4. Ein Beschützer

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Ich sah ihn perplex an und merkte erst gar nicht, dass mein Mund offen stand. Ich, die eigentlich so schlagfertig war, war völlig sprachlos. Der Blick mit dem er mich musterte, ekelte mich an und seine Worte hatten mich vollkommen aus der Bahn geworfen. Ich war drei Jahre lang nur mit Jungen zusammen gewesen und noch nie hatte einer so respektlos und widerlich mit mir geredet.
Neben mir sog Fry Pan laut die Luft ein und ich hörte, wie Minho sein Löffel herunter fiel. Newt neben mir war wie erstarrt und Winston, dessen Gesicht ich als einziges sehen konnte, weil er auf der anderen Seite des Tisches saß, sah mit großen Augen zwischen mir und dem Jungen hin und her.
Nach ein paar Sekunden löste sich Newt aus seiner Starre und war schneller auf den Beinen und um den Tisch herum, als ich gucken konnte. Er packte den Jungen am Kragen und funkelte ihn bedrohlich an. Auch Minho war jetzt auf den Beinen, als wollte er Newt zur Hilfe eilen und Fry Pan neben mir stand ebenfalls auf und hob beschwichtigend die Hände.
„Okay, ganz ruhig jetzt, okay, Jungs?"
Aber niemand beachtete ihn.
„Hör zu, wenn du sie noch einmal auch nur ansiehst, dann bekommst du ein gewaltiges Problem, klar?"
Der Junge nickte entsetzt und sah ihn mit großen Augen an. Wie um Newts Worte zu unterstreichen nahm Minho sein Messer in die Hand und klopfte damit einmal auf den Tisch.
„Okay, jetzt beruhigen wir uns alle wieder", sagte der andere Junge, als Newt seinen Freund noch immer nicht losließ.
„Wir sind ruhig. Ich bin mir nur nicht sicher, ob dein Freund es ist." Minho war immer noch angespannt.
„Jungs, es ist genug jetzt, er..." Doch weiter kam ich nicht.
Thomas und ich sahen sie gleichzeitig. Teresa lief, umringt von Ärztinnen, darunter auch das Mädchen von eben, außerhalb des Speisesaals vorbei, dort, wo wir nicht hin durften.
„Was zur...?", begann er und sprang auf.
Ich dachte nicht lange nach und tat es ihm gleich, wobei ich verdutzte Blicke der anderen erntete. Immerhin ließ Newt den Jungen los.
„Hey, Teresa! TERESA!"
Ich folgte ihm zu den Fenstern, an denen sie gerade vorbei lief. Kurz bevor sie um die Ecke verschwand, drehte sie sich zu uns um und sah uns komisch an. Was passierte mit ihr?
Thomas wollte durch eine Tür laufen, aber zwei Wachtmänner schubsten ihn zurück, sodass ich ihn auffangen musste.
„Wo bringen die sie hin?", fragte er, als er sein Gleichgewicht wieder gefunden hatte.
„Sie muss nur noch mal untersucht werden. Keine Sorge, sie sind bald fertig." Der Mann sah uns ausdruckslos an. Wieder kam dieses ungute Gefühl in mir hoch.
„Was ist mit ihr?", fragte ich.
„Geht es ihr gut?"
„Ja bestens." Mehr sagte er nicht.
Thomas blieb noch kurz stehen, aber ich war sicher, dass dieser Mann uns nichts mehr sagen würde. Also packte ich ihn am Arm und führte ihn zu den Anderen, die mittlerweile aufgestanden waren und an der Tür auf uns warteten. Ich ließ meinen Blick über die Tische schweifen und sah die beiden Jungen, die uns finster ansahen. Da fiel mir auf, dass der Junge, der am längsten hier war, ebenfalls zu uns herüber sah und sogar die Kapuze abgenommen hatte. Neugierig musterte er Thomas und mich, als wären wir Außerirdische oder so etwas. Ich fragte mich, was er wusste.
„Folgt mir, ich bringe euch zu eurem Zimmer."
Ein junger Mann, ebenfalls bewaffnet, bedeutete uns ihm zu folgen.
Wir liefen ein paar Gänge entlang, bis wir einen erreichten, dessen Wände mit Türen verziert waren, die wie Zellen im Gefängnis wirkten. Und schon wieder überkam mich dieses merkwürdige Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte und dass wir nicht hier sein sollten.
Wir betraten einen der Räume, nachdem der Mann ihn geöffnet hatte. Fry Pan, der als erster hineinging, musste große Augen machen, denn seine Stimme klang aufgeregt als er in die Hände klatschte.
„Oh, ich nehm das obere Bett!"
Minho, der hinter ihm lief, huschte an ihm vorbei und sprang auf das Bett direkt links neben der Tür, noch bevor Fry Pan es auch nur berühren konnte.
„Zu langsam!"
Ich musste über die beiden lachen, als Fry Pan ein resigniertes Brummen ausstieß. Winston gab sich sofort mit einem unteren Bett auf der rechten Seite des Raumes zufrieden, legte sich hin und verschränkte die Arme, während Jack das über ihm bezog.
„Könnt' ich mich dran gewöhnen!"
Er grinste uns an und ich lächelte zurück, auch wenn ich mit dem ganzen hier noch nicht so wirklich warm wurde.
„Ja, gar nicht übel", bemerkte Newt, als die Tür hinter uns verschlossen wurde.
Misstrauisch sah ich zu ihr herüber und traf dann Thomas' Blick, der ebenfalls komisch guckte. Ich hatte das Gefühl, er war der Einzige, der diesen Menschen hier nicht blind vertraute, so wie ich.
Newt, Thomas und ich waren die letzten, die noch im Raum standen und ich fragte mich gerade, ob ich mir ein Bett mit Newt teilen sollte oder mir ein eigenes nehmen sollte, als Thomas das aussprach, was ich mich auch schon gefragt hatte.
„Was glaubst du, haben die Typen mit Teresa vor?", er sah Newt fragend an und ich sah, dass er zu mir herunter schielte, als wollte er meine Reaktion sehen. Ich sah Newt ebenfalls gespannt an.
„Wenn's eins gibt, das ich über dieses Mädchen weiß, dann dass sie auf sich selbst aufpassen kann. Mach dir keinen Kopf."
Mit diesen Worten drehte er sich um und stieg die Leiter neben sich herauf, bevor er mich auffordernd ansah. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte gerade entschieden, dass ich unten bei Thomas bleiben würde. Irgendetwas sagte mir, dass ich mit ihm reden sollte.
Also machte ich es mir auf dem dritten unteren Bett auf der linken Seite des Raumes gemütlich, sodass ich mit ein wenig Abstand Kopf an Kopf mit Thomas lag.
Es dauerte nicht lange, bis Minho das Licht ausschaltete und einer nach dem anderen einschlief.

Through The WICKED Scorch | A Maze Runner StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt