Unangenehm

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Ich rannte durch die Korridore, um die Ecken die Treppen hoch, über die Flure. Die Wut trieb mich an und ich spürte keine Erschöpfung, obwohl ich durchs ganze Schloss raste. Nachdem ich einen weiteren Gang hinter mir gelassen hatte, bog ich endlich in die Sackgasse vor den Schulsprecherräumen ein. Eilig rief ich der Rüstung vor dem Eingang das Passwort zu, doch es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Wand den Durchgang vollständig freigab. Als ich endlich hinein konnte, lief ich schnell durch den Gemeinschaftsraum und blieb vor Potters Tür stehen. „Mach sofort auf, Potter!", brüllte ich und hämmerte wie wild gegen Tür. „Ganz ruhig, Evans! Ich weiß du verzehrst dich nach mir, aber das ist kein Grund gleich meine Tür einzutreten!", hörte ich Potter aus seinem Zimmer. Er öffnete die Tür. „Was ist den lo...", weiter kam er nicht, weil meine Faust krachend in seinem Gesicht landete. Potter taumelte benommen zurück und stützte sich an der Wand ab. „Warum...? Was ist...?", stöhnte er verwirrt. „Ich sag dir eins Potter: Misch dich nie wieder in meine Angelegenheiten ein, sonst hast du ein Problem, dass noch größer ist, als dein krankhaftes Riesenego. Was auch immer dich geritten hat, dass du dachtest, du hättest über MEINE Beziehungen zu entscheiden, es ist einfach nur erbärmlich! Lass mich einfach in Ruhe! Ich werde nie, NIE etwas mit dir anfangen! Also schlag dir das aus deinem Kopf, falls ich das nicht eben schon erledigt habe",zischte ich, „Ich hasse dich Potter!", bei meinen letzten Worten sah ich in zusammenzucken. Es war irgendwie schön zu wissen, dass es ihm so weh tat. Kurz genoss ich den Moment des Triumphes, dann griff ich nach seiner Tür und knallte sie zu. Ich machte kehrt und ging zurück zum Durchgang. Er öffnete sich wieder und ich eilte nach draußen. Mein Kopf stieß gegen etwas und ich fiel zu Boden. „Verflucht!", stöhnte ich. Über mir hörte ich ein Lachen. Sofort blickte ich nach oben und stellte zu meinem Entsetzen fest, dass dort James' drei beste Freunde standen und auf mich herabblickten. „Nicht so hastig, Sonnenschein." Sirius grinste und streckte mir eine Hand entgegen. Doch ich hatte noch ziemlich viel Würde zu verlieren, also ignorierte ich sie und rappelte mich selber auf. „Ist James da?", wollte Remus wissen. Er war eigentlich schwer in Ordnung und ich verstand nicht, wie er sich mit so einem Pack hatte anfreunden können. Ich schnaubte abfällig „Leider!" „Ach, ihr versteht euch wie eh und je, herrlich!", Sirius Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Peter begann zu kichern und auch Remus konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Total lustig.", knurrte ich. „Was hat er denn heute schreckliches angestellt?", fragte Sirius gespielt verständnisvoll. „Könnt ihr den Idioten ja wohl selbst fragen! Und jetzt entschuldigt mich, ich habe noch was zu tun.", zickte ich und rauschte an den dreien vorbei. Eigentlich hatte ich ja nichts vor, aber ich hätte es keine Sekunde länger in Potters Nähe ausgehalten. Was könnte ich jetzt machen? Das Mittagessen hatte ich nach all dem längst verpasst und Kate war gerade bestimmt nicht so gut auf mich zu sprechen, weil ich sie allein in Dumbledores Büro zurückgelassen hatte um Potter fertigzumachen. Auf einmal kam mir ein Gedanke: zu Will! Natürlich! Warum war ich denn nicht gleich darauf gekommen? Wo er wohl gerade war? Also bei meinen anderen Freunden war er bestimmt nicht, was schonmal alle belebten Stellen ausschloss. Vielleicht...war er an unserem Platz. Es kam mir zwar etwas abwegig vor, dass er nachdem er mit mir Schluss gemacht hatte zu unserer Knutschort ging, aber dort wäre er wenigstens ungestört. In den Tagen bevor Potter sich zum Bestimmer in meinem Leben ernannt hatte, hatten wir sehr viel Zeit dort verbracht. Es war wundervoll gewesen: nur er, ich und der See, keiner hatte uns gestört. Denn der Ort war gut versteckt: eine Stelle, an der der schwarze See an eine kleine, dicht umwachsene Lichtung grenzte. Sie war ziemlich weit weg vom Schloss und von nirgends einsehbar. Ein ideales Versteck. Also machte ich mich auf den Weg. Nach draußen, aufs Schlossgelände brauchte ich nur wenige Minuten. Doch fast auf die andere Seite des Sees zu laufen dauerte ein wenig. Ich war ziemlich aufgeregt und hoffnungsvoll. Die letzten Meter zur Lichtung rannte ich und als ich mich durch ein Gebüsch gekämpft hatte saß dort tatsächlich Will auf dem Erdhang einen halben Meter über dem See. Mein Herz begann zu flattern. Der Wind ließ leichte Wellen ans Ufer klatschen und der See wirkte noch schwärzer als sonst. Will bemerkte mich nicht. Er schaute nachdenklich durch ein paar Zweige auf den See hinaus. „Will?", flüsterte ich zaghaft. Langsam drehte er sich zu mir um. „Lily!", er sah mich gequält an. „Was machst du denn hier? Du hast doch alles gesehen?" „Ja." „Und was machst du dann hier?", fragte Will besorgt, „Du hast ja gehört, was Potter gesagt hat." „Na und? Du hast nicht gehört, was ich Potter gesagt habe! Er wird dir nichts tun und wir können wieder zusammen sein und alles...", versuchte ich Will zu erklären, doch er unterbrach mich: „Lily, das bringt doch nichts. Du kennst Potter doch: was er will bekommt er. Es interessiert ihn doch nicht wie es uns dabei geht. Ich will es eigentlich nicht zugeben, aber der Typ mag dich irgendwie wirklich! Und er würde mir auch wirklich was tun. Und egal wie sehr ich dich liebe, kein Mädchen, nicht mal du, ist es wert, dass man jeden Tag Angst haben muss, dass ihr egoistischer Verehrer einem etwas tut. Lily, ich mag dich, aber nicht SO sehr." Das tat weh. Zum dritten mal in den letzten Tagen brach mein Herz. Alle guten Dinge sind drei, murmelte eine gehässige Stimme in meinem Kopf. Aber ich hatte in letzter Zeit genug geweint. Also hielt ich die Tränen so gut ich konnte zurück. „Das wars dann?", fragte ich ungläubig. „Ja,", sagte Will entschlossen, „Endgültig!" Ich nickte „Für immer!"
Ich wartete darauf, dass er den Ort verließ, doch er schien das Selbe von mir zu erwarten. So standen wir wahrscheinlich fünf Minuten ohne zu sprechen, jeder wartete nur darauf, dass der andere ging. Schließlich räusperte ich mich und hustete ein bisschen, nur um nicht Reden zu müssen. Das war wirklich unangenehm. Ich konnte nur hoffen, das uns irgendetwas aus dieser Situation befreien würde.

Wie Lily James endgültig loswerden wollte ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt