{2. Kapitel}

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Die Luminal Strafanstalt war mehr als nur ein einfaches Hochsicherheitsgefängnis.

Es war eine Festung.

Die Festung.

Das Luminal war wie der Eisberg auf den die Titanic aufgelaufen war. Nicht die Spitze war das furchteinflößende. Sondern das was man nicht sehen konnte. Denn die Haftanstalt war mit besonderen Zellen ausgestattet, die sich mehrere Meter unter der Erde befanden. Bewacht von den besten und brutalsten Wärtern. Sie beherbergt 150 der gefährlichsten Soziopathen und Psychopathen.

Ihren Namen verdankte sie dem Medikament Luminal. Da man nicht riskieren konnte, das ein Häftling diese Wände jemals wieder verlässt, wurden früher alle Insassen der Haftanstalt, durch eine Überdosierung dieses Medikaments zielstrebig getötet. Es bewirkte ein Koma und einen anschließenden Tod durch Lungenentzündung. Somit war es auf dem Papier ein natürlicher Tod und man hatte keine Schwierigkeiten mit irgendwelchen möglichen Hinterbliebenen, die Fragen stellten.

Dieses Verfahren wird schon lange nicht mehr praktiziert. Doch der Name und die Tatsache, dass jeder der hier rein kam, das Gefängnis nie wieder verlässt, blieb aufrecht erhalten. Jeder der hier drin war, saß lebenslänglich, mit keiner Chance, je wieder auf freien Fuß zu kommen.

Ich zuckte leicht zusammen, als mich die Stimme meines Captains unsanft aus meinen Gedanken riss. „Und ich denke, wir wissen beide, welchen Sträfling ich meine." Natürlich tat ich das. „Ich weiß, es ist eine wahre Zumutung Sie darum zu bitten, aber Sie sind nunmal..."

„Ich mach's!" unterbrach ich ihn.

„Sind Sie sich da wirklich sicher, Sergeant? Er könnte eine Nummer zu groß für Sie sein."

„Ich bin mir sicher. Ich bin nicht Polizist geworden, um mir nur die leichten Fälle herauszusuchen" gab ich mit fester Stimme zurück.

Der Captain nickte mir anerkennend zu. "Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet." Ich winkte ab. Auch wenn es eigentlich nicht in meinen Tätigkeitsbereich fiel, war es nunmal mein Job.

Der Captain bog sich nach unten, öffnete eine Schublade und knallte etwas auf den Tisch. Es war eine Akte, welche er sogleich über die Tischplatte bis zu mir schob. Ich senkte meinen Blick nicht, sondern sah ihn weiter an. „Sie gehen mir da nicht rein, bevor Sie seine Akte nicht in- und auswendig kennen. Und seien Sie vorsichtig. Unterschätzen Sie ihn nicht", meldete er sich nach einer kurzen Pause wieder zu Wort.

Ich nickte eifrig und nahm die Akte entgegen. Der Captain zählte noch einige Dinge auf, die ich zu beachten hatte. Darunter waren Sachen, die ich bereits kannte, wie die Tatsache, dass man niemals die Führung des Gesprächs abgeben sollte. Einmal abgegeben – nur schwer wieder zu bekommen. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als wir das in der Polizeischule durchgenommen hatten. Eine weitere Aufforderung des Captains war „Bauen Sie keine persönliche Bindung zu ihm auf. Egal was er sagt, er will sie bloß manipulieren. Er erschafft eine Illusion, der man nur schwer widerstehen kann. Der Nachteil daran, dass er das Spiel beherrscht ist, dass er es selbst so gut spielt, dass man es nicht mal merkt, wenn er es tut. Und glauben Sie mir... er wird es tun." Keine Bindung aufbauen? – Nichts leichter als das.

Ich verabschiedete mich, ließ das Büro des Captains hinter mir und trat in das Foyer. Ich fuhr mir durch die Haare. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?

Ich setzte mich an meinem Schreibtisch und sah mir die Akte an. Der Bug war bereits an einigen Stellen gerissen, da sie viel zu viele Zettel zusammenhalten musste. Sie wirkte abgegriffen und schien somit schon durch einige Hände gegangen zu sein.

Ich schlug die erste Seite auf und runzelte die Stirn. Von dem Häftling schienen keine Bilder gemacht worden zu sein. Lediglich eine Personenbeschreibung war angegeben. Schnell überflog ich sie.

1.83 m groß, Haarfarbe Braun, Augenfarbe Grün, Tattoos an Oberkörper, Armen und Beinen.

Schachmatt || LarryМесто, где живут истории. Откройте их для себя