Und dann dieses Gedicht. Oder wie auch immer man es nennen wollte. In jedem anderen Zusammenhang hätte es grotesk geklungen, aber hier... es schien schlicht und einfach zu passen.

,Warum denke ich überhaupt darüber nach' fragte Lucius mit gerunzelter Stirn

,Das kann mir doch völlig egal sein. Ich bin nur hier um dieses Metall zurück zu kaufen. Der Rest interessiert mich nicht.'

„Nun, wo waren wir stehen geblieben ?" wandte er sich an Mr.Dursley

,,Wir wollten auf den abgeschlossenen Vertrag anstoßen, aber daraus wird ja nun nichts. Aber ich denke, ich kann ihnen ein anderes Vergnügen bereiten. Sie sind genau der Richtige dafür."

Wovon auch immer dieser Mann sprach, Lucius bezweifelte es. Aber er hatte lang genug für einen Verrückten Männchen machen müssen, so leicht grauste ihm nicht mehr. Außerdem brauchte er diesen Vertrag, der leider erst am folgenden Tag unterzeichnet werden würde. Also blieb ihm nichts anderes übrig als gefallen zu heucheln.

Wie der Malfoy diese Position hasste. Er war jemand, der Befehle gab und sie nicht ausführte !

Oh, der Minister konnte sich definitiv auf etwas gefasst machen, denn inzwischen war Lucius nicht nur genervt, sondern auch wütend.

Er hatte keine Lust dauernd nach irgendjemandes Pfeife zu tanzen !

Dennoch folgte er mit steinernem Gesicht seinem Gastgeber die Treppe hinauf und in einen abgedunkelten Raum am Ende des Flurs.

Als er sich in der Kammer umblickte, sah er sich endgültig in der Vermutung bestätigt das dieser Muggel ein fast ebensolcher Sadist wie Riddle war.

Dann erst bemerkte er das zitternde Häufchen Elend, dass, mit entblößtem Oberkörper und den Rücken zu Tür gewandt, auf dem Boden kauerte. Er musste ein überraschtes Keuchen unterdrücken.

Er hatte in seiner Zeit unter dem dunklen Lord einiges an Verletzungen gesehen und auch zugefügt.

Ja, er gab vor sich selbst auch zu, durchaus ebenfalls sadistische Züge zu besitzen, wenn das Opfer es seiner Meinung nach verdient hatte.

Aber was mit diesem Jungen angestellt worden war, war etwas völlig anderes. Lucius konnte sich nichts vorstellen, das diese Verletzungen bei einem Kind auch nur ansatzweise gerechtfertigt hätte,

Der Junge wirkte stark unternährt und hatte unglaublich viele Blessuren, die offenbar von Schlägen mit einer Peitsche oder ähnlichem herrührte. Auch die Folgen von Stockhieben und Schlägen mit der Hand waren zu erkennen.

Und das war nur dass, was man von außen sehen konnte...

~*~

,Das kann doch nicht wahr sein !' knurrte Harry innerlich.

Bis jetzt hatte er seine Identität vor Mr.Malfoy geheim halten können, aber wenn sein Onkel ihn schlagen würde, würde er es sicher nicht schaffen, das Gesicht immer abgewandt und seine Stimme möglichst unkenntlich zu halten.

Und was der Politiker dann machen würde, das wollte er gar nicht wissen. Schließlich war er es gewesen, der dessen Lord ins jenseits befördert hatte.

„Nun, da er ja ihnen den Sekt über die Schuhe gegossen hat, denke ich kommt ihnen das Privileg zu, ihn zu bestrafen"

Er hörte eine perverse Erregung in der Stimme seines Onkels.

„Das siehst du doch aus so, nicht wahr Bengel ?"

,Ich bin verloren' schoss es Harry durch den Kopf. Und gleichzeitig hatte er seine Entscheidung getroffen – er würde zwar den nächsten Morgen vermutlich nicht erleben, aber er würde sich zumindest einen letzten Spaß gönnen: Einmal Lucius Malfoys Maske fallen zu sehen.

Entschlossen sagte er laut und mit fester Stimme:

„Natürlich. Kommen Sie und rächen sie sich für all das, was ihnen durch mich widerfahren ist. Aber seien Sie sich gewiss: Mir tut nichts davon leid, -"

Er drehte den Kopf und blickte dem anderen Mann direkt in die Augen.

„Mr. Malfoy "

Als er sah, wie sich die Augen des Politikers weiteten und ihm für einen Moment die Gesichtszüge entgleisten, konnte er sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen.

Dann spürte er einen harten Schlag und alles Versank im Schwarz.

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Ja, das war ein bisschen kürzer; daas nächste wird wieder länger, versprochen :)

Súile airgidWhere stories live. Discover now