Unerwartete Ereignisse

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MAGNUS
Mehrere Kaffeetassen später starrte ich wie gerädert auf meinen Bildschirm. Die stundenlange Arbeit hatte sich wirklich noch gelohnt! Der Bericht war endlich fertig und obwohl es mitten in der Nacht war, war ich froh, dass ich das alles noch heute erledigt hatte. Dafür konnte ich dann morgen, wenn ich Glück hatte früher Schluss machen und den restlichen Abend auf dem Sofa verbringen. Ich schickte Isabelle den Bericht noch schnell zu, damit sie ihn Korrekturlesen konnte. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Fehler ich aus Müdigkeit gemacht hatte. Zwischendurch waren mir sogar ein paar Mal die Augen zu gefallen! Erschöpft und deutlich übermüdet fuhr ich meinen Computer herunter und schaltete noch schnell den Bildschirm aus, ehe ich mich für einige Sekunden entspannt zurück lehnte. Erst jetzt merkte ich, dass ich die letzten Tage über ununterbrochen gearbeitet hatte, so langsam machte es sich wirklich bemerkbar! Ächzend stand ich auf und streckte mich, wobei mein Rücken laut knackte. Unzufrieden verzog ich das Gesicht und schob dann meinen Stuhl wieder an den Tisch. Ich lief auf die Garderobe zu und schnappte mir meinen Mantel, den ich überwarf. Zuletzt schnappte och mit noch meine Tasche und verließ dann endlich mein Büro, natürlich nicht, ohne das Licht aus zu schalten. Alle anderen Büros waren mittlerweile auch dunkel, abgesehen von Isabelle's. Sie war ebenfalls noch hier und arbeitete sich durch die neue Akte. Ich wollte ihr ihr zum Abschied und sie lächelte mich nickend an, ehe ich auf den Fahrstuhl zu lief und erneut ein stieg.

Seufzend drückte ich auf den Knopf für die Tiefgarage, ich musste 13 Stockwerke nach unten...das konnte wohl etwas dauern. Entspannt lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Fahrstuhlwand und schloss meine Augen, innerlich zählte ich die Etagen mit. Ich wollte schließlich nicht länger im Fahrstuhl bleiben, als nötig. Ich war bereits ein Mal im Fahrstuhl eingenickt, weshalb ich auf ein Mal ganz unten in der Tiefgarage gestanden hatte. Ich parkte meist im ersten Untergeschoss, da hatte ich meinen Stammparkplatz. Im Erdgeschoss hielt der Fahrstuhl allerdings noch ein Mal und die Türen öffneten sich, normalerweise hätte ich denjenigen gegrüßt...aber ich war einfach zu müde und konnte nicht einmal meine Augen öffnen. Die Person, die zu mir in den Fahrstuhl verhielt sich ruhig. Ein angenehmer Geruch breitete sich in der Kabine aus und ich sog zufrieden die Luft ein, mein gesamter Körper entspannte sich auf ein Mal. Die angenehme Atmosphäre im Fahrstuhl blieb allerdings nicht lange bestehen, da sich die Fahrstuhltüren erneut öffneten. Der Geruch verschwand auf ein Mal und ich hörte wie die Person ausstieg. Hier musste auch ich raus!

Ich zwang mich die Augen zu öffnen und lief ebenfalls hinaus in die Tiefgarage, in der mein Wagen parkte. Weit und breit war allerdings niemand zu sehen. Komisch, ich hätte schwören können, dass jemand mit mir im Fahrstuhl gewesen ist! Vermutlich hatte ich das ganze einfach nur geträumt, ich war schon ziemlich fertig. Ich schüttelte verwirrt den Kopf und setzte dann den Weg zu meinem Wagen fort. Ich fühlte mich dabei trotz der gähnenden Leere hier unten irgendwie beobachtet, allerdings hatte ich zu meiner Überraschung kein negatives Gefühl dabei. Was war nur los mit mir? Vermutlich war ich jetzt vollkommen verrückt geworden! Das musste es sein! An meinem Wagen angekommen stellte ich meine Tasche kurz auf dem Boden ab, um meine Schlüssel heraus zu kramen. Gerade, als ich sie gefunden hatte und wieder hoch sah, bemerkte ich in der Spiegelung der Scheibe eine schwarze Gestalt hinter mir. Bevor ich reagieren konnte packte mich jemand von hinten und rammte mir eine Spritze in den Hals. Erschrocken sah ich die Person durch die Spiegelung hindurch an und merkte wie mir schwindelig wurde. Es dauerte nicht mehr lange, da wurde mir schwarz vor Augen und ich sackte bewusstlos in den Armen meines Angreifers zusammen. Das letzte was ich merkte war, dass mich jemand hoch hob und davon trug.

Das erste was ich wahrnahm war mein stechender Kopfschmerz. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, was mir nur unter großen Bemühungen gelang. Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass ich an einen Stuhl gefesselt war, all meine Sachen waren vor mir ausgebreitet worden. Wo war ich nur? Schnell suchte ich nach meinem kleinen Notfall- Knopf. Jeder aus unserem Team hatte einen bekommen, sodass die anderen alarmiert wurden, wenn man in Gefahr war. Das hatte so einigen von uns schon öfter das Leben gerettet. Wo war er nur? Ich konnte ihn vor mir nicht entdecken. Als Nächstes ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Es war relativ dunkel, allerdings konnte ich erkennen, dass ich in einer Lagerhalle war. Wie zur Hölle war ich hier hergekommen. Plötzlich viel mein Blick auf eine Person, die in ein paar Metern Entfernung vor mir stand. Er war mir zwar vorhin schon aufgefallen, aber ich musste erstmal wieder klar denken, bevor ich mich mit meinem Entführern unterhalten konnte.     "Wer sind sie?" fragte ich, als ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte. Keine Antwort. Das war schon sehr merkwürdig für einen Entführer. Normalerweise stellten sie doch Forderungen oder nannten einen wenigstens den Grund für die Entführung. Der etwas kleinere Typ, ich würde ihn auf knapp 1,75 m schätzen stand mit auf dem Rücken verschränkten Armen einfach nur da und sah zu Boden. Er trug schwarze Boots, eine ebenfalls schwarz, enge Jeans und einen Kapuzen Pullover und eine schwarze Lederjacke. Die Kapuze hatte er über den Kopf gezogen und sein Gesicht wurde durch ein Tuch verdeckt, das hoch bis knapp über seine Nasenspitze reichte. Das einzige was ich erkennen konnte waren leuchtend blaue Augen. Der Typ schien nur schwarze Sachen zu besitzen, interessant. Selbst seine Handschuhe waren schwarz, sie bedeckten allerdings nicht seine Fingerkuppen. Hatte er keine Angst Fingerabdrücke zu hinterlassen? Vermutlich war er nur ein Handlanger von irgendwem. "Warum bin ich hier?" versuchte ich es erneut. Man musste ihn doch irgendwie zum Reden bringen können. Wieder keine Reaktion. Was war nur los mit ihm? Bevor ich erneut etwas fragen konnte wurde eine Türe aufgerissen. Ein großer, kräftiger Kerl kam herein und direkt auf den anderen zu. Im Vergleich zu dem gerade gekommenen war der kleinere sehr jung. Ich würde ihn mal auf 18 Jahre schätzen, wenn überhaupt. Wie konnte man mit so jungen Jahren schon in sowas hineingezogen werden? Hatten seine Eltern denn nicht auf ihn aufgepasst? "Er wird ihnen nichts sagen." sagte der ältere spöttisch. "Und sie sind?" fragte ich gespielt arrogant. "Wenn sie schon so nett fragen. Mein Name ist Valentin Morgenstern. Ich habe gehört, sie haben meinen Fall übernommen. Ich dachte mir, ich begrüße sie mal freundlich." erwiderte er. Ich schnaubte genervt. "Hatte er den Notfall- Knopf bei sich?" fragte er den kleineren, dieser deutete auf meine vor mir liegenden Sachen und schüttelte nur mit dem Knopf. "Dieser Schwachkopf von Sohn kann nichtmal dafür sorgen, dass alles glatt läuft! Er hätte ihn beim Durchsuchen finden müssen!" keifte er den kleineren an. "Du passt auf ihn auf und ich kümmere mich darum, dass das Auto durchsucht wird!" schrie er weiter. "Darf ich ihnen noch meinen reizenden Partner vorstellen, das ist Angel." fügte er ruhiger hinzu und schlang seinen Arm um die Hüfte des Jungen. Wie konnte er nur freiwillig bei Valentin sein? Ich konnte dem Jungen ansehen, wie unwohl er sich bei Valentins Berührungen fühlte. Valentin gab Angel einen Kuss auf die Wange und stürmte wieder davon. Ich wusste genau, dass Angel nicht sein richtiger Name war, aber trotzdem fand ich, dass er zu ihm passte. Er sah wirklich so aus, wie ein Engel. Als die Tür ins Schloss fiel setzte Angel sich überraschenderweise in Bewegung. Was hatte er vor? Ich musste zugeben, dass mir das ganze dann doch etwas Angst machte. Er blieb direkt vor mir stehen, sah mich kurz an, lief dann um den Stuhl herum und gab mir etwas. Ich tastete kurz ab was es war, bis es mir wie Schuppen von den Augen viel. Es war der Notfall- Knopf. Ohne zu zögern drückte ich ihn. Danach nahm er ihn wieder an sich. "Woher hast du den und warum zum Teufel gibst du mir den?" fragte leise und ziemlich verwirrt. Er erwiderte wieder nichts, sondern ging einfach zurück an die Stellen, an der er zuvor gestanden hatte. Dieses Mal sah er mich direkt an. Warum sagte er denn nichts? Bevor ich weiter überlegen konnte stürmte Valentin wieder in den Raum. Er fluchte für mich unverständliche Worte und lief auf Angel zu. "Er war nicht im Auto! Hast du ihn gesehen?!" schimpfte er weiter und rüttelte unsanft an dem Jungen. Dieser sah zu Boden und schüttelte den Kopf. "Verdammt!" fluchte er wieder. "Wo hast du ihn versteckt?!" keifte er dann in meine Richtung und kam mir bedrohlich nahe. Bevor ich irgendetwas hätte sagen können ertönten nicht weit von uns Schüsse.

In love with an angelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt