Wunderbar

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Auf dem Bahnsteig war es sehr voll. Der laut brüllende Hagrid war von Erstklässlern umgeben und und an ihnen vorbei drängten sich alle anderen Schüler zu den Kutschen. Ich ließ mich zurückfallen und meine Freunde in der Menge der vorbeiziehenden zu entdecken, doch sie schienen ziemlich weit vorne gewesen zu sein. Seufzend folgte ich nun als letzte der Schülermasse. Es waren kaum noch Kutschen da und außer einem knutschenden Pärchen, mit dem ich ganz bestimmt nicht zusammen fahren wollte, sah ich auch sonst niemanden. Ich wollte gerade alleine in eine Kutsche steigen, als ich jemanden rufen hörte: „Lily, hier drüben!" Ich drehte mich um und sah Will, Der mir aus einer Kutsche zu winkte. „ Will! Was machst du denn noch hier?", Fragte ich und spürte wie es begann in meinem Bauch zu kribbeln, so wie es seit letztem Jahr immer war, wenn wir alleine waren. Er lief leicht rot an „Die anderen sind schon vorgefahren. Und da man höchstens zu fünft sein kann, dachte ich, dass ich ja auf dich warten könnte." er lächelte verlegen. Ich setzte mich neben ihn und wir fuhren los. „Kannst du die Thestrale eigentlich sehen?" Erkundigte ich mich nach einem viel zu langen Schweigen. „Nein" antwortete er.„Und du?" „Ich auch nicht." Wir schwiegen wieder. „Lily?" Fragte er mich nach einer gefühlten Ewigkeit. „Ja?" „Ich muss dir etwas sagen!" er schaut mir direkt ins Gesicht. „Lily, ich mag dich sehr... Mehr als eine einfache Freundin!", gestand er mir. Er nahm meine Hände in seine. Ich schluckte und schaute ihn an. „Ich dich auch!" Flüsterte ich. Mein Herzschlug immer schneller als ich sein Gesicht meinem nährte. Und dann küsst er mich. In meinem Bauch explodiert ein Feuerwerk nach dem anderen und ich hatte das Gefühl, als würde mein Herz gleich aus meiner Brust hervorbrechen, wie ein bösartiges Alienbaby. Wir lösten uns voneinander und ich sah, dass er genauso rot war wie ich mich fühlte. Verlegen lächelten wir uns an.
Den Rest der Fahrt saßen wir händchenhalten und schweigend nebeneinander. Doch es war kein unangenehmes Schweigen, wie am Anfang, sondern ein wohliges. Wir mussten nicht miteinander reden, sondern Genossen einfach unsere Zweisamkeit.
Die Kutsche hielt an der Treppe vor dem großen Eichenholzportal und wir stiegen aus. Ich bemerkte gar nicht, wie wird die Treppe hoch und ins Schloss gingen. Vor der Tür der großen Halle zog Will unsere verschlungene Hände hoch und fragte: „Sollen wir?" „Besser nicht. Wir sollten es ihnen schonender beibringen und außerdem möchte ich nicht das ganze Festmahl lang Fragen über uns zu beantworten." Erklärte ich. Will nickte verständnisvoll „Geht mir genauso." Wir ließen uns los und betraten die große Halle. Suchend blickte ich mich um und entdeckte Kate, die mir zuwinkte. Am Gryffindortisch angekommen blickte ich noch einmal sehnsüchtig zu Will, der sich zu Aubrey an den Ravenclawtisch setzte. „Da bist du ja endlich, Lily. Was hat denn so lange gedauert? Und wer ist jetzt der andere Schulsprecher?" „Alles o. k.?" Fragte Kate, als ich nicht antwortete. Sie folgte meinem Blick. „Ist irgendetwas mit Will?"flüsterte sie, damit nur ich sie hören konnte. „ Ne, wieso?" Log ich und versuchte mich normal zu verhalten. „Läuft da irgendetwas?" Fragte sie mich mit einem verschwörerischen Grinsen. Ich verfluchte, dass sie mich so gut kannte und gab meinen Widerstand auf. Widerstrebend nickte ich. Kate wollte gerade beginnen mich mit Fragen zu bombardieren, doch sie wurde plötzlich von Claire unterbrochen: „Könnt ihr beide mal aufhören zu flüstern? Die Häusereinteilung fängt gleich an!" „Seit wann interessierst du dich denn dafür, Claire?" wollte jetzt auch Alice wissen. „Seit meine kleine Schwester dabei ist." Erwiderte Claire mit unverhohlenem Stolz und drehte sich zu den Neuankömmlingen. Kate und ich waren so an unser Gespräch vertieft gewesen, dass ich die Erstklässler garnicht bemerkt hatte. Professor McGonagall stand vor ihnen auf einem Podest, neben ihr ein Stuhl, auf dem der sprechende Hut lag. McGonagall begann die Namen der neuen Schüler aufzurufen und der Hut sortierte sie in die Häuser. Das ganze bekam ich kaum mit, bis ein mir altbekannter Name fiel. „Waterman, Silvy" Ein kleines Mädchen trippelte nach vorne. Sie wirkte so garnicht wie ihre taffe Schwester Claire. Vielmehr wirkte sie ängstlich und ein wenig tollpatschig. Doch sie schaffte es ohne ein Unglück auf das Podest und nahm vorsichtig auf dem Stuhl platz. McGonagall setzte ihr den Hut auf und dieser rief sofort laut: „Huffelpuff" Mit einem erleichterten Lächeln im Gesicht sprang Silvie auf und eilte zu ihrem Haustisch, wo sie mit lautem Jubeln begrüßt wurde. Auch Claire neben mir klatschte so laut, dass mir fast die Ohren abfielen. Als der Applaus verhallt war, trat Dumbledore an sein Rednerpult und begann seine alljährliche Begrüßungsrede zu halten: „Liebe Schüler Willkommen oder willkommen zurück in Hogwarts! Dieses Jahr steht viel an und ich hoffe, dass ihr trotzdem viel Spaß hier haben werdet. Wie immer muss ich euch auch darauf hinweisen, dass der verbotene Wald, wie der Name schon andeutet, für alle tabu ist. Auch für die Gryffindors!" Ich wusste genau wer gemeint war und drehte mich zu den Rumtreibern um, um sie mit Blicken zu erdolchen. Diese schaute sich aber nur grinsend an und schenkten mir keinerlei Beachtung. „Des weiteren möchte ich euch unsere neuen Schulsprecher Lily Evans und James Potter vorstellen." Ich stand auf und sah, dass alle begonnen hatten zu klatschen, nur die Slytherins schmollten ein wenig. „So, jetzt bleibt mir nur noch zu sagen: Guten Appetit!" Dumbledore schnippte und wie immer erschienen die köstlichsten Speisen auf den Tischen.

Meine Freunde und ich schlugen uns die Bäuche voll, unterhielten uns und lachten viel. Das Festessen neigte sich langsam dem Ende und immer mehr Schüler verließen die große Halle, um in ihre Gemeinschaftsräume zu gehen. Als nun auch die letzten Griffendors unseren Tisch verließen machten wir uns auch auf den Weg. Ich war so müde, dass mir erst kurz vor dem Eingang zum Griffindorturm einfiel, wo ich eigentlich hinmusste. Deprimiert stöhnte ich auf. „Was ist los, Lily?" Alice sah mich verwundert an. „Ich muss doch ganz woandershin. Ihr wisst schon Schulsprecherräume.", erklärte ich. „Stimmt! Du teilst dir ja jetzt mit Potter einen Gemeinschaftsraum und ein Bad.", Claires Grinsen verblasste, als ich sie mit meinem patentierten Todesblick anfunkelte. „Erinnere mich nich daran!", seufzte ich gequält. Inzwischen waren wir vor dem Portrait der fetten Dame angekommen. „Kommt jemand mit?", fragte ich hoffnungsvoll in die Runde. Frank, Alice und Claire schüttelten entschuldigend den Kopf. „Sorry, Lily, aber ich bin einfach zu müde.", gähnte Frank. „Geht mir genauso, aber du kannst uns ja morgen alles zeigen.", schlug Alice vor. „Ich komme mit!", erbarmte sich Kate, „Immerhin wolltest du mir noch etwas erzählen."
Kurz verabschiedete ich mich von den dreien, dann gingen Kate und ich weiter in den dritten Stock. Auf dem Weg musste ich ihr alles berichten, was zwischen Will und mir passiert war. „Ihr passt echt gut zusammen!",meinte Kate als ich geendet hatte. „Danke.", murmelte ich und konnte nicht verhindern, dass ich wieder rot anlief. Kate kicherte. „Hier ist es.", sagte ich nach einer Weile. Wir standen vor einer Ritterrüstung am Ende eines kurzen Ganges. „Lakritzschnapper", verkündete ich und neben der Rüstung öffnete sich ein Durchgang. „Lass mich raten, das Passwort hast du dir überlegt?", riet Kate. Sie kannte mich einfach zu gut. Der Raum, den wir betraten sah aus, wie der Gryffindorgemeinschaftsraum, nur in kleiner. Drei Türen schlossen an den Raum an, über jeder ein Schild. "Badezimmer"stand in Schnörckelschrift auf einem. "Schulsprecher" und "Schulsprecherin" auf den anderen. „Cool!", hauchte Kate und sprach damit meine eigenen Gedanken aus. „Ja, nicht übel hier.", meinte jemand neben uns. Potter hatte unbemerkt seine Zimmertür geöffnet und schaute uns interessiert an. „Ich sollte dann auch mal gehen. Bis morgen Lily. Potter.", verabschiedete sich Kate und verschwand hinter der Ritterrüstung. „Hey, Evans!",sagte Potter und lehnte sich an seinen Türrahmen, „Falls du heute Nacht einsam bist, kannst du gerne zu mir kommen. Mein Passwort ist..." „Eher würde ich mit einem Bison kuscheln!", knurrte ich ihn an. Er lachte und ich fuhr fort: „Ich finde, wenn wir hier zusammenleben wollen, sollten wir ein paar Regeln aufstellen." „Ich bin ganz Ohr." „ 1. Keine Stalkeraktionen im Bad. 2. Bitte knutsch mit deinen Betthässchen in deinem Zimmer rum, nicht im Gemeinschaftsraum und 3...." „Höre ich da etwa Eifersucht, Evans?", fragte Potter mit einem arroganten Lächeln. Ich ignorierte seinen Kommentar geflissentlich „...und 3. hör auf mich ständig nach Dates anzubetteln!", endete ich. „Ich höre erst auf, wenn du zusagst.", erklärte er mir, „Es liegt also ganz an dir. Komm schon Evans. Gib es zu. Im innersten liebst du mich doch. Du traust dich nur nicht es zuzugeben." „Du hast wirklich eine blühende Fantasie, Potter!", ich versuchte soviel Verachtung wie ich konnte in meine Stimme zu legen. „Aber weißt du was, Potter? Ich habe heute so gute Laune, dass nicht mal du sie zerstören kannst.", und mit diesen Worten ging ich zu meiner Tür, gegenüber von seiner, flüsterte das Passwort und trat ein. Das Zimmer war etwa halb so groß, wie der Mädchenschlafsaal. In einer Ecke stand ein großes Bett in einer anderen ein Sessel. An den Wänden befanden sich ein großer Schrank und mehrere Regale. Mein Koffer war wie immer auf mein Bett gelegt worden und Aimas Käfig stand auf der Fensterbank. Ich öffnete den Käfig und das Fenster, damit Aima jagen konnte. Sie flog aus dem Fenster und verabschiedete sich mit einem leisen Schuhuen. Nachdem ich mich umgezogen und in mein Bett gekuschelt hatte dachte ich an die Kutschfahrt zurück. Mein Bauch begann wieder zu kribbeln und ich schwebte auf Wolke sieben. Mit Will war es so wunderbar. Mit diesem Gedanken im Kopf schlief ich ein.

Wie Lily James endgültig loswerden wollte ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt