Sorgen

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[Sirius]

„Hey, James, hast du was von Remus gehört?", fragte ich ihn als ich aus dem Schlafsaal in den Gemeinschaftsraum kam.

„Nicht seit heute morgen als wir ihn zum Krankenflügel gebracht haben.", sagte er und schaute mich ratlos an. Ich runzelte die Stirn.

Ich erinnerte mich an die vergangene Nacht. Es war eine Vollmondnacht gewesen. Das letzte Jahr war es meistens so gewesen, dass James, Peter und ich Remus recht gut unter Kontrolle hatten. Er verletzte sich selbst weniger. Doch dieses Mal war irgendwas anders gewesen.

Er hatte sich von uns losgerissen und ist im verbotenen Wald verschwunden. Wir hatten keine Ahnung, was los war und hatten so lange den Wald durchsucht, bis wir ihn schließlich auf einer Lichtung liegen sahen. Er war bewusstlos, wieder zurückverwandelt und überall blutend. Das war der schlimmste Anblick, den ich je gesehen hatte. Wirklich. Ich habe diese Nacht schlecht geträumt.

Wir hatten ihn dann in den Krankenflügel gebracht und sind so schnell wie möglich verschwunden. Wir wollten ja nicht auffallen und uns damit verraten.

Ich hatte heute vor dem Frühstück und während den Pausen keine Zeit gehabt, ihn zu besuchen. Jetzt wollte ich zu ihm, um zu gucken, wie es ihm geht, doch er war nicht mehr im Krankenflügel.

Madam Pomfrey hatte nur verärgert gesagt, dass er sich heute Mittag alleine entlassen habe. Ich hatte dann mit einem mulmigen Gefühl den Krankenflügel verlassen und erst im großen Saal nachgeschaut. Doch auch da war er nicht.

Ich machte mir große Sorgen. Was, wenn er irgendwo verletzt lag und ihm niemand half?

Auch im Schlafsaal war er nicht, nachdem ich noch einmal nachschaute. Frustriert schnaubte ich.

„Vielleicht unten am See?", fragte James und legte seinen Finger nachdenklich an sein Kinn. Er saß gerade an einem der Tische und arbeitete an einem Aufsatz. Den musste ich auch noch machen.

„Mhh ja vielleicht. Ich schau mal nach.", sagte ich besorgt. Ich wollte mich umdrehen und aus dem Gemeinschaftsraum verschwinden, doch James hielt mich am Arm zurück.

Hey, mach dir nicht allzu große Sorgen. Remus ist doch vernünftig, er wird schon nichts dummes machen.", sagte er sanft.

„So wie gestern Nacht?", fragte ich.

„Ich weiß auch nicht, was mit ihm los war."

„Du weißt, wie viel er mir bedeutet.", sagte ich etwas bedrückt und leicht nervös.

„Ich komme mit.", sagte er und lächelte mich aufmunternd an.

Als wir uns auf den Weg zum See machten, malte ich mir die schlimmsten Sachen aus. Ich konnte diese Gedanken nicht unterdrücken. Ich rannte fast aus dem Schloss heraus, rämpelte dabei einige Schüler an und stolperte einmal so doll, dass ich fast hinfiel. Ich konnte mich aber noch rechtzeitig auffangen.

- - - - - - - - - -

„Scheiße, Mann.", sagte ich verzweifelt und fuhr mir durch meine Haare. Er war nicht am See gewesen. Nicht in der Bibliothek. Nicht auf dem Astronomieturm. Er war auch nicht hier im Gemeinschaftsraum. Ich fand ihn einfach nicht.

Bis heute konnte ich meine Gefühle für ihn so weit verdrängen, dass ich sie manchmal selbst vergaß, und ich konnte mich in seiner Gegenwart so benehmen, dass man niemals annehmen würde, dass Remus mehr als ein Freund für mich wäre, auch wenn das nicht immer so klappte, wie ich es mir vorstellte.

Doch nach dem, was letzte Nacht passiert war und dass er nicht aufzufinden war, holte alles an die Oberfläche. Ich wurde verrückt vor Sorge.

Es war jetzt abends und es war schon dunkel draußen. Und es wurde kalt. Was, wenn er irgendwo da draußen bewusstlos lag und erfror?

„James, vielleicht sollten wir Dumbledore Bescheid sagen. Er weiß vielleicht, wo er steckt.", sagte ich und sah James bittend an.

„Nein, wir warten noch. Wenigstens zwei Stunden. Er kommt wahrscheinlich gleich von selbst. Hoffentlich.", sagte er noch seine hinterher.

Und genau in diesem Moment öffnete sich das Portalloch und Remus kam herein. Meine Augen weiteten sich. Er trug eine Jogginghose und ein weites T-Shirt. Seine Haare waren zerzaust, sein Kopf gesenkt und seine Arme, an denen Verbände waren, hingen schlaff an seinem schlaksigen herunter.

„Bei Merlin! Remus!", rief James und ging schnell auf ihn zu. Der angesprochene hob den langsam den Kopf und sah ihn aus beinahe leeren Augen an. Unter seinen Augen waren tiefe Ringe und an seinem Hals war ein großes Pflaster. Bei Merlin... er sah so fertig aus. Ich konnte mich nicht bewegen.

„Wo warst du nur? Wir haben dich überall gesucht und wir haben uns solche Sorgen gemacht...", sagte James sanft. Er fing ihn auf, als er schwankte. Sofort löste ich mich aus meiner Starre und ging schnell auf sie zu. Ich stellte mich an Remus' andere Seite und stützte ihn ebenfalls, damit er sich nicht so anstrengen musste.

„Ich kann mich an kaum noch was erinnern. Ich bin aus dem Krankenflügel gegangen um in unseren Schlafsaal zu gehen und da in Ruhe zu schlafen. Es war da so laut und da waren auf einmal so viele Leute. Und das nächste, woran ich mich erinnern kann, war, als ich im Raum der Wünsche aufgewacht bin und in einem weichen Bett lag... und danach bin ich direkt hierher gekommen. Ich bin so unendlich müde.", sagte er leise. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte in einem weichen Bett gelegen und sich ausgeruht. Es geht ihm gut.

„Komm wir bringen dich in dein Bett.", sagte James ebenfalls leise. Wir brachten ihn in unseren Gemeinschaftsraum und setzten ihn auf sein Bett.

„Kann ich euch allein lassen? Ich sag Lily Bescheid, dass Remus wieder da ist.", fragte James. Ich nickte ihm zu und hockte mich vor Remus.

Er hatte seine Augen geschlossen und den Kopf erneut gesenkt.

„Remus?", flüsterte ich. War er eingeschlafen?

„Ja?", flüsterte er zurück. Seine Stimme klang schwach. Es brach mir das Herz.

„Leg dich hin. Wenn es nicht besser wird, müssen wir dich noch einmal in den Krankenflügel bringen.", sagte ich leise. Remus nickte leicht und stand auf. Ich trat sofort vor, um ihn zu stützen. Dann beugte ich mich herunter und schlug die Decke zurück.

Er setzte sich und lehnte sich langsam zurück. Er kniff die Augen zusammen.

„Wo tut es weh?", fragte ich leise. Er stöhnte leise, als er seinen Kopf in sein Kopfkissen bettete.

„Überall...", hauchte er. Ich erwiderte zunächst nichts und deckte ihn zu. Ich legte meine Hand sanft an seine Stirn. Sie war normal warm. Dann legte ich meine Hand an seine Wange.

„Kann ich was für dich tun?", fragte ich leise. Er deutete ein Kopfschütteln, kniff dann erneut die Augen zusammen und hauchte dann ein ‚nein'.

„Ich lass dich dann erst mal in Ruhe.", sagte ich, ließ meine Hand noch einen kleinen Moment an seiner Wange liegen und nahm sie dann runter.

„Kannst du hier bleiben?", hauchte er mit geschlossenen Augen. Mein Herz blieb kurz stehen und schlug dann ein wenig schneller weiter.

„Rutsch mal.", flüsterte ich und hob seine Decke an. Ich schlüpfte behutsam unter die Decke und legte mich eng an ihn. Mich an ihn zu kuscheln, würde ihm wahrscheinlich weh tun. Wenn ich das überhaupt machen würde.

Ich spürte, wie er vorsichztig nach meiner Hand griff. Wir verschränkten unsere Finger und lagen einfach so dar. Er entspannte sich langsam und seufzte leise.

„Danke.", wisperte er.

„Alles für dich."

Wolfstar OneshotsTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang