Es passiert gar nicht so selten, dass mich Leute ansprechen und mich um Hilfe beim Plotten / Re-Plotten und Weltenbau für ihre Story bitten. Mir macht sowas Spaß. Ich tauche gerne in andere Welten ein und bin gespannt zu erfahren, welche Geheimnisse da wohl lauern.
Die häufigste Frage, die ich bekomme ist :"Wie erkläre ich den Lesern meine Welt, bzw wie baue ich sie in die Story ein?" Tja ist tatsächlich nicht so einfach und die meisten sind enttäuscht, wenn ich dann sage, dass nicht alles möglich ist, was sie sich ausgedacht haben. Denn eines muss sich jeder klar machen, wenn man, nachdem man Stunden in den Weltenbau gesteckt hat, eine Geschichte über die Welt schreiben will.
Ihr schreibt eine Geschichte und kein Sachbuch!
Weltenbau ist also Beiwerk, im Grunde sowas wie die Verzierung auf der Torte, wobei die Torte immer im Vordergrund stehen wird! Wer das nicht verinnerlicht, wird Probleme haben das Balancing zwischen „Ich erkläre euch meine Welt" und „Das hier ist übrigens mein Plot" zu finden.Es muss klar sein, dass ihr eine Geschichte schreibt und da steht nunmal Plot und die Charaktere im Vordergrund. Trotzdem kann es ja aber auch passieren, dass eben eine solche Story in einer Welt spielt, die so abstrakt ist, dass man wirklich viel erklären muss.
Ich habe auch ganz am Anfang in meinem ersten Kapitel unglaublich viel falsch gemacht. Ich habe Dinge erklärt und Leser im ersten Kapitel mit Informationen erschlagen, dass die meisten dem eigentlichen Text gar nicht mehr folgen konnten. Ja, das war der Euphorie geschuldet.^^ Ich kenne das – man will halt einfach alles erzählen und bedenkt dabei nicht, das Info Overload eher das Gegenteil bewirtk.
Ich glaube auch nicht, dass es mir immer gelingt das Balancing zwischen Plot und Weltensetting zu finden, aber ich halte mich seit geraumer Zeit an einfache Regeln, mit denen ich sehr gut klar komme. Vielleicht sind sie ja auch was für euch :)
Regel Nr. 1: Das allgemeingültige Bild
Welten und Geschichten, sowie vieles anderes bei Storytelling, funktioniert nach dem Prinzip des allgemeingültigen Bildes.
Wenn man nicht explizit erwähnt, dass etwas „anders ist" wird das allgemeingültige Bild als Verständlichkeit gesetzt. Klingt jetzt ein bissl abstrakt aber ich meine damit folgendes:
Lasse ich meine Helden über eine Wiese laufen, muss ich nicht groß erklären, dass das Gras grün ist. Das Bild hat der Leser beim Wort „Wiese" sofort im Kopf. Ist in meiner Welt jetzt aber Gras prinzipiell blau, weil wegen „Gründe". Ja zum Henker, dann muss ich das schon erklären.Beim ganzen Drumherum kommt es also zunächst darauf an, was sich von der Realität, oder anders gesagt, von der Welt, wie wir sie kennen, unterscheidet. Und immer wenn hier etwas anders ist, dann erkläre ich das. Wie tief ich da einttauche hängt völlig von der Welt und der Situation ab.
Zum allgemeingültigen Bild gehört alles, was nach einem bestimmten Begriff sofort ein Bild in eurem Kopf verursacht.
Z.b:
Gras = grün
Zwerg = klein
Schwarze Magie = böse
Orks = böse
etc ...Fragt euch also, was ist das erste, was euch in den Kopf kommt, wenn ihr bestimmten Begriff seht. Ist genau dies jetzt in eurer Welt anders, dann müsst ihr ins Detail gehen.
Regel Nr. 2: Weltenbau ist nur cool, wenn sich das jemand merken kann!Du hast 37 unterschiedlichen Pflanzentypen definiert? Dein Nordstamm hat einen Clanführer, der 13 Cousins hat und du kannst von jedem einzelnen die Namen der Kinder aufzählen? Dazu hast du tolle Völker, eine eigene Sprache und sogar ganze Berge und Landstriche entwickelt, inklusive der Hintergrundgeschichte und Kriege der letzten 3,000 Jahre? Wow, coole Sache, aber ich verrate dir was – Das interessiert keine Sau!
Das ist hart, aber es ist ehrlich. Denn den Kram wird sich kein Mensch merken.
Denn besonders oft wird der Fehler gemacht, möglichst viele Informationen gerade am Anfang zu streuen. Gerne wird eine kriegerische Hintergrundgeschichte, die irgendwie um 27 Ecken Einfluss auf den Hauptplott hat, dann als Prolog getarnt. Was hier passiert ist eigentlich nichts anderes als. „Huhu guckt mal, wieviel Gedanken ich mir gemacht habe!! – Jetzt kniet bitte alle nieder und lobpreiset mich..." – öhm, ne danke eher nicht so.. Nein Spaß :)
So, als Leser nimmt man das dann relativ emotionslos auf, weil man ja noch gar keinen Bezug zur Welt und Story hat und dann sei es einem verziehen, dass man sich die Namen der 7 ehrenhaften Generäle nicht merken kann, die da für das „Gute" im Prolog mal eben umkippen...

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How to: Wie schreibe ich eine Geschichte
Non-FictionWie bringe ich die Idee in meinem Kopf zu Papier? Das ist wohl eine Frage, die einige Schreiberlinge haben, und an der nicht wenige scheitern. Doch ich treibe es noch etwas höher, denn mir geht es nicht nur um die Idee. Ich werde euch hier zeigen, w...