Kapitel 19

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Die Zeit bis kurz vor Weihnachten verging doch wesentlich schneller und ereignisloser voran, als ich gedacht hätte. Black versuchte nicht erneut, in den Gryffindorgemeinschaftsraum einzubrechen, und lauerte auch nicht woanders eines seiner Opfer auf.
Die Gerüchte über mein Bündnis mit Black brachen dank Parkinson nicht ab. Im Gegenzug erinnerte ich sie immer mal wieder daran, sie war nicht die Königin von Hogwarts. Es war zu einem kleinen Machtkampf zwischen uns beiden geworden. Wer konnte den anderen mehr verletzen? Wer konnte das Image des anderen mehr in den Dreck ziehen?
Zugegebenermaßen, meines war das wesentlich Schlechtere, doch es war mir ziemlich egal. Ich ignorierte das Getuschel hinter meinem Rücken, würgte Parkinson immer eines rein, wenn sich mir die Gelegenheit bot, und damit war die Sache für mich in Ordnung. Auch das Nachsitzen bei Lupin hatte sich in der Zeit nicht geändert. Es zog sich noch immer wie Kaugummi hin. Doch wenigstens hatte er es mittlerweile aufgegeben irgendwie eine freundschaftliche Basis aufbauen zu wollen. Ich konnte ihn nicht leiden, er akzeptierte es mittlerweile. Schweren Herzens, doch das war wohl kaum mein Problem.
Heute war mal wieder Hogsmeadewochende gewesen. Alle waren losgestürmt, um Weihnachtsgeschenke für ihre Liebsten zu kaufen. Da ich nicht nach Hogsmeade durfte und auch kein Geschenk für irgendjemanden brauchte, war ich mal wieder brav in der Schule geblieben. Ich hatte ein wenig mit Tatze gespielt, bis sich irgendwann Jamie zu uns gesellt hatte. Dann waren wir dazu übergangen Schach zu spielen, während der schwarze Streuner neben mir gelegen hatte und sich kraulen ließ.
Erst als es schon lange dunkel war, unsere Finger komplett durchgefroren waren und die Letzten aus Hogsmeade wieder kamen, packten wir beide unser Spiel wieder zusammen, um in Richtung Schule zu laufen. Ich drückte Tatze noch einen kurzen Kuss auf die Schnauze, kraulte ihm ein letztes Mal die schwarzen Ohren, dann gingen wir los.
In der Einganghalle war noch reges Treiben. Die meisten Leute hatten ihre Einkaufstüten nach oben gebracht und wollten nun zum Abendessen. Ich betrachtete die Leute, welche gerade hier herumliefen. Adina konnte ich allerdings nirgendwo entdecken, dafür allerdings Weasley und Granger. Sie liefen an uns vorbei. Während mich der Rothaarige ansah, als hätte ich die Pest und würde jeden hier den Tod bringen, sah mich Granger mit einer Mischung aus purerer Abneigung und Mitleid an.
„Was haben jetzt wieder Potters Anhängsel? Habe ich schon wieder etwas ausgefressen? Jamie, werde ich jetzt etwa vergesslich wie ihr ganzen Normalsterblichen? Ich weiß nicht, was ich seit meiner letzten Begegnung mit den drei falsch gemacht habe."
„Haben wir sie nicht gesehen, als sie nach Hogsmeade gegangen sind?" Ich nickte. Genau das hatten wir. Also wie konnte ich bitte Menschen gegen mich aufbringen, wenn sie gar nicht in meiner Nähe waren? Und wie konnte ich diese Fähigkeit kontrollieren? Ich wollte Dumbledore mit ihrer Hilfe davon überzeugen, mich endlich von der Schule zu werfen.

Adina strahlte Jay Jay und mich unschuldig wie ein Honigkuchenpferd an. Ich zog misstrauisch eine Augenbraue hoch.
„Hast du uns schon wieder etwas aus Hogsmeade mitgebracht?" Sie nickte glücklich. Dann griff sie unter den Tisch und gab Jamie wieder eine Tüte mit Süßigkeiten. Ganz oben guckte eine Weihnachtsmannmütze raus.
„Die musst du aufsetzen!" Ich verdrehte die Augen. Adina war wohl genauso begeistert von diesem Fest, wie Ares es immer war. Dabei war es das Fest einer anderen Religion. Jamie kam der Aufforderung ohne zu murren nach. Die Wassernymphe strahlte, wenn das möglich war, nur noch mehr.
„Und für dich, Rona, habe ich das hier." Mir wurde ein neues Zeichenbuch überreicht.
„Ich habe gesehen, bei deinem alten bist du fast auf der letzten Seite und dachte, das kannst du mehr gebrauchen als Süßigkeiten, die dann am Ende mein verfressener Bruder und Zabini essen." Die beiden Jungen, die uns gegenüber saßen, wurden böse angefunkelt. Ich hatte ihnen das Essen abgegeben, demnach war es von meiner Seite aus vollkommen in Ordnung. Ich war eh nie scharf auf Süßes gewesen.
„Ach und das habe ich auch noch!" Sie zog zwei Haarreifen mit Geweih darauf unter dem Tisch her. Einen setze sie sich selbst auf, der andere landete auf meinem Kopf. Auf Grund meines Gesichtsausdruckes fingen die beiden männlichen Slyhterins uns gegenüber an zu lachen.
„Rona scheint sehr begeistert von deinem Geschenk zu sein."
„Ein süßes kleines Rentier." Zabini tippte mein Geweih an, weshalb dieses anfing zu bimmeln.
„Lass das! Das Ding ist schon peinlich genug!" Die Wassernymphe sah mich traurig an.
„Ich dachte, es wäre weihnachtlich und lustig. Wo ihr schon in Hogwarts Weihnachten verbringen müsst, wollte ich wenigstens heute Abend ein wenig die richtige Stimmung verbreiten." Ich verdrehte die Augen.
„Weihnachten ist ein bescheuertes Fest. Eltern belügen ihre Kinder, es gäbe ein Typ, der ihnen Geschenke bringt, wenn sie nur brav sind. Dabei ist das komplett unlogisch! Es gibt 2 Milliarden Kinder auf der Welt. Selbst wann man sich auf die Christen beschränkt sind es noch 378 Millionen. Der Weihnachtsmann müsste pro Sekunde in mehreren hundert Haushalten auftauchen. Das schafft er nicht einmal mit apparieren. Er würde mehrmals in der Zeit zurückreisen müssen. Mal ganz abgesehen davon, dass die armen Kinder aus irgendeinem Grund kaum Geschenke kriegen, während die reichen, verzogenen Vollidioten unter den ganzen Konsum fast erdrückt werden. Das überhaupt irgendwelche Leute auf diese bescheuerte Idee reinfallen!" Ich stand von meinem Platz auf.
„Danke, für das Buch Adina, aber den Quatsch mit Weihnachten kannst du bei mir lassen." Ich zog mir den Haarreif vom Kopf, während ich die große Halle verließ. Ich stieg die Treppen herauf. Mit jedem Schritt kam ich dem Astronomieturm ein Stück näher.
„Hermine, Ron, was ist denn jetzt so hoch brisant, dass wir es nicht im Gemeinschaftsraum besprechen konnten?" Die Stimme der Person, die gerade sprach, gehörte eindeutig zu Marianne. Ich blieb stehen. Diesem Gespräch würde ich doch gerne lauschen.
„Wir waren heute im drei Besen und haben dabei gehört, wie Fudge, Hagrid, Professor Flitwick und Professor McGonagall sich über Black unterhalten haben."
„Wir wissen, dass Black uns beide, Harry, sowie Rona und Malfoy umbringen will. Wir wissen auch warum. Wir wissen auch, dass er Mum umgebracht hat." Kira Lorraine schien ihrer genervten Stimme nach von diesem Thema langsam genug zu haben.
„Es ging auch nicht darum. Jedenfalls nicht nur." Ich spähte vorsichtig um die Ecke. Hermine sah gerade hilfesuchend zu Ron herüber. Dieser schien aber auch nicht wirklich zu wissen, wie er die Neuigkeiten verkünden wollte.
„Was wisst ihr über Kiras Vater?", fragte schließlich Hermine. Ich schluckte schwer. Sie wussten es. Die beiden Nymphenmädchen sahen sich kurz gegenseitig überrascht an. Man konnte sofort an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, es war ein Thema, welches in ihrer Familie vermieden wurde. Verständlicherweise, wenn man bedachte, in ihrem Leben war Familie eigentlich etwas Wichtiges.
„Er spielt keine Rolle. Mehr müssen wir nicht wissen." Die beiden anderen Gryffindors sahen sich noch einmal kurz an. Anscheinend waren sie sich noch immer nicht sicher, ob sie nun die Bombe platzen lassen sollten oder lieber nicht.
„Sie haben bei dem Gespräch auch über euren Vater geredet."
„Hat Black auch ihn..." Kira stockte, während sie das Mädchen mit den buschigen Haaren geschockt anstarrte. Sie hatte es wohl verstanden.
„Es ist Black. Er ist mein Vater, nicht wahr?" Leichtes Nicken der beiden gegenüberstehenden Schüler. Kira machte auf den Absatz kehrt. Ich drückte mich blitzschnell den Schatten einer Staue, die auf dem Gang stand, damit mich die Tiernymphe nicht sah, die an mir vorbeistürmte.
„Kira, warte auf mich!" Marianne folgte ihr. Etwas, was ich auch gleich machen würde. Das Geschreie, welches gleich mit Sicherheit losgehen würde, wollte ich keinesfalls verpassen. Vor allem, weil ich vermutete, die beiden Nymphen würden zu Lupin rennen.

Hexagramm - SchlangenbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt