26. Eine merkwürdige Konversation

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„Genießt ihr die Aussicht?", fragte plötzlich jemand und ich erschrak.
Ich hatte nicht gehört, dass Jorge herein gekommen war, weil ich so beschäftigt damit gewesen war, zu versuchen, an meine Füße heranzukommen. Außerdem hing ich gerade mit dem Kopf in die genau andere Richtung als die, aus der er kam. Ich konnte nur versuchen, in Minhos Gesicht zu sehen, was er dachte, aber auch das half nicht. Angestrengt versuchte ich, mich zu drehen, aber konnte meine Rotation nicht beschleunigen. Resigniert ließ ich die Arme wieder nach unten baumeln.
„Was zum Teufel wollen Sie?", fragte Thomas den Mann.
„Das ist die große Frage. Meine Männer wollen euch an WICKED verkaufen. Das Leben hat sie gelehrt, nicht weit zu denken. Ich denke da etwas weiter. Und irgendwas sagt mir, dass ihr das auch tut."
„Liegt das an dem Blut, das mir in den Kopf läuft, oder gibt der Quatsch von dem Strunk für euch irgendeinen Sinn?", fragte jetzt Minho und sah mich dabei genervt an.
Ich hätte mit den Schultern gezuckt, wenn ich nicht kopfüber von der Decke gehangen hätte. Noch immer hatte ich mich kaum gedreht.
Jorge hielt kurz inne und ich konnte mir vorstellen, wie er Minho musterte, aber dann überging er seine Bemerkung einfach und redete weiter mit Thomas.
„Erzähl mir alles, was du weißt, über den Rechten Arm."
„Ich dachte, das wären nur irgendwelche Geister", bemerkte jetzt Newt.
„Rein zufällig glaube ich an Geister. Ganz besonders, wenn ich sie über den Äther funken höre."
Endlich konnte ich mit ganz viel Nackenverdrehen sehen, wie er zwischen Newt und Thomas hin und her lief.
„Kanal 7", stieß ich leise hervor.
„Was hast du gesagt?", fragte Jorge.
„Nichts."
Er überging meine für ihn unverständliche Aussage und ging zu dem Hebel herüber, mit dem sie uns vorhin hochgezogen hatten. Niemand beachtete mich weiter, nur Teresa sah mich interessiert an.
„Wenn ihr mir sagt, was ihr wisst, dann machen wir vielleicht einen Deal."
„Na ja, wir wissen nicht besonders viel...", stellte Thomas fest.
Diese Antwort hatte der Mann nicht hören wollen. Er musterte uns kurz und betätigte dann den Hebel, sodass wir abrupt ein Stück nach unten fielen.
„Nein! Nein!", rief Thomas entsetzt. „Okay, okay! Okay, in Ordnung! Sie verstecken sich in den Bergen. Und sie haben WICKED angegriffen. Sie haben ein paar Kids gerettet, das ist alles, was wir wissen."
Er hob beschwichtigend die Hände.
Jorge schien etwas entgegnen zu wollen und ich sah auf seinem Gesicht, dass ihn diese Informationen überraschten, als wir unterbrochen wurden.
„Jo, Jorge, was ist hier los?"
Der Mann, der mich gefesselt und mir dabei beinahe die Arme gebrochen hatte, kam um die Ecke und sah misstrauisch von ihm zu uns.
„Meine neuen Freunde und ich wollten uns besser kennenlernen. Und das haben wir."
„Hey, Moment! Wollen Sie uns nicht helfen?", fragte Thomas jetzt verwirrt.
Aber ich hatte verstanden. Jorge plante nicht, seinen Männern zu sagen, was er vorhatte. Und mit seiner Frage hatte Thomas diesen Plan in Gefahr gebracht, das konnte ich an seinem Gesicht sehen. Ich hoffte, dass der Mann genauso dumm war, wie er aussah und keinen Verdacht schöpfte. Aber er sah schon jetzt misstrauisch von seinem Anführer zu uns – noch misstrauischer als eben.
„Keine Sorge, Hermano. Wir bringen euch dahin zurück, wo ihr hingehört."
Mit diesen Worte drehte er sich um, aber nicht ohne uns noch einmal eigenartig zu mustern, als wolle er uns irgendetwas sagen. Verdammt, war ich denn wirklich die einzige, der das auffiel?
„Nicht hängen lassen", witzelte er, bevor er aus meinem Sichtfeld, das nach wie vor eingeschränkt war, verschwand.
Der Mann sah ihm nachdenklich nach, bevor er uns noch einmal abschätzig musterte und ebenfalls verschwand, allerdings in eine andere Richtung als Jorge.
Kurz schwiegen wir, bis ich sicher war, dass wir alleine waren.
„Der plant irgendetwas", stellte ich fest.
„Was? Was meinst du?", fragte Thomas verwirrt.
„Habt ihr das nicht gesehen? Er wollte seinem Typen nicht sagen, über was wir gesprochen haben. Und als du ihn nach dem Deal gefragt hast, hat er versucht, es zu überspielen."
„Also für mich hat das alles keinen Sinn gemacht. Ich glaube, der wird uns ganz einfach an WICKED verraten. Und wenn wir nicht weg sind, bevor sie kommen, haben wir ein Problem", meinte Minho.
„Anna hat Recht. Irgendetwas hat er vor dem Typen verheimlicht", sagte Teresa.
„Wir sollten uns nicht darauf verlassen, auch wenn ihr Recht habt. Es hat nicht so gewirkt, als wenn diese Kerle auf diesen Jorge hören würden. Wir sollten trotzdem versuchen, von hier zu verschwinden."
Newt sah Thomas auffordernd an.
„Also schön. Wir müssen irgendwie an diesen Hebel ran kommen. Teresa, kannst du dich rüber schwingen? Du bist am nächsten dran", stellte Thomas fest.
Teresa versuchte, Schwung zu nehmen, aber er reichte nicht aus, um an den Hebel zu kommen.
„Hey, Minho. Versuch sie zu packen und anzuschubsen", forderte ich ihn auf.
„Okay, komm her..." Aber er kam nicht an sie heran.
„Und wenn du sie packst und zu Minho rüber schubst, Thomas?", schaltete sich jetzt Aris ein.
Thomas und Teresa versuchten, einander an den Händen zu fassen und nach kurzem Herumprobieren schafften sie es.
„Ich hab's", stieß Thomas hervor.
„Scheiße!", fluchte Fry Pan leise.
„Minho, fertig?"
„Ja!"
Jetzt schubste Thomas Teresa zu Minho herüber.
„Hab dich! Okay, 1, 2, los!"
„Fertig?", fragte Teresa.
„3!", rief Minho und schubste sie mit aller Kraft in Richtung des Hebels.
Gespannt verfolgten wir sie, aber gerade, als sie die Vorrichtung fast zu fassen bekam, schwang sie wieder zurück und Minho ließ ein wütendes Knurren ertönen.
„Scheiße", fluchte jetzt auch Thomas.
„Ganz ruhig. Versucht es nochmal!", wies ich Minho und Teresa an.
Wieder packte Minho sie und schubste sie in Richtung des Hebels, aber dieses Mal drehte sie sich während des Schaukelns und bekam ihn wieder nicht zu fassen. Ein Fluchen ging durch die Gruppe.
„Komm schon, Minho, schubs sie fester!", sagte Newt aufgebracht.
Ein drittes Mal packte er Teresa und drehte sie wieder in die richtige Richtung.
„So ist es gut! 1, 2, 3!"
Endlich hatte sie genug Schwung und erreichte die Vorrichtung um den Hebel herum. Sie hielt sich daran fest und alle gaben ein erleichtertes Geräusch von sich.
„Teresa, schnell!", sagte Thomas und im nächsten Moment zog sie an dem Hebel, sodass wir alle noch ein Stück tiefer fielen.
„Verflucht!", stieß Fry Pan hervor und ich spürte es in meinem Kopf pochen, der mittlerweile knallrot sein musste. Der Ruck hatte noch mehr Blut in ihn hinein katapultiert.
Ich hielt mir die Hände an die Stirn und versuchte wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
„Okay, Teresa. Jetzt zieh Thomas zu dir rüber. Wir müssen uns beeilen!"
Wieder betätigte sie den Hebel, dieses Mal aber, um uns alle wieder ein Stück hinaufzuziehen. Dann griff sie nach Thomas und zog ihn zu sich herüber, um ihn loszubinden.
Plötzlich war das Rotorengeräusch eines Hubschraubers zu hören und noch bevor ich seine Stimme hörte, wusste ich, wer es war.
„Guten Abend! Hier ist das Welt-Chaos-Katastrophen-Department. Das gesamte Gelände ist umstellt. Ihr befindet euch – ohne eigenes Verschulden – im Besitz von WICKED-Eigentum. Gebt sie uns unverletzt wieder zurück und wir betrachten das als ein dummes Missverständnis."
Jansons Stimme hallte in dem Raum, in dem wir uns befanden, wieder.

Through The WICKED Scorch | A Maze Runner StoryDonde viven las historias. Descúbrelo ahora