Kapitel 65 - Willkommen bei der Gilde

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Es hatten sich überraschend viele Menschen am Steg eingefunden. Mehr, als Jin es gewohnt war, wenn sie nach einer langen Fahrt zum Schwimmenden Schwarzmarkt zurückgekehrt war. Aber natürlich ließen sich die vielen, neugierigen Blicke auf ihr Schiff leicht erklären, wenn man bedenkt, dass ein echter, lebender und ausgewachsener Drache auf dem Deck saß, den Kopf in die Lüfte regte und gelegentlich maulende Geräusche von sich gab.
Die Seefahrerin wusste dabei nicht, was der Drache seinem Umfeld eigentlich mitteilen wollte. War er hungrig, durstig, oder vermisste er einfach nur seinen dürren Freund? Vielleicht war ihm auch einfach nur langweilig oder dieser Drache war einfach ein sehr musikalischer Vertreter seiner Art.
Bei dem letzten Gedanken schüttelte Jin verstört ihren Kopf und nahm schnell einen Schluck aus ihrer Flasche, bevor sie noch weiteren Unsinn zusammen spinnt.
„Liv! Hör uff mit den Kerlen zu schäkern un' hilf mir mal!" Schrie sie über die Reling hinweg zu ihrer jüngeren Begleiterin, die tatsächlich am Dock stand und mit einem der Hafenarbeitern gesprochen hatte. Die blonde Frau blies verärgert die Wangen auf, flüsterte dem Mann vor sich aber noch rasch etwas mit einem Grinsen zu und eilte zurück an Bord des Schiffes.
„Oh man, so werde ich ja nie einen Freund finden!" Maulte sie sogleich, doch Jin blieb von dem Temperament der Jugendlichen unbeeindruckt.
„Du solltest dir lieber eenen in deenem Alter suchen, Mädel. Un' mal ehrlich, Männer sind doch eh zu nichts zu gebrauche'!" Sagte Jin abfällig, bevor sie der Blonden einen Mob in die Hand drückte und sie wortlos dazu aufforderte, das Deck weiter zu schrubben.
„Das habe ich gehört!" Kam es sogleich von Holm, der ebenfalls damit beschäftigt war, das Deck zu säubern und zur Überraschung aller bereits einen weiten Bereich des Schiffes gereinigt hatte.
„Anwesende natürlich ausgeschlossen." Fiepste Liv, sogleich wieder amüsiert und Holm ihr süßestes Lächeln zuwerfend. Der rollte darauf nur frustriert mit den Augen.
„Weiber."

Trotz der Umstände, dass Holm mit dem Schrubben des Vordecks beschäftigt war, und er sich viel Mühe gegeben hatte, seinen Gastgebern eine gute Hilfe zu sein, war ihm ebenfalls nicht die Anhäufung von Schaulustigen entgangen und es gefiel ihm nicht. Kein bisschen.
Holm war grundsätzlich eher verschlossen und in sich gekehrt. Große Menschenansammlungen mied er wie einen wild gewordenen Riesenhaften Alptraum in der Brunftzeit und er war heilfroh, dass niemand bisher auf die Idee gekommen ist, die Planke zu überqueren, um sich den Drachen von der Nähe anzusehen. Sicherlich würde Jin so wieso den halben Markt zusammen schreien, bevor sie zuließe, dass jemand Fremdes auch nur ein Fuß auf ihr Schiff setzt.
Sie mag grob sein und verfügt über ein recht loses Mundwerk, doch in der kurzen Zeit, die Holm an Bord verbrachte, hatte er erkannt, dass Jin eigentlich eine herzensgute Person war.
„Warum binden wir nicht einfach alle Wischmopps an den Drachen? Im Nu hätte er das Deck sauber." Schlug Liv vor, nachdem sie schon nach wenigen Zügen über das Deck keine Lust mehr gehabt hatte.
„Ich glaube nicht, dass ihm das gefallen würde." Antwortete Holm, ohne von seiner Arbeit aufzublicken.
Doch Liv hörte ihn nicht, oder entschied sich dazu, ihn nicht zu hören, den sie hatte bereits einen Plan, ihre Idee in die Tat umzusetzen.
Vorsichtig näherte sie sich dem Skrill, den Wischmopp fest mit beiden Händen umklammert, als könnte er sie schützen, falls der Drache ausschlagen sollte.
„Dieser Ike hat ihn doch gezähmt. Was kann schon viel dabei sein. Bestimmt ist dieser Drache nichts weiter als ein zu groß geratener Teddybär."
Als sie in Armeslänge zum Drachen stand, löste sie ihre Hand vom Mopp und streckte ihn vorsichtig nach den violetten Schuppen des Skrills auf, die in letzter Sekunde begannen, Funken zu sprühen. Mit einem erschrockenen Schrei stolperte Liv sogleich von dem Drachen zurück, während Blitz sie bedrohlich anknurrte.
„Liv. Hör uff, den Drachen zu ärgern un' mach dich wieder an die Arbeit!" Donnerte Jin's Stimme vom Steuerrad herab.
„J-Ja, sofort."

Holm konnte über das ganze Schauspiel nur wieder die Augen verdrehen. Natürlich, auch er war neugierig gewesen und auch er hatte mit dem Gedanken gespielt, sich dem Drachen zu nähern, ihn vielleicht sogar anzufassen. Doch er verstand auch, dass der Skrill immer noch ein wilder Drache war. Er hatte Ike's Erzählung aufmerksam gelauscht und verstanden, dass sein Freund keineswegs gezähmt wurde, sondern er an Ike's Seite geschlüpft und aufgewachsen ist. Diese zwei besaßen eine Bindung, die man stark mit Brüdern vergleichen konnte. Liv, Jin oder er selber würden erst hart das Vertrauen des Drachen erarbeiten müssen.
„Dennoch. Wäre sicherlich nett, auf einem Drachen zu sitzen und zu fliegen." Murmelte er und schaute dann hinauf zu den Wolken über sich.
Kurz tauchte er ab in einen Tagtraum, wo er auf dem Rücken eines Drachen sitzen würde und durch Täler aus Wolken fliegen würde, den kalten Wind und die warme Sonne gleichzeitig auf der Haut spürend.
Mit einem Drachen könnte er fern von allen Menschen sich irgendwo eine kleine Insel suchen, ganz für sich allein.
Sein Tagtraum endete, als er Unruhe zwischen den Menschen am Hafen bemerkte. Eine Gestalt drängelte sich durch die Menge, rempelte hier und da Hafenarbeiter und Schaulustige an und drehte sich nicht einmal für eine Entschuldigung um, als einer der Männer zu Boden stürzte und beinahe ins Meer fiel.
Es war Ike und dem Gesichtsausdruck nach hatte er auf seiner Suche nach Information nichts Gutes erfahren.
Ike hielt weder für Liv noch für Jin an, sondern stolperte gleich, als er das Schiff erreichte, zu seinem Drachen. Blitz kam gar nicht dazu, sich groß über die Rückkehr seines Freundes zu freuen, denn sogleich machte der Schwarzhaarige sich daran, den Sattel zum Aufsitzen vorzubereiten.
„Hast du es eilig?" Fragte Liv, sichtlich verärgert darüber, dass Ike sie so plötzlich und wortlos zu verlassen schien.
„Eilig? Oh Eldarin, glaub mir, das wäre eine Untertreibung." Antwortete Ike mit einer humorlosen Grimasse.
Jin war derweil von den Aufbauten wieder herunter gekommen und auch Holm trat nun näher, seine Arbeit vorerst vergessend.
„Hast du was Schlimmes erfahren?" Fragte er sogleich und Ike nickte, was Liv umso mehr frustrierte.
Warum mussten Männer immer zusammen halten?
„Auf dieser Insel gibt es Drachenjäger. Wahrscheinlich wissen sie bereits von uns, Blitz und ich müssen sofort hier weg!"
Holm's Augen weiteten sich vor Schreck, als ihm klar wurde, was das bedeutete und auch Liv schien das zu verstehen, denn sie legte geschockt ihre Hand vor den Mund.
Jin hingegen trat wütend stampfend aufs Deck und sofort sprudelte ein Schwall von Flüchen aus ihr heraus.
„Äh, Jin?" Fragte Liv sogleich vorsichtig.
„Loki soll mich holen! Das mir det entgangen is'! s' tut mir leid, Jung. Ja, die Drachenjäger hab'n hier 'ne Gilde gegründet. Ich Idiot, hab's völlig vergessen."
Frustriert über ihren Fehler verschränkte Jin die Arme vor der brust und schaute betreten zu Boden. Somit konnte sie den finsteren Blick nicht sehen, den Ike ihr zuwarf.
„Lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Wir müssen hier weg." Sagte er, wobei man deutlich aus seiner Stimme vernehmen konnte, dass er innerlich wie ein Vulkan zu brodeln begann.
Holm und Liv machten Platz, als Ike sich auf den Rücken des Skrills schwang und der Drache seine Flügel ausbreitete.
„Danke noch mal für die Fahrt. Ich wünsche euch alles Gute. Und haltet euch vorerst vom Süden fern!"

Das Holz knarzte unter ihnen und der Wind wurde unter den heftigen Flügelschlägen des Drachen stark aufgewirbelt, sodass Jin, Liv und Holm ihre Augen bedecken mussten.
Blitz erhob sich rasch in die Luft und wurde sogleich von Ike in Richtung Süden gelenkt, vorbei am Schwimmenden Schwarzmarkt, an dessen Ufern die Schaulustigen nur noch die Finger heben konnten und überraschte Rufe von sich gaben.
„Es war ein Fehler auf dem Schiff zu bleiben, Blitz! Wir hätten Holm absetzen und gleich weiter fliegen sollen! Wie konnte ich nur so dumm sein und darauf vertrauen, dass wir in Sicherheit wären?"
Blitz blieb ruhig, doch es war deutlich zuerkennen, dass dem Drachen unwohl bei dem ganzen war. Nervös klapperten seine Schuppen und er blickte sich hektisch um, als erwartete er einen Angriff oder einen Hinterhalt. Es war immerhin nie ein gutes Zeichen gewesen, wenn Ike Panik bekommen hatte.
Um seinen Drachen und Freund etwas zu beruhigen, legte Ike ihm die Hand in den Nacken, direkt hinter dem Stachelkamm. Dort, wo er mit ein bisschen Druck seiner Finger Blitz schon immer eine Freude machen konnte.
„Schon gut, Kleiner. Schon gut, das wird nicht noch mal passieren. Ich... ich verspreche, dass..."

Blitz hörte es, bevor Ike es vernehmen konnte und so, ohne auf eine Reaktion seines Reiters zu warten oder darauf zu achten, dass er ihm vermutlich gleich den größten Schreck seines Lebens geben würde, riss Blitz sich in der Luft auf die Seite und versuchte ein riskantes Ausweichmanöver. Ike schrie laut auf und er verlor den halt an Blitzs Nackenstacheln.
„Blitz?"
Ike hatte in seiner Eile vergessen, die Gürtelschnallen am Sattel zu befestigen und verlor er jeglichen Kontakt zu seinem Drachen, als er von dem Skrill abgeworfen wurde. Im selben Augenblick wickelte sich ein großes, grobschnürriges Netz um den Skrill, dass durch schwere Kugel durch die Luft gezogen wurden und an einem großen Seil hing. Die Kugeln kreisten mehrmals um den Körper seines Freundes und zogen somit das Netz immer fester.
„BLITZ!"
Drache und Reiter stürzten ins Meer. Ike wurde förmlich die Luft aus den Lungen gepresst, als er auf der Wasseroberfläche aufschlug und die kalte, salzige See auf ihn einstürzte. Wasser drang in seine Lungen und er kämpfte gegen den Schock an, das Bewusstsein zu verlieren. Seine Augen brannten, doch er zwang sich dazu, sie offen zuhalten und sich nach seinem Drachen umzusehnen.
Blitz war, eng und fest verpackt im Netz, ebenfalls im Wasser, doch trieb er schnell von ihm weg, zurück in Richtung Schwarzmarkt. Das Seil musste wohl von einer Winde oder Ähnlichem eingeholt werden.
Mit Armen und Beinen strampelnd schwamm Ike zurück an die Oberfläche, wo er sogleich laut japsend und spuckend nach Luft rang.
„Blitz? BLITZ!"
Als Antwort erhielt er einen lauten, gequälten Schrei, als auch Blitz an die Oberfläche kam und immer weiter zum Markt gezogen wurde.
„Warte, ich komme! Halte durch!"
Ike begann zu schwimmen. Mit ganzer Kraft versuchte er so schnell es ging zu seinem Drachen zu gelangen. Er wusste, sobald er das Netz erreichen würde, könnte er die Stricke mit seinem Messer öffnen und ihn befreien. Was auch immer die Jäger verwendet hatten, um das netzt durch die Luft zu befördern, sie würden sicherlich Zeit brauchen, um einen weiteren Schuss abzugeben.
„Ich... ich bin gleich bei dir!" Rief er Blitz zu, der selbst versuchte, sich aus dem Netz zu befreien. Doch es war zwecklos, seine Glieder waren fest an seinen Körper gedrückt worden.
Und auch Ike's Bemühungen schienen vergeblich zu sein. Ganz gleich, wie schnell er schwamm, er entfernte sich immer weiter von dem Drachen und der schwimmenden Insel selbst.
Zugleich nahm ihm die Kälte der See die Kräfte aus den Armen und Beinen, seine Glieder wurden schwerer und schwerer und immer wieder wurde er von einer Welle unter die Wasseroberfläche gedrückt.
„Verdammt... verdammt...!"
Seine Augenlider wurden schwer und mehr Wasser drang in seine Lungen.
„Blitz..."


Er spuckte und würgte Wasser, hustete schwer und atmete die frische Luft ein, als er zurück an die Wasseroberfläche gezogen wurde. Gleichwohl fand er sich in einer kräftigen Umarmung wieder und sein Gesicht wurde gegen eine kräftige Schulter gedrückt.
„Bleib ja am Leben, Junge! Wir haben es gleich geschafft!" Sagte eine männliche, rauchige Stimme dicht neben ihm.
Es fiel Ike schwer, der Aufforderung des Mannes zu folgen, seine Augenlider begannen zu flattern und er stand am Rande der Ohnmacht.
Durch die Benommenheit konnte er sehen, wie sie der Insel wieder näher kamen. Ein junger Mann stand auf einem der vielen Stege, in der Hand zog er an einem langen Seil, dass ins Wasser und in ihre Richtung führte.
„Schneller! Schneller, mein Sohn!" Rief der Mann, der Ike im Arm trug.

Grob wurde er aus dem Wasser gezogen. Der jüngere Mann drehte ihn sogleich auf den Bauch und er würgte erneut einen Schwall Wasser heraus. Neben ihm stieg sein Retter aus den Fluten und band sich das Seil ab, dass um seine Hüfte gewickelt war.
„Bleib am Boden, komm wieder zu Kräften. Du musst eine Menge Wasser geschluckt haben. Warte, ich helf dir." Sagte der fremde Mann und er begann, Ike auf den Rücken zu klopfen.
Der Schwarzhaarige erbrach darauf noch mehr Salzwasser und begann heftig zu husten.
„Ruhig, ganz ruhig. Atme langsam, sonst wird dir schlecht. Alles ist gut."
„Er wird es überleben, Skjall. Der hier ist ein Kämpfer!" Sagte nun die ältere Stimme.
Ike, der nicht länger auf sein eigenes, Erbrochenes Blicken konnte, drehte sich auf die Seite und schaute hinauf zu seinen Rettern.
Es waren zwei Männer, wie er sie noch nie gesehen hatte. Sie hatten eine dunkle, bräunliche Haut und trugen Kleider, die nur aus einem sehr fernen Land stammen konnten. Sie bestand aus Leder und schien Schutz für den ganzen Körper zu bieten, doch der Schnitt und die Verzierungen aus bunten Perlen waren fremd, fast exotisch.
Der Ältere hatte einen kräuseligen, ergrauten Vollbart und unter seinen dunklen Augen zeichneten sich tiefe Falten ab. Sein glattrasierter Schädel schillerte im Sonnenlicht. Unter der Kleidung spannten sich Muskeln, die von Jahrzehnte langem, harten Training zeugten.
Der zweite Mann war deutlich Jünger aber ebenfalls dunkelhäutig. Er hatte kurz geschorendes, schwarzes Haar, jedoch kein Bart wie sein älterer Begleiter. Doch seine Kleidung ähnelte stark der des Älteren.
„W-Wer... wer seid ihr?" Fragte Ike, nachdem er endlich seine Stimme und die Kraft zum reden wiedergefunden hatte.
„Mein Name ist Skjall. Und das ist mein Vater, Scar Knochenbrecher. Er ist der Mann, der dir hinter her gesprungen war, als du ins Meer gestürzt bist. Du verdankst ihm dein Leben, Kleiner." Sagte Skjall.
Er klang dabei nicht arrogant oder selbstgefällig, sondern aufrichtig und gleichzeitig bewundernd. Bewunderung gegenüber dem eigenen Vater, wie es scheint.
„Die Drachenjäger haben euch vom Himmel geholt. Ein Netzkatapult. Damit jagen sie immer ihre Beute." Erklärte nun der Vater, während er sich neben seinem Sohn auf die Knie begab, um Ike genauer unter die Luppe nehmen zu können.
„Du scheinst unverletzt zu sein."
„Blitz! Wo... wo ist Blitz? Ich muss..."
Ike versuchte aufzustehen, doch sogleich gaben seine geschwächten Knie nach und er stürzte zurück zu Boden.
„Holla, nicht so hastig, Kleiner. Dein Körper steht noch unter Schock. In deinem Zustand wirst du so schnell niemanden retten, ganz geschweige deinen Drachen." Sagte Scar. Dennoch half der ältere Mann Ike, in dem er ihn unter die Arme griff und hoch auf die Füße zog. Dann stützte er ihn mit einer Schulter zur nächsten Kiste, wo Ike wieder Platz nehmen konnte.
„Ich m-muss ihn retten." Stammelte Ike unruhig. Die Panik kehrte zurück, die Angst um seinen Freund.
„Und wie willst du das anstellen? Du bist allein und die Drachenjäger sind mindestens zwanzig. Du wirst getötet werden, ehe du auch nur einen Fuß in ihre Gildenhalle setzen kannst." Erklärte Skjall.
Scar wies seinem Sohn mit einer Geste der Hand an, sich zurückzuhalten, und sofort senkte dieser den Kopf und trat einen Schritt zurück.
„Is' mir egal. Ich muss etwas tun."
Erneut versuchte Ike, sich aufzustellen und dieses Mal klappte es. Scar wich zurück und gewährte ihm Platz und so begann Ike, über den Steg zurück zur Insel zu humpeln.
„Du wirst deinem Drachen wenig nützen, wenn du tot bist, Junge." Rief Scar ihm hinter her, doch Ike ignorierte ihn. Also begannen die beiden Männer, ihm zu folgen. Natürlich mit gebürtigem Abstand.
„Du solltest dir lieber Hilfe suchen."
„Hilfe ist es, die mich erst in diese Lage gebracht hat! Nein danke!" Zischte Ike zurück, und er dachte zurück an Jin und die Crew der Fliegenden Schnapsdrossel.
Da packte ihn Scar's Hand an der Schulter und grob wurde er herum gedreht.
„Ich meine professionelle Hilfe." Sagte Scar scharf und er blickte dabei eindringend in Ike's Augen.
Der Schwarzhaarige versuchte, dem Blick stand zuhalten, doch die wackligen Knie und die nassen Fransen im Gesicht machten es ihm unmöglich, irgendeine bedrohliche Statur einzunehmen. Stattdessen schrumpfte er unter dem strengen Blick des dunkelhäutigen Mannes zusammen.
„Wir sind Kopfgeldjäger. Sogar ziemlich Gute. Du könntest ein Kopfgeld auf das Oberhaupt der Drachenjäger erheben und uns einstellen. Dann würden wir dir helfen." Erklärte Scar und er zuckte auch sogleich eine Schriftrolle unter seinem Lederwams hervor.
„Kopfgeldjäger?"
„Die Besten. Und die Einzigen auf dieser Insel, die dir helfen können, deinen Freund zu retten." Fügte Scar hinzu.
Unsicher schaute Ike abwechselnd zwischen Skjall und Scar hin und her. Scar wartete geduldig und mit starren Blick seine Antwort ab, während Skjall etwas auf das ausgerollte Stück Papier kritzelte.
„Warum sollte ich euch trauen? Und warum solltet ihr mir helfen wollen? Und das bisschen Gold, dass ich habe, wird wohl kaum ausreichen, um euresgleichen zu bezahlen."
„Tss, euresgleichen." Wiederholte Skjall amüsiert, schaute aber nicht von seiner Arbeit auf.
„Wir werden schon noch einen Weg finden, damit du deine Schulden bei uns zurück zahlen kannst, Junge. Aber so wie ich das sehe, ist dies der einzige Weg, wie du deinen Drachen zurückbekommen kannst. Ich versichere dir, wenn einmal ein Kontrakt steht, werden wir ihn erfüllen."
Nun streckte Skjall Ike den Zettel entgegen, wo mit einer sehr krakeligen Hand ein Bild von einem Drachenjäger gemalt und ein Kopfgeld aufgesetzt war. 1000 Goldstücke zur Vertreibung der Jäger und zur Rettung eines Skrills.

Ihm gefiel die Idee nicht. Ganz und gar nicht. Ike kannte diese beiden Männer kaum. Er war dankbar, dass sie ihn gerettet hatten, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihn schlussendlich nur ausnutzen werden, wenn er den Vertrag unterschrieb.
Doch was in Yanta's Namen hatte er sonst für Möglichkeiten?
„Also gut." Sagte er und nahm die Zeichenkohle von Skjall entgegen. „Ich willige ein."

Und als Ike seinen Namen auf den Vertrag niederschrieb, zeigte Scar ein weißes, strahlendes Lächeln...
„Auf ein gutes Geschäft."


Drachenzähmen leicht gemacht - Die Schwarzflügel-ChronikenWhere stories live. Discover now