One Shots

BoKuroo - Gefühlswirrwarr

Anlässlich unseres bevorstehenden Schulabschlusses haben einige eine Feier organisiert, sobald alle Prüfungen geschrieben sind. Niemand will auf Ergebnisse warten. Viele Jahre Stress, Lernerei und Ehrgeiz liegen hinter uns und genauso auch vor uns. Es ist ein tiefer Einschnitt in unser aller Leben, genau wie nach der Mittelschule. Wir werden unserer Wege gehen, studieren, Volleyballprofis werden oder einfach ein Jahr Pause machen. Oder auch länger.

Alle, die sich gut verstehen, sind heute dabei. In der Sporthalle unserer Nekoma High. Dass wir dafür den Schlüssel bekommen haben, war selbst für uns eine große Überraschung. Aber jeder hat mitgeholfen, dekoriert und etwas mitgebracht und so sieht es hier jetzt richtig festlich aus mit Luftschlagen, einer albernen Diskokugel, die vom Dach der Halle baumelt und Lichtreflexe streut.

Zufrieden stehe ich neben Kenma und meine zu meinem kleinen Zuspieler: "Du wirst deine Sache gut machen, das weiß ich."
Verwundert sieht Kenma mich an. "Wirst du jetzt wieder nostalgisch, Kuroo?"
"Nein, ich doch nicht! Ich sage nur, was ich denke!", wehre ich ab, fülle mir Punsch nach, der definitiv einen komischen Nachgeschmack hat und kehre zu Bokuto, Akaashi und den anderen zurück, die mitten zwischen den anderen Volleyballern stehen.
"Hey, hey, hey! Kuroo-chan! Wo warst du so lange?", johlt Bokuto gut gelaunt und klopft mir übertrieben enthusiastisch auf die Schulter. Mitleidig rollt Akaashi die Augen. Ich bezweifle, dass ihm das fehlen wird. Obwohl ich sicher bin, dass Akaashi seinen Kapitän mächtig vermissen wird, sobald er nicht mehr da ist - auch wenn er das nie zugeben würde. Genauso wie Kenma. Vielleicht ist das so ein Zuspieler-Ding.
Ich trinke meinen Becher Punsch aus und unterhalte mich mit Ushijima, von dem ich überrascht war, das er überhaupt hier aufgeschlagen ist. Wahrscheinlich hat Tendou ihn gezwungen.
Der hüpft zwischen einer Gruppe Mädchen umher und will sie mit irgendwas beeindrucken.
Im Gegensatz zu mir wird Ushijima Profi werden. Er war ja vorher schon im U19-Nationalteam. Doch dieses Thema meide ich, es verschlechtert meine Laune. Mittlerweile habe ich mich einigermaßen damit abgefunden, dass meine Karriere hier vorbei ist. Dass ich mein Geld nicht mit meinem geliebten Sport verdienen werde.
Kein Grund, Volleyball an den Nagel zu hängen, aber etwas wehmütig werde ich dennoch. Ich war gerne Kapitän. Ich habe mein Team gerne in den Spielen angeführt und motiviert. Vielleicht kann ich an der Uni wieder spielen, wir werden sehen.

Plötzlich hängt sich jemand an meinen Arm. Es ist Bokuto. Grinsend sieht er mich an, erklärt undeutlich: "Ihr werdet mir fehlen! Ihr alle!" Unsicher deutet er in die Runde und wird dann mit einem Schlag ganz traurig. Man kann es wirklich mitverfolgen. Seine Schultern sinken, er lässt den Kopf hängen und umarmt mich stürmisch.
"Kuroo! Ich will nicht weg! Euch werde ich vielleicht nie wiedersehen!"
Ich fürchte, er weint. Das überfordert mich nun doch.
"Akaashiiii!", rufe ich quer durch die Halle, da ich Bokutos Zuspieler dort neben Kageyama von der Karasuno stehen sehe. Er nickt und kommt auf uns zu. Dankeschön.
Diese schniefende Eule kann ich nicht bändigen.

"Ach Bokuto, komm schon. Du braucht nicht so traurig sein. Wir sind doch nicht aus der Welt!", redet Fukurodanis Zuspieler auf Koutarou ein, der noch immer an meiner Schulter heult.
Hilflos tätschle ich seinen Rücken, halte es eben aus. Er ist und bleibt eine Dramaqueen. Er ist trotzdem einer meiner besten Freunde.
"Wir schreiben doch sowieso schon ständig und sind vorher auch nicht auf die gleiche Schule gegangen. So viel ändert sich nicht", behaupte ich, was Bokutos Weinen nur noch verschlimmert. "Aber was ist mit Volleyball? Wir spielen nicht mehr zusammen!", jammert Koutarou lauthals und krallt sich an mich. Heute ist er echt besonders moody. Gefühlsschwankung war schon immer sein zweiter Vorname. Das wird sie nie ändern.
"Ach, Bokuto", murmle ich ratlos, Akaashi faselt weiter aufbauende Phrasen und gibt sein Bestes, um seinen Kapitän wieder zum Lachen zu bringen.
Erfolglos.

Statt wieder übers ganze Gesicht strahlend "Hey, hey, hey" schreiend hier zu tanzen, gibt er sich mit dem Punsch die Kante. Ich weiß nämlich mittlerweile, was dieser komische Nachgeschmack ist - es ist Tequila. Tendou kippt das Zeug in regelmäßigen Abständen in die Bowle. Hätte ich mir ja denken können. Wem auch sonst fällt so etwas ein.