Kapitel 2

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,,... und dann lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende." endete Live nach einer halben Stunde ihre Geschichte.

,,Und was passiert noch?" ,,Was wird denn dann aus ihnen?" ,,Und wann heiraten der Prinz und die Prinzessin?" mit lauter Fragen versuchten die Kinder Live daran zu hindern zu gehen.

,,Das meine Lieben, müsst ihr euch selbst überlegen und wenn ich morgen wieder da bin, erzählt ihr mir, was noch passiert, o.k.?" lachend schaute Live zu den Kleinen, welche sie nun strahlend mit großen Augen ansahen.

,,Oh ja, das machen wir!" rief Lilli ein kleiner blonde Lockenkopf und stürmte gleich mit Tina ihrer Zwillingsschwester aus dem Raum um sich etwas mit ihr gemeinsam zu überlegen.

Langsam löste sich die Schar an Kindern auf, nur Live blieb noch kurz im Raum zurück und erlaubte sich eine kurze ruhige Minute. Verliere nicht den Kopf, denk daran, dir geht es besser wenn du hier hilfst und nicht nachdenken kannst.

,,Schon interessant wie sehr sie dich lieben!" ertönte Alfreds Stimme von der Tür.

Erschrocken schnellte Live auf und schaute ihn überrascht an.

,,Tut ... tut mir leid, ich sollte wohl besser an die Arbeit gehen!" stammelte sie nur und wollte an ihm vorbei huschen, doch Alfred hielt sie sanft fest.

,,Wie geht es dir?" besorgt musterte er sie, kannte er doch als einziger ein paar Details ihres Geheimnis', welches sie versuchte vor allen zu verbergen.

,,Alfred, mir geht es hervorragend, mach dir keine Sorgen!" rang sie sich ein Lächeln für ihn ab und wollte endlich gehen, doch erneut hielt er sie zurück.

,,Überarbeite dich nicht zu sehr!"

,,Mit geht es wirklich gut, das hier ist noch die leichteste Arbeit für mich." damit ging sie und ließ Alfred einfach stehen.

Sie wird es wohl nie lernen. Mit müden Augen schaute er ihr nach und machte sich dann selbst wieder an die Arbeit, während in Live ein Sturm der Gefühle tobte.

Sie hatte sich geschworen Alfred nie anzulügen. Doch war es denn eine Lüge, wenn sie sagte ihr ginge es nicht schlecht? Schließlich ging es ihr immer besser bei der Arbeit im Krankenhaus und wenn sie die Kinder sah. Damit versuchte sie sich zu beruhigen, auch wenn sie sich damit nur selber belog und das wusste sie. Schnell fing sie an den Pflegern unter die Arme zu greifen indem sie sauber machte, den Kleinen ihre Tabletten brachte, einzelne wusch und sie umsorgte.

,,Ich weiß gar nicht mehr wie es war, bevor du hier mitgemacht hast." kam Conny in den Pausenraum der Schwestern.

Live musste lachen und schenkte ihr ebenfalls Kaffee ein.

,,Helfe ich euch denn wirklich so sehr?" fragte sie, konnte Live doch nicht wirklich sehen, dass sie dem Krankenhauspersonal um einiges die Arbeit erleichterte

,,Live machst du Witze?" entgeistert schaute Conny sie an. ,,Du bist jeden Tag hier, bist nie krank und nicht nur die Kinder lieben dich, auch uns Pflegern bist du sehr ans Herz gewachsen!" mütterlich strich diese ihr nun über den Kopf und Live zuckte sofort zurück.

,,Tut mir leid, ich ... " doch wie sollte sie sich aus dieser Situation herausreden?

,,Ich weiß schon, ihr Teenager wollt nicht wie Kinder behandelt werden!" lachend winkte die quirlige Frau ihre Reaktion ab und wurde dann wieder etwas ernster. ,,Was ich sagen will ist, dass wir einfach froh sind dich bei uns zu haben und du dir auch gern Mal Urlaub gönnen kannst. Bei so viel Arbeit wird man irgendwann ja auch Mal verrückt!" lachte sie auf, Live jedoch zuckte innerlich zusammen und verschloss sich sofort wieder hinter ihrer schwarzen Tür.

Wenn sie nur wüsste, was ich schon erlebt habe, dann würde sie verstehen, dass ich gerade diese Arbeit brauche um eben nicht verrückt zu werden. Jedoch würde sie das nie so sagen, also stand Live nur auf und erwiderte mit einer kurzen Verabschiedung: ,,Ich mag die Arbeit hier einfach zu sehr."

Damit flüchtete sie schnell wieder zu den Kindern, um sowohl Conny, als auch ihren Gedanken davonzulaufen. So, wie sie es schon seither tat. Doch konnte Live nie ganz davor fliehen, es würde sie ihr Leben lang begleiten und hinter ihr her jagen. Manchmal wusste sie schon gar nicht mehr, wie es war, als ihre Welt noch kein Trümmerfeld aus Scherben und Schmerz war.

Pünktlich 18 Uhr verließ Live noch immer völlig benebelt von ihren Gefühlen das Krankenhaus und machte sich gemütlich auf den Nachhauseweg. Ihre Adoptiveltern, erwarteten sie bereits mit dem Abendbrot, so wie immer.

,,Wie war die Schule mein Schatz?" Sonja musterte sie prüfend.

Dabei wusste sie genau, wie sehr Live es hasste ,,Schatz" genannt zu werden, doch es rutschte ihr einfach immer wieder intuitiv heraus.
Immer noch besser als Blümchen, meinst du nicht? Murrte Lives Stimme im Kopf, ehe sie was erwidern könnte auf den Kosenamen.

Leider musste Live ihr zustimmen und versuchte mit aller Kraft sie zu verdrängen.

,,Toll, wie immer!" gelangweilt ließ sie sich auf ihre Bank in der kleinen Küche fallen und zog sich vor ihnen zurück.

Seit 5 Jahren lebten die drei nun schon zusammen, doch noch immer war Live Sonja und ihrem Mann Frank so fremd, als hätten sie das Mädchen erst gestern aus dem Heim geholt. Ihre Adoptivmutter dachte nicht gern an diese Zeit zurück, als sie und ihr Mann so viel darum kämpfen mussten Live zu sich holen zu dürfen. Die beiden hatte nie wirklich erfahren, was eigentlich mit Live in ihrer Kindheit passiert war. Denn die Heimleiterin hatte ihnen nur davon abgeraten ausgerechnet Live zu nehmen. Begründet damit, dass sie einfach nicht als Tochter taugte für eine liebende Mutter, da Live sehr zurückgezogen lebte, unnahbar für Erwachsene war und auch andere Kinder ausschloss. Sie war eben der natürlich Einzelgänger. Sonja jedoch war sich sicher, dass mehr dahinter stecken musste und als sie damals gesehen hatte, mit welch einem Blick Live aus dem Fenster des Kinderheims geschaut hatte, da hatte sie gewusst, nein gespürt, dass sie diesem Mädchen eine Heimat bieten wollte. Ihr Blick war so voller Sehnsucht nach Liebe und Freiheit gewesen, Sonja wollte ihr diesen Ausdruck aus den Augen treiben und Live selbst damit erfüllen. Die ersten Wochen und Monate waren sowohl für das Paar, als auch Live schwierig gewesen. Wussten die beiden doch nicht, mit einem 12 jährigen Mädchen umzugehen und Live hatte sich gegen jeden Versuch der Annäherung gesträubt. Erst nach und nach haben sich die drei besser kennen gelernt und Live fiel es immer leichter die zwei zu akzeptieren. Sah jedoch noch immer keine Eltern in ihnen und das würden sie nach ihrem eigenen Wunsch auch nie werden.

Nachdem das Essen endlich voller Schweigen überstanden war, verschwand Live sofort in ihrem Zimmer, ihr Reich, wie sie es nannte und legte sich hin zum schlafen.

Bald, bald kann ich meinen Traum anpacken und dann werde ich Ihnen beweisen, dass ich sehr wohl etwas kann.

Lieb mich nur einmalWhere stories live. Discover now