Meeff 44

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Taehyung

Noch nie hab ich mich so verloren gefühlt wie in diesem Moment, als ich vor Jungkooks Haus stehe und einfach nur voller Verzweiflung zu seinem Zimmerfenster hinaufstarre. Ich habe mich extra einige Meter weiter vom Haus hingestellt, damit ich nicht wie ein perverser Spanner rüberkomme, dennoch bin ich nah genug, um durch die Fenster sehen zu können, was in diesem Haus gerade vor sich geht.

Gerade scheint alles ruhig zu sein. Das letzte Mal, als ich Jungkook am Fenster gesehen habe, waren jetzt auch schon mehrere Minuten her. Da hat er das Fenster aufgemacht, kurz rausgeschaut und hat sich dann wieder umgedreht und ist reingegangen. Ich hatte beinahe einen Herzstillstand gehabt, aber zum Glück hat er mich in dem Moment nicht entdeckt. Was mich jedoch noch mehr freut, ist das weit geöffnete Fenster, das er noch immer nicht geschlossen hat.

Wenn ich nicht durch die Haustür kommen kann ohne von seinen Eltern gleich zu Apfelmus verarbeitet zu werden, muss wohl die Regenrinne, das Vordach und Jungkooks Fenster her.

Mir ist vollkommen klar, dass diese Idee vollkommen absurd, riskant und gefährlich ist, womöglich könnte diese Aktion sogar Jungkooks gesamtes Leben zerstören, wenn ich erwischt werde. Aber seit Tagen kann ich einfach nicht in Ruhe schlafen, ich muss wissen, wie es meinem kleinen Bunny geht. Es macht mich beinahe schon irre, in dieser Unwissenheit zu leben, aber noch schlimmer ist es wohl, Jungkook weder sehen noch berühren zu können. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie er sich gerade fühlen muss, nachdem er so von seinen Eltern fertig gemacht wurde.

Und das alles ist nur allein Jieuns Schuld. Ich schwöre, irgendwann werde ich diese Schlampe noch in die Finger bekommen und ihr die Eingeweide rausreißen.

Mein Blick gleitet erneut zu Jungkooks Zimmer. Die Luft sollte rein sein, jetzt heißt es nur beten, nicht entdeckt zu werden. Wie ein Agent husche ich in Richtung des Hauses der Jeons, darauf bedacht nicht entdeckt zu werden oder irgendwie dumm aufzufallen.

So schnell es geht, greife ich nach der Regenrinne, an der ich mich mit aller Kraft auf das Vordach hochziehe. Ich bin eigentlich nicht wirklich der sportliche Typ, aber es ist wohl das Adrenalin, das mir dazu verhilft oben anzukommen. Mit trippelnden Schritten klettere ich über die Ziegel zu Jungkooks Fenster, durch das ich einen vorsichtigen Blick werfe.

Und tatsächlich: Da liegt Jungkook auf seinem Bett, vollkommen teilnahmslos und mit leerem Blick gegen die Decke starrend. Ich kann sehen, dass seine Augen vollkommen rot verheult sind und auch sonst schaut er nicht wirklich gesund aus.

Was haben seine Eltern ihm bitteschön angetan, dass er so gedemütigt aussieht?

Ich glaube, neben Jieun werde ich auch seinen Eltern die Eingeweide rausreißen müssen. Aber vorerst sollte ich mich um meinen Jungen kümmern.

Leise klopfe ich gegen den Fensterrahmen, um mich anzukündigen. Schließlich will ich ihn nicht gleich erschrecken und wie ein Einbrecher in seinem Zimmer auftauchen.

,,Jungkook!", zische ich leise und klopfe erneut, da er es anscheinend beim ersten Mal nicht wahrgenommen hat. Diesmal aber richtet er sich erschrocken auf und sieht zunächst mit einem geschockten Blick zu mir, ehe er endlich realisiert, wer da vor dem Fenster hockt.

,,Taehyung?", fragt er verdutzt, doch ich schüttle nur den Kopf und halte meinen Zeigefinger vor die Lippen.
,,Pshh, deine Eltern dürfen nicht erfahren, dass ich hier bin, ansonsten sind wir beide geliefert."

Umständlich klettere ich in sein Zimmer rein und komme mit einem leichten Lächeln auf ihn zu.
,,Wie geht's dir?", frage ich fürsorglich und will mich gerade auf sein Bett setzen, da springt er plötzlich auf mich zu und schlingt seine Arme fest um mich. Ein leises Schluchzen ist zu vernehmen, woraufhin sein Körper augenblicklich zu beben anfängt.

,,I-ich hab dich so vermisst...", haucht er so leise, dass ich ihn beinahe nicht verstanden hätte. Sofort ziehe ich ihn in eine innige Umarmung und versuche ihn ruhig in meinen Armen zu wiegen.
,,Ich hab dich auch vermisst... Aber ich bin hier, Koo, ich bin hier...", flüstere ich ihm sanft zu und streiche ihm tröstend über den Rücken. Der Junge hat so vieles durchmachen müssen und das nur aufgrund seiner homophoben Eltern. Und nicht einmal mit jemandem reden kann er.

Kurz löse ich seinen festen Griff und sehe ihm in die vor Tränen glänzenden Augen. Ein leichtes aufmunterndes Lächeln umspielt meine Lippen, während ich ihm sanft die Tränen von den Wangen wische. Es schmerzt, Jungkook so zerstört in meinen Armen halten zu müssen, umso mehr werde ich mir also Mühe geben müssen ihn wieder glücklich zu machen. Leicht beuge ich mich also zu ihm vor und gebe Jungkook einen liebevollen Kuss, den er sofort erwidert. Die Lippen sind salzig von den Tränen und auch spüre ich, wie rissig sie geworden sind. Dennoch freut es mich, ihm dadurch für kurze Zeit ein leichtes Lächeln auf die Lippen zaubern zu können, denn ich spüre nur, wie seine Mundwinkel sich leicht nach oben verziehen.

,,Was haben sie dir angetan?", frage ich schließlich, nachdem wir uns widerwillig voneinander gelöst haben und sofort fällt das schöne Lächeln wieder.

,,S-sie haben m-mir den Kontakt zu H-hoseok, Jimin und d-dir verboten... U-und sie m-meinten...", krampfhaft beißt Jungkook sich auf die rissigen Lippen und lehnt sich zitternd gegen meine Brust. Schnell greife ich nach seiner Hand und drücke sie einmal fest, als Zeichen dass ich immer bei ihm sein werde.

,,Schon gut... Wenn du nicht darüber willst, kann ich es verstehen", murmle ich ihm sanft zu, doch er schüttelt den Kopf, womöglich weil er fortfahren will.

,,S-sie sagten, i-ich s-sei nicht mehr i-ihr... ihr Sohn...", schluchzt er und bricht in stummen Tränen aus. Augenblicklich zieht sich mein Herz bei diesem Anblick zusammen, gleichzeitig staut sich auch die unbändige Wut in mir auf. Diese verdammten...

,,Hör zu, Baby, wir werden das beide durchstehen, okay? Du bist nicht allein. Und was es mit deinen Eltern auf sich hat... Wir werden das gemeinsam klären, sie haben nicht das Recht, dich so zu behandeln, nur weil du schwul bist. Das lasse ich nicht zu, niemand soll dich verletzen."

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『Written by @Luxlight02 & @Kookaain』

Noch ein kleiner Abendsnack. Morgen ist Freitag! Wochenende 😝

Ahhh leute.
Diese story neigt sich dem ende und ich selber check das noch nicht.
Bald müssen wir Abschied nehmen 😞

Meeff // ᴋᴛʜ x ᴊᴊᴋWo Geschichten leben. Entdecke jetzt