Chapter eleven ❤

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Kennt ihr das Gefühl, wenn man denkt die Zeit bleibt stehen? Wenn alles um einen herum verstummt? Die Welt sich nicht mehr dreht?

Genauso fühle ich mich gerade. Magnus Lippen liegen auf meinen. Sie sind weich und warm, hauchzart, fast federleicht bewegen sie sich. Mein Herz schlägt bis zum Hals, ich habe am ganzen Körper Gänsehaut und meine Kopfhaut kribbelt. Ich spüre eine Symbiose zwischen unseren Körpern. Meine Lippen bewegen sich wie von selbst im Einklang zu seinen.

Magnus Hand streichelt über meinen Arm, bewegt sich langsam über die Schulter, stoppt im Nacken. Sein Daumen streicht über meine Haut. Ich seufze leise als ich einen leichten Druck in meinem Nacken spüre. Kurz darauf intensiviert Magnus unseren Kuss. Meine Schranken fallen, um meinem Fluchtinstinkt baut sich eine meterhohe Mauer auf. Ich will das hier. Ich will seine Lippen spüren und noch so viel mehr.

Mit geschlossenen Augen, freiem Geist und offenem Herzen gebe ich mich diesem neuen, aber wunderbaren Gefühl hin. Ich küsse einen mir fremden Mann. Und es fühlt sich alles andere als falsch an. Es fühlt sich richtig an. Seine Zunge stupst gegen meine Oberlippe. Ich habe vergessen was ich tun muss. Magnus bemerkt mein Zögern. Er drückt leicht meine Hand, wir haben noch immer unsere Finger miteinander verschränkt.

Die Spitze seiner Zunge drängt sich zwischen meine Lippen, spalten diese und ich weiß wieder was ich zu tun habe. Ich gewähre Magnus Zutritt, seine Zunge findet die meine und ich schwöre, ich war nie glücklicher als in diesem Moment. Mein Körper bebt und eine Welle des Glücks durchströmt diesen. Ich schmecke Minze und Magnus, dass ist unbeschreiblich. Mein Kopf schaltet komplett ab, schickt Verstand und Zweifel in den Urlaub.

Er löst seine Hand aus meiner, schiebt sie langsam unter den Saum meines Shirts. Seine Hand streichelt über meinen Bauch und die Seite entlang. Ich genieße diese Berührung. Tastend erforschen die Kuppen seiner Finger meine Haut. Meine Zunge neckt die seine, unser Kuss wird hitziger, ich strecke ihm meinen Körper entgegen, möchte mehr von diesem atemberaubenden Gefühl spüren. Jeder Muskel meines Körpers ist angespannt, ich stöhne als sein Daumen gegen meine Brustwarze tippt. In kreisenden Bewegungen bringt er so das Blut in meinen Adern zum Kochen.

Plötzlich stoppt er, seine Hand streicht nicht mehr über meine Brust, seine Lippen bewegen sich nicht mehr. Abrupt löst er sich von mir, ich atme schwer. Ich bin verwirrt. Habe ich etwas falsch gemacht? Was ist passiert? Was habe ich getan? Magnus sieht mich an und sein Blick lässt mich schwer schlucken. Es war ein Fehler. Es ist nicht richtig. Verwirrung, Unsicherheit, Angst, Scham. Alle Gefühle prasseln gleichzeitig auf mich ein. Verlegen blicke ich zur Seite, Magnus entfernt sich ein Stück von mir, die Decke rutscht von meinen Beinen. Sofort legt sich die Kälte wieder über mich.

"Es tut mir leid Alec." Warum entschuldigt er sich? Ich bin verunsichert.
"Du küsst wirklich gut. Es hat mir sehr gefallen, aber..."
Was ist los?
"...ich bin etwas verwirrt. Es gibt da jemand anderen. Und ich musste plötzlich an ihn denken."
Was? Einen anderen? Und er küsst mich? Habe ich mich verhört?
"Oh", bringe ich enttäuscht hervor und stehe auf. Magnus hält mich am Handgelenk fest, ich blicke auf seine Hand und die Stelle, an der er mich berührt, beginnt zu brennen. Die Wärme seiner Haut frisst sich durch meine, legt ein glühend rotes Band um uns. Es hat sich so richtig und gut angefühlt. Alle Ängste und Zweifel waren wie weggeblasen. Das ist ein neues, schönes Gefühl für mich.

Normalerweise bin ich schüchtern und unsicher, bekomme kaum ein Wort heraus und beginne zu schwitzen, sobald mich ein anderer Mann auch nur ansieht. Doch eben war es anders. Ich habe jede einzelne Sekunde dieses Kusses genossen. Und auch die Berührung von seiner Haut auf meinem Körper. So fühle ich sonst nur bei Copperfield.

"Hast du einen Freund?", höre ich mich leise fragen. Magnus schüttelt den Kopf.
"Nein. Ich habe keinen festen Freund. Ich weiß noch nicht was es zwischen uns ist." Er hält noch immer mein Handgelenk, sein Griff ist fest. Er will nicht das ich gehe. Aber er will auch nicht mich. Was will er? Warum küsst er mich und redet dann von einem anderen Mann? Die Mauer um meinen Fluchtinstinkt zerspringt in tausend Einzelteile. Ich muss hier weg. Schnell löse ich seinen Griff und drehe mich von ihm weg.

"Alec, versteh mich nicht falsch. Du bist attraktiv. Oh, du gefällst mir wirklich sehr. Und unter anderen Umständen, hätte ich dich schon längst in Clarys Gästezimmer gezogen." Das ist doch alles verrückt. Einmal in meinem Leben öffne ich mich, habe keine Angst davor etwas falsch zu machen. Einmal in meinem Leben stehen meine Gedanken still, sind die Wolken über meinem Kopf nicht schwarz, sondern strahlend weiß. Und dann erlebe ich solch eine Enttäuschung.

"Gibst du mir deine Nummer? Ich würde dich gerne noch einmal wieder sehen." Ich glaube ich habe mich verhört.
"Was?", frage ich.
"Deine Nummer?" Also habe ich mich nicht verhört. Warum will er meine Nummer? Um sich eine Option offen zu halten, wenn es mit dem anderen Mann nicht funktioniert? Nein. Das bin ich nicht. Ich bin keine Option. Ich will einen Mann, der mich meinetwillen liebt und nicht weil gerade niemand anderes verfügbar war.
"Ich gehe jetzt. Bye Magnus", sage ich und gehe schnellen Schrittes über die Veranda und verschwinde im inneren des Hauses.

Zielstrebig begebe ich mich zu dem kleinen Gästebad in der unteren Etage und hoffe, dass es gerade nicht besetzt ist. Natürlich habe ich kein Glück. Also gehe ich in die Küche, hole eine Flasche Wodka aus dem Kühlschrank und nehme die Treppe in den ersten Stock. Das Gästezimmer im Obergeschoss ist immer für mich hergerichtet, falls ich spontan beschließe, nicht nach Hause zu fahren. Die Tür fällt leise ins Schloss, ich drehe den Schlüssel und sperre die Musik und Stimmen aus. Dieses Zimmer ist mir allzu bekannt. Früher gehörte es Jace. Hier war sein Reich. Ein Bett, ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch mit Stuhl. Regale an der Wand und Poster von Kinohelden und Rockstars. Unsere Lieblingsband schallte lautstark aus den Boxen und wir redeten stundenlang miteinander. Und bald wird dieses Zimmer wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt.

Seufzend lasse ich mich auf das Bett fallen, schließe kurz meine Augen und atme tief ein und wieder aus. Der Wodka brennt in meiner Kehle. Ich trinke fast nie, aber gerade begrüße ich die kalte brennende Flüssigkeit, die Wärme in meinem Körper verbreitet. Ich denke an Magnus und was das Ganze wohl zu bedeuten hatte. Mir fehlt die Erfahrung und auch Menschenkenntnis ist nicht gerade meine Stärke um sein Handeln zu verstehen. Mein Telefon vibriert, ich schaue auf das Display und meine Stimmung ändert sich schlagartig. Die dunklen Wolken verschwinden, ich lächele und mein Herz schlägt wie immer schneller.

Eine Dosis Adrenalin durchflutet meine Adern. Ich spüre das aufregende Kribbeln als ich die Nachricht von meinem Fremden öffne.

Copperfield
Hallo mein Hübscher. Wie geht es dir? Ich musste gerade an dich denken und fragte mich, ob es dir genau so geht. Copp

Es ist das erste Mal, das er Copp schreibt. Nicht Copperfield.

RobinHood
Hallo Copp. Erzähl mir etwas. Lenk mich ab. RobinHood

Copperfield
Was ist los mein Hübscher? Du klingst traurig.

Soll ich ihm von Magnus erzählen? Dann müsste ich ihm auch die Wahrheit über mein Wesen sagen. Ich müsste ihm von Alec erzählen. Dem schüchternen Jungen mit den langen Beinen und immer rotem Kopf. Nein. Das möchte ich nicht. Er kennt diese Seite von mir nicht und das soll auch so bleiben.

Love breaks chains - Weil Liebe keine Grenzen kenntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt