Kapitel 2

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Zwei Wochen vergingen wie im Flug. Ich trainierte fast jeden Tag und hatte es auch geschafft die Melodie fertig zu bekommen. Aufgeregt wie ein Kind zu Weihnachten stand ich vor meinem Kleiderschrank und wusste nicht was ich anziehen sollte. Nach fünf Minuten des Grübelns entschied ich mich zu einer schwarzen skinny-Jeans mit Löchern und einem overside-Pulli, ebenfalls schwarz. Ich wusste zwar das draußen knapp dreißig Grad waren aber wegen meiner Narben konnte ich nicht im Shirt rumlaufen. Meine Haare hatte ich schneiden lassen und türkis gefärbt. Ein Blick auf die Uhr zeigte das ich los musste wenn ich nicht zu spät sein wollte. Schnell nahm ich meinen Rucksack in dem der Ordner mit meinen ganzen Songtexten war und schlüpfte in meine Schuhe.

Eine halbe Stunde später stand ich vor dem BigHit Gebäude und sah mich um. Ja hier war ich richtig. Mit eiligen Schritten lief ich zum Empfangstresen und gab der Mitarbeiterin an wo ich hinwollte. „Die Treppe hoch in den zweiten Stock und dann nach links. Steht dann dran", ich bedankte mich und lief los. Zaghaft klopfte ich an und wartete auf das herein bis ich eintrat. „Guten Tag, wer bist du?" Ein junger Mann lächelte mir zu, fünf andere saßen neben ihm. „Äh, hallo, ich bin Min Yoongi und wollte Vorsingen" schüchtern starrte ich auf den Boden. „Welches Lied möchtest du denn singen?" Ich holte den Ordner mit meinen Songs hervor und zeigte ihm den neusten. „Sehr schön, sogar einen eigenden, na dann los"er legte die Blätter so das die anderen auch etwas sahen dann schloss ich kurz die Augen und als ich sie öffnete begann ich zu rappen. Nicht einmal verhaspelte ich mich oder traf einen Ton nicht. Alles klappte perfekt. „Danke dir, wir melden uns sobald wir uns entschieden haben" ich sammelte meine Texte und Noten wieder ein, verabschiedete mich und verließ den Raum. Langsam lief ich durch die Straßen der Stadt und kam irgendwann zuhause an. Meine Gedanken waren viel zu laut, hatte ich es geschafft? Aber der junge Man sah nicht begeistert aus, oder bildete ich mir das nur ein? Und die anderen? Was war mit denen? Wie fanden sie es? Hat ihnen mein Text überhaupt gefallen? Oder war er zu depressiv? War er zu traurig? Ich hatte mein Lied 'The Last' gesungen. Es war ein sehr trauriges Lied, handelte von meinem Leben. Verdammt! Ich hielt diese ganzen Fragen nicht mehr aus! Ich rannte in mein Bad und suchte schon fast panisch in den Schränken nach meinen einzigen Freunden. Da lagen sie, glänzend und wunderschön. Ich griff nach einer Klinge und setzte an. Immer mehr Fragen schwirrten in meinem Kopf. Ich drückte die Klinge tief ins Fleisch und zog durch. Immer und immer wieder teilte sie meine weiche, blasse Haut. Wie gebannt schaute ich auf das Blut. Es bildete kleine Flüsse, floss meinen Arm entlang, tropfte auf die Fliesen. Meine Gedanken waren endlich verstummt, ich genoss die Stille, ich genoss den Schmerz. Mein Arm war schon bei nahe taub. Es dauerte etliche Minuten bis ich aus meiner Starre erwachte. Ich verband meinen Arm und wischte das Blut vom Boden auf. Dann verließ ich das Bad, ging in die Küche und machte mir einen Kaffee. Meine Gedanken hatten sich in den hintersten Teil meines Gehirns zurückgezogen und alles was blieb war eine schwere Stille und leere in mir. Ich beschloss einfach schlafen zu gehen und zu warten bis die Entscheidung getroffen war. Bis klar war ob ich es geschafft hatte oder ob ich mal wieder versagt hatte. Ich zog mir meine Kapuze über den Kopf und versteckte mich unter der Bettdecke. Müde und fertig rollte ich mich zusammen und schloss die Augen. Schlafen, einfach nur schlafen. Für den Rest des Abends dachte ich nicht mehr nach sondern lag einfach nur zusammengekauert in meinem Bett. Es dauerte lange bis ich endlich in einen traumlosen, bleiernden Schlaf fiel.

A secret, wich is deadlyWhere stories live. Discover now