32. Wiedersehen unter Freunden

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„In Deckung! Los, runter!", schrie Jorge.
Ich packte Thomas und zog ihn hinter das Auto, wo wir uns versteckten. Jorge stürzte neben uns und auch die Anderen sprangen in Deckung, allerdings konnte ich von meiner Position aus nicht sehen, ob jemand getroffen worden war. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich betete, dass keiner meiner Freunde verletzt war.
Jetzt verstummten die Schüsse wieder. Alleine ihr Echo hallte von den Bergwänden wieder.
„Hey! Sind alle unverletzt?", fragte Minho laut.
„Uns geht's gut!", rief Teresa.
„Hat einer gesehen, woher diese verdammten Schüsse gekommen sind?"
Newt klang entsetzt – aber es schien ihm gut zugehen. Erleichtert atmete ich auf.
„Dieses dämliche Arschloch Marcus. Diesen Hinterhalt haben wir ihm zu verdanken", erklärte Jorge und sah Thomas und mich finster an.
Dieser setzte sich jetzt in die Hocke und lugte über die Motorhaube des Autos, auf der Suche nach unseren Angreifern. Wieder ertönten Schüsse und zum zweiten Mal wurde Thomas beinahe getroffen. Blitzschnell duckte er sich und war wieder neben mir. Jorge und ich wechselten einen entsetzten Blick.
„Was sollen wir jetzt tun?", fragte Thomas, dessen Arm ich vor Schreck gegriffen hatte, wahrscheinlich, weil ich Angst hatte, er könnte noch einmal aufstehen und dieses Mal wirklich erschossen werden.
„Hier, halt das", forderte Jorge mich auf und hielt mir ein kleines Päckchen hin, aus dem Drähte hervor lugten.
Verwirrt sah ich ihn an.
„Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver. Du wirst das Ding werfen."
Mit großen Augen sah ich ihn an.
„Nein, mach du das!"
Ich hielt Thomas die Bombe – zumindest hielt ich das Ding für eine – hin. Er nahm sie mir vorsichtig aus der Hand und nickte Jorge zu.
Der kramte in seiner Tasche und hielt einen Fernzünder hoch.
„Passt mal auf! Macht euch bereit zum Wagen zurück zu rennen! Und Ohren zuhalten! Fertig?", fragte er jetzt leiser und an Thomas gewandt. „1, 2 –"
Doch weiter kam er nicht, denn hinter uns wurde jetzt eine Waffe entsichert, das Geräusch war deutlich zu erkennen.
„Fallen lassen!", sagte eine Frauenstimme. „Sofort!"
Entsetzt hob ich sofort die Hände und drehte mich langsam um. Thomas legte die Bombe vorsichtig auf den Boden, drehte sich aber nicht um. Auch Jorge sah jetzt zu dem dunkelhäutigen Mädchen auf, das ein Gewehr auf uns richtete. Hinter ihr stand ein weiteres Mädchen mit auffallend blondem Haar und als ich sie sah, stach es wieder in meinem Kopf, aber dieses Mal bahnte sich keine Erinnerung ihren Weg in mein Gedächtnis – zumindest noch nicht. Auch sie richtete eine Waffe auf uns.
„Ich hab gesagt 'fallen lassen'!"
Die Stimme des Mädchens war jetzt noch aufgebrachter. Wie es aussah hatte sie Angst, dass Jorge uns alle in die Luft jagen würde. Langsam legte er den Fernzünder auf den Asphalt.
„Hoch mit euch!", wies das erste Mädchen uns an. „Na los! NA LOS!"
Langsam und mit erhobenen Händen standen wir auf, ohne den Blick einmal von ihr zu nehmen. Aufgebracht drängten sie uns zu den Anderen herüber.
„Bewegung! Geht schon!", brüllte sie uns an.
„Ganz ruhig!", versuchte Jorge sie zu besänftigen.
Rückwärts bewegten wir uns immer weiter auf unsere Freunde zu.
„Ihr zwei, darüber, sofort!", wies das andere Mädchen jetzt Newt und Minho an sich ebenfalls zu Fry Pan, Teresa, Aris und Brenda zu bewegen. „Kommt schon, los! Hoch mit euch!"
„Macht keinen Blödsinn. Bewegung!"
„Langsam!"
Jetzt standen wir alle mit erhobenen Händen nebeneinander. Plötzlich sah das dunkelhäutige Mädchen an mir vorbei und runzelte verwirrt die Stirn.
„Aris?!", fragte sie verblüfft.
Wir drehten uns alle zu ihm um und sahen ihn verwundert an. Kannten sie sich?
Schnell nahm das Mädchen sich das Tuch ab, das sie vor dem Mund gehabt hatte, anscheinend um ihm zu zeigen, wer sie war.
„Oh mein Gott, Harriet?", stieß Aris hervor.
„Mein Gott! Was zum Teufel machst du hier?", fragte sie und schlang ihre Arme um ihn.
Auch das andere Mädchen nahm jetzt das Tuch von ihrem Gesicht und sah Aris mit großen Augen an. Ich war mir sicher, dass ich sie gekannt hatte. Aber noch immer wollte die Erinnerung nicht wieder kommen.
„Sonya!", stieß Aris hervor.
„Aris, du hast Glück, dass wir dich nicht erschossen haben, du Blödmann!", sagte sie als auch sie ihn umarmte. „Alles klar?"
Wir anderen wechselten verwirrte Blicke, noch immer mit erhobenen Händen. Minho war der Erste, der seine Stimme wiederfand.
„Äh... Was läuft hier ab?"
Aris grinste uns breit an.
„Wir waren zusammen im Labyrinth."
Ich war mir sicher, dass ich ihn noch nicht einmal hatte richtig lächeln sehen, seit wir ihn kannten.
Trotz der Wiedersehensfreude der alten Freunde standen wir noch immer mit erhobenen Händen da und wechselten ein weiteres Mal fragende Blicke, in der Hoffnung, dass uns jemand sagen würde, was wir tun sollten.
Da drehte sich das dunkelhäutige Mädchen – Harriet – plötzlich um und pfiff einmal laut.
„Alles gesichert, Leute! Kommt jetzt raus!"
„Verstanden! Gebiet gesichert, Feuer einstellen!", rief jemand weiter weg.
Jetzt tauchten überall auf den Bergen Menschen mit Gewehren auf, die sie jetzt allerdings nicht mehr auf uns gerichtet hatten. Ich sah Newt fragend an und er nickte, als er seine Arme langsam sinken ließ. Erleichtert ging ich die paar Schritte auf ihn zu und umarmte ihn. Wieder waren wir nur mit einem Schreck davon gekommen.
„Du lebst, ich fass es einfach nicht...", sagte Sonya und nahm Aris' Gesicht in die Hände. Dann wandte sie sich zu uns. „Na schön, kommt, gehen wir zu den Anderen."
Stumm folgten wir ihr zu dem Tunnel, wo wir uns durch einen schmalen Spalt quetschen mussten, um ihn zu betreten. Brenda, die vor mir lief, quälte sich ziemlich dabei und ich schob sie hindurch, wofür sie mich wieder dankbar anlächelte. Ich begann langsam wirklich, sie zu mögen.
In dem Tunnel waren einige Barrikaden aufgestellt, die ich als völlig unnötig empfand, da sowieso niemand mit einem Auto hindurch fahren konnte. Auf der anderen Seite des Tunnels stand ein kleiner LKW, anscheinend von denen, die uns angegriffen hatten.
„Mach Platz, Joe!", rief Sonya jetzt und der Mann hinterm Steuer startete den LKW.
„Mache Platz!", entgegnete er und fuhr rückwärts, sodass der Blick auf zahlreiche Geländewagen und Menschen frei wurde.
Als wir zwischen ihnen durch liefen, musterten sie uns von oben bis unten. Mittlerweile war ich mir sicher, dass man uns überall anstarren würde.
„Wir bringen sie zum Stützpunkt", sagte Harriet zu einem der Männer und dieser nickte nur.
„Warte, also, wie seid ihr hier her gekommen?", fragte Aris neugierig.
„Der Rechte Arm hat uns rausgeholt", erklärte Harriet und lief auf einen Geländewagen zu.
„Warte!", sagte Thomas und klang genauso überrascht, wie ich war. „Der Rechte Arm? Weißt du, wo die jetzt sind?"
Zur Antwort öffnete sie einfach nur die Tür des Autos.
„Hüpf rein."
Newt und ich wechselten einen Blick. Sollte es wirklich plötzlich so leicht sein, den Rechten Arm zu finden? Nachdem sich vorher scheinbar alles gegen uns gestellt hatte?
Aber wir gehorchten, schließlich kannte Aris diese Mädchen. Also stiegen wir ein, wobei wir uns auf zwei Wagen aufteilen mussten. Newt, Fry Pan, Aris und ich stiegen zusammen mit Sonya und einem Mann in den einen Wagen, während Minho, Thomas, Teresa, Brenda und Jorge zu Harriet stiegen.

Through The WICKED Scorch | A Maze Runner StoryDonde viven las historias. Descúbrelo ahora