tokyo

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Als die Metro in den Bahnsteig einfuhr, fuhr sich der junge Mann durch seine blonden Haare und vergrub seine großen Hände in den Taschen seines Mantels. Auch wenn man hier am Bahnsteig unterhalb der Erdoberfläche nicht so viel von der Kälte mitbekam, so wusste er doch, dass er gleich wieder raus in den ekligen Schneeregen treten musste, um zu seiner kleinen und schäbigen Wohnung zu kommen. Er seufzte kaum merklich und trat ans Ende des Bahnsteigs, als die Bahn zum Stehen kam und ein paar Leute, die meisten davon ziemlich gehetzt, ausstiegen. Er wartete, bevor er einen Schritt in den Zug machte und sich anschließend auf einen freien Platz fallen ließ. Er musste ein wenig fahren, bis er vom Zentrum nach Hause kommen würde, aber das störte den 25-jährigen nicht, denn er mochte Zugfahren.

Dort war alles so entspannt und er konnte in Ruhe an seinen Songtexten arbeiten und Melodien und andere wichtige Details seiner Songs in seinem Kopf drehen und wenden, ohne gestört zu werden. Denn zu Hause hatte er nicht unbedingt seine Ruhe, denn dort gab es neben einem ständig brummendem Kühlschrank eine weitere Person, die die Wohnung ihr zu Hause nannte.
Park Jimin war der geborene beste Freund und zusätzlich ein Sport-vernarrtes, aber dennoch zuckersüßes etwas. Seine Leidenschaft zum Sport konnte er voll und ganz in seinen Alltag integrieren, denn anders als Namjoon studierte Jimin noch, zwar wusste der 25-jährige nicht so genau was der Jüngere daran fand Sport auf Lehramt zu studieren, aber wenn es ihn glücklich machte, sollte er es tun.

Zusätzlich war Jimin der, der sich immer die Nächte um die Ohren schlug und das meistens so tat, das Namjoon es unweigerlich durch die dünnen Wände und durch die jungen Frauen, welche dann plötzlich am Morgen in der Küche standen und sich einen Kaffee machten, mitbekam. Er hasste Jimin dafür, anderseits würde er es alleine nicht aushalten und so hielt sich das nervige Feier-Verhalten seines besten Freundes mit Namjoons Bedürfnis nicht alleine zu sein die Waage.

Eigentlich war es traurig, denn Namjoon hätte gerne mehr sozialen Anschluss gehabt und einer Beziehung war er auch nicht abgeneigt, aber bei seinem Job als Fulltime Rapper und Musikproduzent und zusätzlich Jimins Putzkolonne, war das mit der Beziehung so eine Sache. Auch war er erst vor kurzem von Seoul nach Tokio gezogen, da er einen Plattenvertrag bei einem kleinere japanischen Label bekommen hatte.

Eigentlich hatte er gehofft, dass es jetzt mit der Musik wieder bergauf gehen würde, aber er sah keinen Unterschied zu der Zeit, als er noch in der koreanischen Underground Szene tätig gewesen war, im Gegenteil.
Früher war er auch so wie Jimin gewesen, er hatte sich mit allen möglichen Leuten die Nächte um die Ohren geschlagen, studiert und sein Leben in die Wege geleitet, jetzt sah das vermeintliche Leben, das er eigentlich hatte leben wollen, doch ein wenig anders aus, als er sich eigentlich erhofft hatte.

Er vertrieb die Gedanken an seinen mehr oder minder geplatzten Lebenstraum und ließ seinen Blick über die verschiedenen Leute gleiten, die neben ihm und um ihn herum saßen. Ihm gegenüber saß ein älterer Herr, der in seine Zeitung vertieft war. Auf der Titelseite konnte Namjoon etwas zu einem Terroranschlag lesen, der erst neulich die friedliche Ruhe Tokios durchbrochen hatte. Mal wieder kam er zu dem Schluss, das die Welt, in der er lebte, eigentlich komplett irre war und zog kurz darauf sein Notizbuch aus seiner Manteltasche. Ihm war gerade eine Idee gekommen und nun kritzelte er etwas in seiner unordentlichen Handschrift auf eine wahllos aufgeschlagenen Seite, bevor ihm die Idee wieder abhandenkommen würde.

So schrieb er, bis er nun noch eine Haltestelle von seinem Zielort entfernt war. Kurz legte er das Notizbuch neben sich ab, den Stift ebenfalls und blickte sich nochmal um. Nun war die Bahn viel leerer als vorher, weshalb dem jungen Mann sofort der unverkennbare rote Haarschopf ins Auge stach. Sein Blick glitt zu dem Gesicht des Rothaarigen und vor Schreck hätte er fast vergessen zu atmen. Ein paar Meter von ihm saß Jung Hoseok, besser bekannt als j-hope. Er war ebenfalls aus Korea und hatte es geschafft in der japanischen Musikszene Fuß zu fassen.

mono. | NamhopeWhere stories live. Discover now