So erschöpft ich auch war, noch immer bin, selbst neben Domen gleite ich nicht in einen erholsamen Schlaf. Seine Brust hebt und senkt sich in einem beruhigenden Rhythmus und normalerweise würde mich dieser Stück für Stück einlullen, aber nicht heute. Egal wie schwer meine Augenlider sind, egal wie sehr mein Körper sich nach Ruhe sehnt, ich kann nicht einschlafen. Nur gegen Domens Brust gelehnt daliegen und seinem Herzschlag lauschen.
Er vermutet schon das etwas nicht stimmt, hat aber nicht nachgefragt und so sehr ich diese nicht drängende Eigenschaft an ihm schätze, so sehr hoffe ich auch darauf, dass er mich in die richtige Richtung stupst. Das ich nur einen kleinen Anstoß brauche, damit alles aus mir heraussprudelt. Ich mir keine Worte mehr zurechtlegen muss, sondern einfach nur frei heraus erzähle kann, was in dieser Party Nacht denn nun wirklich geschehen ist.
Auch als Domen sich hektisch umgedreht hat, um den Wecker zu beenden, habe ich mich nicht bewegt. Bin einfach ruhig gegen seine Brust gelehnt liegen geblieben, ohne ihm zu zeigen dass er sich nicht so anstrengen muss leise zu sein. Vorsichtig hat Domen meinen Griff um ihn herum gelöst, die Decke schützen über mich gezogen und dann noch einen sachten Kuss auf meine Stirn gehaucht.
So gerne hätte ich in diesem Moment meine Augen geöffnet, ihm mein Herz geöffnet, doch ein weiteres Mal blieb ich still. Ließ ihn seine Sachen zusammensuchen und schließlich das Zimmer verlassen, erst dann habe ich meine Augen geöffnet. Ich habe es ihm wieder nicht gesagt, konnte es einfach nicht über die Lippen bringen.
Vielleicht würde ich damit noch eine Weile länger durchkommen, auch wenn es unfair gegenüber Domen wäre, denn er hat alles Recht der Welt über alles bescheid zu wissen. Ich könnte warten bis die blauen Flecken blasser werden, die Kratzspuren verheilen und die Risse auf meiner Seele versucht haben sich zu schließen.
Allerdings gibt es an dieser Taktik einige Probleme. Domen und ich teilen und ein Zimmer und prinzipiell ist die Idee von den anderen einfach nur süß uns gemeinsame Zeit zu schenken, besonders mit dem Ausfall des ersten Wettkampfs, aber dieser Zeitpunkt ist doch mehr als ungünstig. Ja, Domen und ich teilen und auch so mal das Bett, aber da huscht er doch meistens früh morgens wieder zurück in sein eigenes Zimmer und dann würde er mich nicht beim Umziehen sehen.
Wir sind erst einige Stunden hier und eigentlich ist es sowohl in diesem Zimmer als auch in Domens Anwesenheit viel zu warm, um noch immer den Pullover zu tragen, aber ich möchte einfach nicht, dass er die blauen Verfärbungen um meine Handgelenke entdeckt. Also bleiben die Ärmel akribisch nach unten gezogen und zeigen nicht mehr Haut als nötig.
Dann ist da noch die Sache mit dem Körperkontakt. Ja, ich weiß das Domen mir niemals etwas tun würde, dennoch ist mein Herz und Körper zwiegespalten, wenn wir nur kuscheln. Auf der einen Seite fühlt es sich warm, vertraut und sicher an, auf der anderen schwappt die Panik immer höher und ich würde am liebsten weinen. Schreien und diesen Idioten verfluchen, der mich in dieses Dilemma gebracht hat.
Wie soll ich denn die gemeinsame Zeit mit Domen genießen, wenn sich meine Kehle Stück für Stück zuschnürt?
Jetzt ist er in einer Teambesprechung und ich kann nichts anderes tun als die Decke anzustarren. Ich weiß nicht, wie lange ich dort liege, aber irgendwann rappele ich mit einem Energieschub auf. Es ist Zeit für eine Dusche und einfach mal alle Gedanken und Empfindungen für einen Moment den Abfluss runterzuspülen. Die Wärme würde mich einhüllen und für einen Schutzfilm sorgen, damit ich für die nächsten Stunden gewappnet bin.
Schnell landet meine Kleidung auf dem Boden, ich vermeide den Blick in den Spiegel, will meine Augenringe und das krause Haar nicht sehen und starre stattdessen auf die Fliesen, damit ich auch keinen Blick auf meine vermackte Haut erhasche. Ich kann mich einfach selbst nicht sehen. Seufzend genieße ich die warmen Tropfen, senke meinen Kopf leicht und halte meinen Augen geschlossen. Das ist genau das richtige jetzt.
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Irgendwie anders [Domen Prevc]
FanfictionEmily, die Schwester von Stephan Leyhe begleitet ihren Bruder dieses Jahr während der Skisprungsaison. Mit einem Springer kommt sie so gar nicht klar und so kommt es immer wieder zu hitzigen Situationen zwischen ihnen. Doch nachdem sie ungewollt Zei...