Kapitel 49

9.4K 277 13
                                    

Kapitel 49 : 


Leo lächelte mich liebevoll an und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

„Bist du bereit alles stehen und liegen zu lassen? Bist du bereit ein neues Leben zu beginnen? Du weisst, dass es hier .. für uns keine Zukunft gibt. Hier nicht. Wir werden gehen .. weit weg, irgendwohin wo uns keiner kennt. Das ist dir doch bewusst Adelin? Ich muss wissen, ob du dafür bereit bist? Ich will nicht wieder enttäuscht werden zemer .. ich weiss nicht ob ich das verkrafte.“ 

Seine Stimme ganz leise, er flüsterte und hielt mehrmals inne und nach Luft zu schnappen. Es kostete nicht nur mir Kraft .. Leo war ebenfalls verzweifelt, das erklärte auch seine überstürzte Heirat mit Jehona. Er hatte es wohl nur getan, um mich zu vergessen .. um das vergessen leichter zu machen. Dabei wollte ich ihn nicht vergessen! Er gehörte zu mir! Natürlich war ich bereit. Die Familienehre würde es niemals zulassen, dass wir beide hier glücklich werden. Mal abgesehen davon, dass Papa mich umbringen würde, wollte ich gar nicht wissen, wie Armend reagieren wird. 

„Gib mir noch ein bisschen Zeit. Die Sache mit Mama .. sie ist so frisch und ..“

Ich hielt inne und fing an zu weinen. 

„Shht, mos qaj (nicht weinen).“, flüsterte Leo und küsste meine Tränen weg. 
„Ich rede in einer Woche mit Armend und werde dann die Scheidung einreichen.“, sagte ich schluchzend. 

Er nickte und nahm mich in den Arm. 

„Ist okay, ich hab so lange gewartet, diese Woche werde ich da noch aushalten.“ 

Ich kuschelte mich in seine Arme und schloss die Augen. Doch plötzlich kam mir Jehona in den Sinn. Irgendwie tat sie mir leid .. aber sie war nicht besser als Armend. Wieso hat sie Leo geheiratet, obwohl sie wusste, dass er sie nicht liebt? 

„Was wird mit Jehona?“, sagte ich leise.
„Ich werde ehrlich zu ihr sein..“

Geschockt riss ich mich von ihm los und sah ihn mit großen Augen an. 

„Keine Sorge zemer, ich werd ihr nichts von dir erzählen.“, beruhigte er mich. 

Erleichtert atmete ich aus. Ich weiss nicht wie die anderen reagieren würden, wenn sie von uns erfahren. Aber fakt war, dass es früher oder später passieren wird. Ich erwartete auch gar keine Unterstützung .. die Leute werde das als Skandal ansehen. Aber es war mir egal, ich würde irgendwo mit Leo hingehen, wo uns keiner kannte und wo wir einfach nur glücklich sein konnten. 

„Ich sollte jetzt gehen, bevor die anderen sich Sorgen machen..“, sagte ich leise.
 
Diesmal näherte ich mich Leo und drückte ihn einen langen Kuss auf den Mund. Meine Hand lag auf seiner Wange und am liebsten würde ich ihn gar nicht mehr los lassen .. 

„Ich liebe dich.“, sagte ich mit geschlossenen Augen. 
Leo griff nach meiner Hand und küsste die Innenfläche.

„Edhe une ty .. (Ich dich auch ..) Alles wird gut.“, gab er zurück. 
„Ich bin noch zwei Tage hier. Wenn ich wieder in Deutschland bin, dann ruf ich dich an.“

Leo nickte zustimmend, küsste mich noch einmal und ließ mich dann los. Er drehte sich um und ging zu seinem Wagen. Mich überkam so ein ungutes Gefühl, als er ins Auto stieg .. als ob .. als ob ich ihn eine lange Zeit nicht mehr sehen würde. Wie ein Abschied kam es mir vor, aber ich wollte nicht länger darüber nachdenken. Es war alles gut .. für den Moment zumindest .. 


Nachdem ich Edona abgeholt hatte, fuhren wir direkt zurück. Ich hatte keine andere Wahl als ihr davon zu erzählen, aber wusste auch, dass ich nichts zu befürchten hatte. Sie würde das alles für sich behalten. Mir kam es alles so surreal vor. Als ob ich träumte und ich jeden Moment aufwachen würde. Die Lage war ernst .. ich würde sofort nach der Abreise mit Armend reden. Mein Entschluss stand fest! Ich wollte nicht mehr mit ihm, das alles hatte keinen Sinn. Man sein Leben nicht mit jemanden verbringen, den man nicht liebt. Den man niemals lieben wird! 

SchicksalsschlägeWhere stories live. Discover now