Das schöne Detmold

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Perspektive Tommi:

,,Dann mal los", sagte Felix nachdem ich mein Zeug in seinem Kofferraum verstaut und mich auf den Beifahrersitz gesetzt hatte. Eine Weile unterhielten wir uns über Belanglosigkeiten, ich erzählt von den Late Night Berlin Drehs und er von seinem neuen Programm, an dem er die letzten Tage intensiv geschrieben hatte. Irgendwann stellte er dann aber die Frage, über die auch ich mir die letzte Zeit den Kopf zerbrochen hatte: ,,Was sagen wir eigentlich deinen Eltern? Also wie stellst du mich vor?". Als ich ihm erzählt hatte, dass ich nach Detmold fahren würde, um meine Eltern zu besuchen, hatte er darauf bestanden mich zu begleiten. Also viele Überredungskünste hatte ihn das nun auch nicht gekostet, mir war es ziemlich recht so. Ohne es nochmal zu thematisieren, hatten wir uns seit des letzten Abends der Tour verhalten, als wären wir in einer Beziehung.  Aber ich wusste noch nicht, ob ich das meinen Eltern so sagen wollte. ,,Ich weiß nicht", gestanden ich also, aber fügte hinzu: ,,Die können sich bestimmt ihren Teil denken, wenn ich dich mitbringe". Felix nickte und erwiderte: ,,Ich hab mit Franky darüber geredet. Julian wusste ja eh Bescheid. Der hat sich für uns gefreut und meinte, er würde es schön finden, wenn du mal zum Essen vorbei kommst. Hab ich voll vergessen weiter zu geben". ,,Sehr gerne, dann lerne ich den guten Mann, von dem ich schon so viel gehört habe, endlich mal kennen. Meine Eltern hätten bestimmt auch kein Problem damit, aber...", ,,aber du bist n Schisser", beendete der Kleinere meinen Satz und grinste. Er wusste genau, wie er mich provozieren konnte. ,,Von mir aus, ich sage es ihnen. Scheint dir ja wichtig zu sein". Er zuckte mit dem Schultern: ,,Dit hast du jetze darein interpretiert. Mach so wie du denkst".

Felix stoppte den Waagen vor der Hausnummer 39. Zwei Nummern weiter wohnten meine Eltern in einem kleinen Einfamilienhaus. Die Straße grenzte direkt an einen Detmolder Wald. Wie oft ich als Kind in diesem Wald gespielt hatte. Erste Erinnerungen hatte ich noch von vor der Grundschulzeit. Damals hatte ich mit einem Kumpel ein ganzes Waldstück von Brennnesseln und Unkraut befreit, um die Fläche als Fußballfeld nutzen zu können. Eine meiner wohl dümmsten Aktionen war, als ich auch in diesem Wald zwei ganze Tage mit eben jenem Kumpel Hundescheiße gesammelt, diese mit Wasser verdünnt und dann bei einem anderen Jungen aus der Straße an die Hauswand gekippt hatte. Ich schüttelte den Kopf darüber, auf was für absurde Gedanken ich als Kind gekommen war.
,,Was schüttelst du so reumütig den Kopf? Denkst du an deinen armen alten Klassenkameraden, den du irgendwann einfach nicht mehr gegrüßt hast, Tommi? Das ist auch ein Grund, den Kopf so zu schütteln Thomas", zog Felix mich auch. Ich musste grinsen, aber sparte mir, auszuführen, worüber ich grade nachgedacht hatte. Außerdem glaubte ich, eh beide Geschichten im Podcast schon mal erzählt zu haben. Also wechselte ich das Thema: ,,Lass uns die Sachen fürs erste hier im Auto stehen lassen. Es reicht, wenn wir erstmal Kuchen und Blumen mit rein nehmen". Felix nickte und lief Richtung Kofferraum. Er drückte mir den Kuchen in die Hand und behielt die Blumen, die wir grade noch schnell gekauft hatten. Etwas nervös lief ich Richtung Klingel. Felix schien meine Nervosität zu bemerken und versuchte mich zu beschwichtigen: ,,Tommi, du musst denen nichts erzählen, was du nicht willst. Und wenn du dich dafür entscheidest, werden sie es gut aufnehmen. Alles, was du von deinen Eltern bis jetzt erzählt hast, klang tolerant und so, als würden sie dich in allem, was du machst, unterstützen". Er hatte recht, es war unbegründet, mir Sorgen zu machen. Dankbar lächelte ich ihm zu und drückte die Klingel mit der Aufschrift "Schmitt".

Meine Mutter öffnete uns überschwänglich die Tür und zog mich sofort in eine feste Umarmung. ,,Dein Vater ist schon im Garten und deckt grade den Tisch. Ach, der Kuchen sieht ja bezaubernd aus, Tommi. Und die Blumen erst", jetzt wandte sie sich zu Felix. Dieser überreichte erst die Blumen und hielt meiner Mutter dann höflich seine Hand hin. ,,Ach Quatsch, mein Lieber", sagte sie, überging seine Hand einfach und zog auch ihn in eine herzliche Umarmung. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als ich sah, wie er die Umarmung leicht überfordert erwiderte und dabei versuchte, den Blumen keinen Schaden zuzufügen. Meine Mutter wuselte in die Küche, um die Blumen in eine Vase zu stellen und wir liefen durch das Erdgeschoss auf die Veranda.

Dort angekommen begrüßte uns auch mein Vater mit einer Umarmung und bat uns, Platz zu nehmen. Nachdem wir ein bisschen über seine Praxis und unsere Tour geredet hatten, fragte meine Mutter Felix: ,,Und du schreibst neben dem Podcast auch Witze, oder?" ,,Ja, schon, aber ick bin keen Autor wie Tommi. Ick schreibe für mick selber. Ich bin Stand-Up Comedian. Das heißt, ich schreibe mir selbst Witze und gehe damit auf Bühnen und erzähle die dann". Meine Mutter nickte. Die ganze Zeit wartete ich auf den richtigen Moment, um ihnen die Situation zwischen uns beiden erklären zu können, aber irgendwie schien sie nicht zu kommen. Das hier war wohl das beste, was ich bekommen würde. Also holte ich einmal tief Luft, suchte mit meinem Blick Felix', um ein bisschen ruhiger zu werden und sagte: ,,Felix und ich sind zusammen". Ich spürte mein Herz gegen meinen Brustkorb hämmern und hatte das Bedürfnis, seine Hand zu nehmen, um wieder etwas ruhiger zu werden. Ich beobachte, wie sich die Blicke von meinen Eltern trafen und mein Vater lächelt mir zu: ,,Das haben wir uns nach deinem letzten Anruf und der Ankündigung, dass Felix mitkommt, schon fast gedacht. Es freut uns natürlich sehr. Hoffentlich bringst du Felix dann demnächst öfter mit". Es schien sie wirklich zu freuen, auch meine Mutter bekräftigte, wie schön sie es fand, mich wieder so glücklich zu sehen. Der Nachmittag ging in den Abend über und der Abend in die Nacht. Als Felix und ich schließlich im Bett lagen, erfasste mich plötzlich eine Welle von positiven Emotionen. Wann war ich das letzte Mal so glücklich gewesen?

Auch wenn ich wirklich an der Geschichte hänge, wird das nächste Kapitel das letzte sein. Wundert euch nicht, wenn es etwas länger dauert, ich will mir dafür viel Mühe geben. Weil einige es schade fanden, hier nochmal kurz die Erklärung: Ich habe einfach keine gute Idee mehr, wie es weiter gehen könnte. Die ganze Geschichte hat keine wirkliche Story und grade jetzt, wo ich an etwas anderes arbeite, merke ich, wie viel schwerer es dann ist, daran weiter zu schreiben.
Trotzdem danke für allen Support, bleibt gesund!

Gemischte Gefühle (Fanfiction Gemischtes Hack)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt